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Mittwoch, 6. Juni 2012

{Rezension} La Nera - Ein Mafia-Roman von Claudio M. Mancini



Verlag: Knaur TB-Verlag 
Taschenbuchformat: 624 Seiten
ISBN: 978-3426509111
Erscheinungsdatum: 02. Mai 2012
Preis: 9,99 €


Die Patin

Die junge Sophia D’Arenal stammt aus einem kleinen Bergdorf nahe Corleone auf Sizilien. Sie heiratet den vermögenden Arzt Giulio Saviani, der mehrere Schönheitskliniken betreibt. Doch diese Kliniken sind nur ein Vorwand. Schnell stellt Sophia fest, dass sie in die „ehrenwerte Familie“ eingeheiratet hat und die Familie Saviani im großen Stil Organhandel betreibt. Als ihr Mann ermordet wird, übernimmt Sophia die Geschäfte der Firma und endlich hat sie so auch Gelegenheit, ihre Rache Wirklichkeit werden zu lassen und somit ihre Ehre wieder zu erlangen.




Als Grundlage für seinen neuesten Mafia-Roman hat der in Deutschland lebende Italiener Claudio M. Mancini das Phänomen der weiblichen Paten genommen und lehnt so seine Figur Sophia an reale Vorbilder an. Der Autor hat Kontakte zur sizilianischen Staatsanwaltschaft und zu Anti-Mafia-Ermittlern und hierdurch wirkt sein Roman, den man unbedenklich als Thriller bezeichnen kann, sehr gut recherchiert und wirklichkeitsnah.
 

Claudio M. Mancini hat seinen Mafia-Roman in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil, der von 1985 bis 1991 spielt, lernt man Sophia kennen, die BWL studiert und zusammen mit ihrem Bruder Tomasso und ihrem Vater in einem kleinen Bergdorf nahe Corleone lebt. Eines Tages ist die bis dahin lebenslustige, rassige, junge Frau einem grausamen Erlebnis ausgesetzt, welches ihr weiteres Leben für immer beeinflussen wird. Einige Jahre nach diesen fürchterlichen Erlebnissen heiratet sie den attraktiven Schönheitschirurg Giulio Saviani und unterstützt ihn aktiv bei seinen Geschäften. So erfährt sie auch bald, wie der Mafiaclan sein eigentliches Geld verdient.

Im 2. Teil, der die Jahre 1991 bis 2010 behandelt und den Hauptteil des Buches einnimmt, wechselt der Autor regelmäßig die Perspektiven und so lernt man auch die gefährliche Arbeit der Anti-Mafiaermittler kennen, wie auch die der Staatsanwältin, die ohne Bodyguards keinen Schritt mehr machen kann. Während Claudio M. Mancini den ersten Band recht zügig und straff erzählt, geht er ab 1991 mehr in die Details und zeigt auf, wieweit die Beziehungen der Mafia  in die Regierung reichen, wie den Ermittlern oft die Hände gebunden sind, ihnen Steine von verschiedenen Seiten in den Weg gelegt werden und welche Risiken sie bei der Aufdeckung von Mafia-Clans eingehen müssen. Und auch auf die unterschiedlichen Geschäfte der Mafia geht der Autor explizit ein, zeigt auf, wie blutig die Machtkämpfe unter den Mafiaclans sind und er erzählt natürlich die Geschichte von Sophia weiter.

Claudio M. Mancinis Schreibstil ist jederzeit mitreißend, fesselnd und flüssig. Zudem nimmt sich der Autor immer mal wieder Zeit, einem die Landschaft Siziliens und die Lebensweise der Sizilianer näher zu beschreiben. Dies wie auch seine sehr realistisch erzählte Geschichte sorgen dafür, dass der Roman jederzeit atmosphärisch dicht erzählt wirkt.

Zudem verschönt er nichts. Zwar sorgt der erste Teil des Romans dafür, dass man stellenweise die Rachgefühle und somit die Handlungen von Sophia nachvollziehen kann, allerdings stellt er Sophia alles andere als sympathisch dar, sondern beschreibt sie als eine zumeist gefühlskalte, knallharte Frau, die tablettenabhängig ist und einzig und allein nur noch für ihre Rache lebt und hierbei im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen geht.  Auch bei den weiteren Charakteren verschönt er nichts, Verräter werden gnadenlos nach bester Mafiamethode ermordet und dabei sind so manche Mordmethoden auch nichts für schwache Nerven. Und alle agieren durchweg realistisch und überzeugend, oft aber auch so, wie man es nun von ihnen erwartet. Hierbei sind alle Figuren detailreich beschrieben, sodass eine Verwechslung ausgeschlossen ist und sollte man sich doch einmal unsicher sein, am Anfang des Romans sind die wichtigsten Figuren aufgeführt.

Fazit: Ein überaus spannender und sehr wirklichkeitsnah erzählter Mafia-Roman, der durch authentisch agierende Charaktere und einer komplexen Story jederzeit überzeugt.

Der Autor:
Claudio Michele Mancini wurde kurz nach Kriegsende als Sohn einer deutschen Mutter und eines italienischen Vaters geboren und wuchs in der Provinz Verbania am Lago Maggiore auf. 1964 machte er auf einer Klosterschule sein Abitur, studierte in München Psychologie und arbeitete danach als Dozent und Unternehmensberater in Frankreich, Italien, Deutschland und den USA. 2006 erschien "Infamità", sein erster Mafia-Roman. 2009 folgte "Mala Vita".

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