Leseempfehlungen

Freitag, 30. Oktober 2009

{Rezension} Das geheime Siegel von James Twining

Übersetzer: Axel Merz
Taschenbuchausgabe: 480 Seiten
ISBN: 3404159411
Genre: Thriller International
Erscheinungsdatum: 18. Februar 2009
Preis: 8,95 €


Auf der Suche nach der "echten" Mona Lisa

Tom Kirks väterlicher Freund wird in Sevilla, während vermummte Büßer durch die Stadt ziehen, brutal ermordet. In Schottland verschwindet ein wertvolles Gemälde, zurück bleibt eine schwarze Katze. Dies war das Markenzeichen von Tom Kirk, als er noch als Kunstdieb tätig war. Mittlerweile als Experte für Kunstdiebstähle im Einsatz wird er zu dem Gemälderaub hinzu gerufen und schnell ist klar, dass die Botschaft der schwarzen Katze eindeutig für ihn bestimmt ist. Sein alter Feind Ludovic Royal, genannt Milo, scheint wieder aktiv zu sein und augenscheinlich plant Milo den Coup des Jahrhunderts: Den Diebstahl des berühmtesten Gemäldes der Welt. Um dies zu verhindern, reist Tom nach Paris und dort trifft er auch Jennifer Browne wieder, die gerade hinter einem Ring von Kunstfälschern her ist.

Die Idee an sich ist ja nicht schlecht. Wie kann man sich sicher sein, dass im Louvre wirklich die echte Mona Lisa hängt. Könnte sie nicht bei ihrem Diebstahl im Jahr 1911 ausgetauscht worden sein, oder aber bei ihrer Rundreise durch Frankreich während des 2. Weltkriegs und heute bewundern wir alle eine Fälschung. Viele Mythen und Rätsel ranken sich um das kleine Bild im Louvre und geschickt spielt James Twining hier mit diesem Mythos und strickt eine intelligente und rasante Story rund um die Mona Lisa.

So ist die Spannung - auch bedingt durch interessante und überraschende Wendungen in der Story - von Anfang an vorhanden und hält sich mühelos bis zum Ende hin. Interessant ist auch, dass Tom Kirk im vorliegenden dritten Teil rund um seine Person endlich nähere Informationen über seinen verstorbenen Vater erhält. Dies ist natürlich besonders für Leser, die die beiden vorherigen Bände schon kennen, sehr interessant.

Seinen Protagonisten beschreibt James Twining sympathisch und detailreich, sodass man schnell einen Bezug zu ihm erhält. Auch alle weiteren Charaktere sind sehr facettenreich beschrieben und haben Tiefe.

Alles in allem ist James Twining mit seinem dritten Teil um seinen Protagonisten Tom Kirk wieder ein solider, fesselnder Thriller gelungen, der von der ersten Seite an überzeugt.

Mittwoch, 28. Oktober 2009

{Rezension} Sie sehen dich von Harlan Coben

Verlag: Goldmann Verlag 
Übersetzer:  Gunnar Kwisinski
Taschenbuchausgabe: 448 Seiten
ISBN: 3442468620
Genre: Amerikanischer Thriller
Erscheinungsdatum: 24. August 2009
Preis: 8,95 €


Das Geheimnis eines Teenagers

Tia und Mike Baye aus Livingston nahe New York sind besorgt. Seit dem Selbstmord seines Freundes vor vier Monaten ist ihr sechzehnjähriger Sohn Adam verändert. Von heute auf morgen hat er mit Eishockeyspielen aufgehört, ist verschlossen, in der Schule schlechter geworden, verbringt viel Zeit vor seinem PC und kommt nach Hause wann er will. Aus diesem Umstand heraus entschließen sich Tia und Mike ihren Sohn mit Hilfe neuester Softwareprogramme zu überwachen. Doch plötzlich verschwindet Adam spurlos und Tia und Mike begeben sich auf die verzweifelte Suche nach ihrem Ältesten, die sie bald in tödliche Gefahr bringt.

Neben der Geschichte von Adam und seinen Eltern erzählt Harlan Coben in einem weiteren Erzählstrang die Geschichte von Pietra und Nash, einem Pärchen, welches mordend durch Livingston und Umgebung zieht. Welche Gemeinsamkeiten diese beiden so unterschiedlichen Erzählstränge verbinden, erfährt man erst fast zum Schluss des Thrillers. Anfangs gewährt der Autor einem erst einmal einen kleinen Einblick in das gutbürgerliche Leben der Bayes und ihrem Umfeld. Da jedoch diese mit den Erzählungen von Pietra und Nash ständig wechseln, ist die Spannung recht schnell vorhanden und im Laufe des Thrillers steigert sich diese ständig, bis zum Ende hin die Fäden dann spannungsgeladen zusammen laufen. Die Lösung ist wirklich überraschend und hier wurde ein bisher bei uns noch nicht so bekanntes Problem bei Jugendlichen behandelt.

Seine Protagonisten Tia und Mike Baye beschreibt Harlan Coben als gutsituiertes Ehepaar Mitte Vierzig. Tia ist eine selbstbewusste, unter einen ziemlichen Kontrollwahn leidende Mutter, die nach jahrelanger Elternzeit wieder in ihren alten Beruf als Anwältin zurückgekehrt und hiermit sehr zufrieden ist. Ihr Mann Mike, ein sportbegeisterter Arzt, hat eher weniger Verständnis für Tias Kontrollverhalten. Allerdings stimmt er aus Sorge um Adam dann doch der Überwachung seines PCs zu. Auch die weiteren Charaktere sind detailreich beschrieben und stellenweise gewollt sehr undurchsichtig und nicht berechenbar.

Die Sorgen und Ängste der Eltern hat der Autor meiner Meinung nach überzeugend und vor allem auch nachvollziehbar beschrieben. Der Charakter von Adam bleibt verständlicherweise sehr undurchsichtig und obwohl er eigentlich die Hauptfigur des Thrillers ist, erfährt man von ihm sehr wenig, sodass man immer auf dem gleichen Wissenstand seiner Eltern ist. Dies und die überraschenden und nicht vorhersehbaren Wendungen der Story halten die Spannung konstant auf hohem Niveau.


Fazit: Mit seinem neuesten Buch ist Harlan Coben wieder ein sehr fesselnder Thriller bis zur letzten Seite gelungen, der in keiner Weise voraussehbar ist.

Dienstag, 27. Oktober 2009

{Rezension} Kap der Finsternis von Roger Smith

Verlag: Tropen Verlag
Übersetzer: Jürgen Burger / Peter Torberg
Gebundene Ausgabe: 356 Seiten
ISBN: 3608502025
Genre: Thriller International / Südafrika
Erscheinungsdatum: Februar 2010, 3. Auflage
Preis: 21,90 €



Ein Zufall lässt das Leben einer Familie aus dem Ruder laufen

Jack Burn ist mit seiner kleinen Familie aus den USA nach Kapstadt geflohen. Dort lebt er mit falscher Identität zurückgezogen ein sorgenfreies Leben. Bis zu dem Tag als zwei Gangmitglieder sich seine Wohnung für einen Einbruch aussuchen. Damit seine wahre Identität, die ihn in den USA eine lebenslange Gefängnisstrafe einbringen würde, nicht auffliegt, ermordet er die beiden Gangster. Dies wird durch Zufall von einem farbigen Wachmann beobachtet und ruft einen korrupten fetten Polizisten auf den Plan. Und von dem Moment an läuft das Leben von Jack und das seiner kleinen Familie komplett aus dem Ruder.

Ohne Zweifel wurde in den letzten Jahren viel für die Sicherheit in Kapstadt getan, bedingt auch einfach aus der Notwendigkeit heraus, den Tourismus im Land zu halten und noch zu fördern. Allerdings zeigt uns der in Kapstadt aufgewachsene Südafrikaner Roger Smith in seinem Debütroman auch eine andere Seite von Kapstadt. Die der Cape Flats, wo ein Menschenleben nichts zählt und er weiß wovon er schreibt. Schließlich lebt er mit einer Frau aus den Cape Flats zusammen. So muss man also davon ausgehen, dass seine gewalttätigen Szenen in Bezug auf Drogen, Vergewaltigung und Mord durchaus der Realität entsprechen.

Die Sprache von Roger Smith ist durchweg direkt und stellenweise sehr brutal, aber sie passt einfach perfekt zur Story. Die Spannung ist praktisch von der ersten Seite vorhanden, da der Plot direkt mit dem Einbruch der Gangster beginnt und hält sich mühelos bis zum extrem fesselnden Showdown. Immer wieder lässt der Autor den Leser einen Blick in das brutale Leben auf den Cape Flats werfen, allerdings zeigt er auch einige - wenn auch sehr wenige - gute Seiten, sodass dieser Blick durchaus nicht einseitig gezeichnet ist.

Seine Charaktere sind durchweg sehr komplex. Sein Protagonist Jack Burn, ein Mann Mitte Vierzig, Vatereines kleinen Sohnes und mit hochschwangerer Frau hat im Golfkrieg gekämpft und ist ein hoffnungsloser Glückspieler. Während des kompletten Thrillers hat er eigentlich keine Chance, auch mal selbst zu agieren, sondern ist ständig gezwungen, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen und entsprechend zu reagieren. Der zweite Hauptakteur ist der überaus fette, korrupte und bigotte Bure und Inspektor Rudi Barnard, der ohne Skrupel erpresst und mordet. Dann gibt es noch den Farbigen Wachmann Benny "Niemand" Mongrel, der den Großteil seines Lebens im Gefängnis verbracht hat; die Farbige Carmen Fortune, eine Tik-Hure, die eine Schlüsselrolle in dem Thriller spielt und zum Schluss noch der Sonderermittler vom Stamm der Zulu Disaster Zondi aus Johannisburg. Dieser wurde beauftragt, der Korruption in der Polizei-Hierarchie in Kapstadt den Kampf anzusagen und er ist zwar absolut nicht bestechlich, jedoch eindeutig emotional gestört.

Die Geschichte an sich ist zwar stellenweise voraussehbar, jedoch von der ersten bis zur letzten Seite logisch und durchaus nachvollziehbar umgesetzt. Besonders das Ende ist meiner Meinung sehr passend für die komplette Story. Überraschend ist auch, dass es in diesem Thriller wirklich nicht einen Charakter gibt, der sympathisch ist bzw. in den man sich hineinversetzen könnte. Und trotzdem gelingt es dem Autor mühelos, einen von Anfang an an seinen Thriller zu fesseln.

Fazit: Alles in allem ist Roger Smith mit seinem Debütroman ein exzellenter, äußerst realer und brutaler Thriller gelungen, der einem die andere, düstere Seite von Kapstadt zeigt.

Montag, 26. Oktober 2009

{Rezension} Der Insektensammler von Jeffery Deaver

Übersetzer: Hans-Peter Kraft
Tachenbuchausgabe: 480 Seiten
ISBN: 3442359058
Genre: Amerikanischer Thriller
Erscheinungsdatum: Mai 2003
Preis: 8,95 €


 Spannungsgeladene Jagd durch den Paquenoke-Sumpf

Der gelähmte New Yorker Ermittler Lincoln Rhyme hat von einer neuen Art einer Operation erfahren und reist hoffnungsvoll mit seiner Assistentin Amelia Sachs nach North Carolina, um sich dort in einer Spezialkliniker der komplizierten Operation zu unterziehen. Doch bevor es dazu kommt, werden Rhyme und Sachs vom ortsansässigen Sheriff Jim Bell um Unterstützung gebeten. Der sechzehnjährige Einzelgänger und Insektenfan Garett Hanlon hat ein Mädchen in den nahe gelegenen Paquenoke-Sumpf entführt und Sheriff Bell ist mit dem Fall überfordert. Schon schnell können Rhyme und Sachs den jungen Außenseiter ausfindig machen und dem Gefängnis überstellen. Allerdings bleibt das entführte Mädchen verschwunden und Garett weigert sich hartnäckig, ihr Versteck preiszugeben. Als sich eine Bürgerwehr formiert und Amelia feststellt, dass Garett fast panisch vor Angst ist, entschließt sie sich, zusammen mit ihm in die Sümpfe zu fliehen, um das Mädchen zu suchen. Währendessen bleibt Rhyme rat- und hilflos zurück und fängt an, in der Vergangenheit von Garett zu recherchieren. Hierbei stößt er auf eine tödliche Gefahr.

Dieses Mal lässt sich Jeffrey Deaver etwas Zeit, bis er bei seinem Psychothriller die Spannung anzieht, zuerst plätschert die Story mehr so dahin, man fühlt sich jedoch trotzdem bei der Spurensuche und Rhymes gewohnt zynischem Verhalten gut unterhalten. Erst nach gut 200 Seiten zieht die Spannung extrem an und sobald sich Amelia auf die Seite von Garett schlägt und mit ihm in die Sümpfe flieht, ist es fast unmöglich, dass Buch auch nur kurz aus der Hand zu legen.

Was auch äußerst spannungsfördernd ist, sind die überraschenden Wendungen in dem komplexen Psychothriller. Hier ist wirklich nichts so, wie es anfangs scheint. Sehr intensiv und beklemmend beschreibt der Autor die Szenen im Sumpf wie auch das Verhalten von Garett, dem Insektensammler. Eindringlich werden einem nach und nach der Charakter und das Verhalten von ihm näher gebracht.

Auch alle weiteren Figuren sind gewohnt detailreich und lebendig beschrieben. Hier natürlich in erster Linie Rhyme und Sachs, wobei Rhyme wieder gewohnt zynisch, überheblich und herrlich arrogant auftritt. Etwas aufgelockert wird die düstere Stimmung des Psychothrillers durch die gelegentlichen Kabbeleien zwischen Rhyme und seinem „Mädchen für alles“ Thom, der sich absolut nichts von Rhyme vorschreiben lässt und immun gegen seine Sticheleien ist.

Fazit: Alles in allem ist Jeffrey Deaver mit dem vorliegenden Psychothriller wieder ein spannungsgeladenes, sehr facettenreiches Buch gelungen, welches zwar dieses Mal etwas braucht bis Spannung aufkommt, aber Durchhalten wird hier eindeutig belohnt.

{Rezension} Der Fluch von Belheddon Hall von Barbara Erskine


Verlag: Heyne Verlag 
Taschenbuchausgabe: ---
ISBN: 3453136535
Genre: Mystery Roman
Erscheinungsdatum: 1998
Preis: ---


 Zum Gruseln schön

Als Joss erfährt, dass sie von ihrer leiblichen Mutter ein altes Gutshaus geerbt hat, entschließt sie sich, zusammen mit Mann und kleinem Sohn, dort einzuziehen. Obwohl die Einwohner des nahe liegenden Dorfes sie eindringlich davor warnen. Doch Joss, von Adoptiveltern aufgezogen, möchte ihre eigene Vergangenheit kennen lernen und ignoriert die Warnungen. Als sie jedoch die ersten Spukerscheinungen wahrnimmt, muss sie feststellen, dass die Warnung doch nicht so aus der Luft gegriffen sind und auch ihr kleiner Sohn scheint diese zu sehen. Nichtsdestotrotz erforscht sie jedoch mit ihrem Freund, einem Geschichtswissenschaftler, die Vergangenheit ihrer Mutter mithilfe derer Tagebücher und stößt hierbei auf unvorstellbare Tatsachen, die alle mit Belheddon Hall in Zusammenhang stehen. Offensichtlich sind alle männlichen Bewohner des herrschaftlichen Gutshauses auf unerklärliche Weise gestorben. Sind nun Joss’ Mann und ihrer kleiner Sohn in Gefahr.

Praktisch von der ersten Seite gelingt es Barbara Erskine mühelos, einen an das Buch zu fesseln. Sofort baut sich beim Lesen eine düster, gruselig schaurige Stimmung auf, die sich mühelos über die gesamte Geschichte hält. Klar sind die erzählten Spukgeschehnisse nicht neu (Lichter, die ausgehen; Türen öffnen und schließen sich plötzlich; Gegenstände liegen nicht mehr da, wo man sie hingelegt etc.), aber der Autorin gelingt es nahezu perfekt, einen von Anfang an wunderbar zu unterhalten und einen ordentlich gruseln zu lassen.

Ihre Charaktere, besonders der von Joss, sind sauber herausgearbeitet, detailreich und lebendig beschrieben. So nimmt man Joss ihr Handeln zu jeder Zeit der Geschichte ab und ist für einen auch nachvollziehbar umgesetzt.

Fazit: Für Liebhaber gruselig schauriger Romane ist „Der Fluch von Belheddon Hall“ absolut zu empfehlen. Und auch Leser, so wie ich, die dieses Genre eher weniger lesen, werden wunderbar unterhalten.

{Rezension} Die Puppenspieler von Tanja Kinkel


Tachenbuchausgabe: 672 Seiten
ISBN: 3442468876
Genre: Historischer Roman
Erscheinungsdatum: 20. Oktober 2008
Preis: 10,00


Praller, bildgewaltiger Roman zur Zeit der Hexenverfolgung

Die Mutter und Hebamme von Richard Artzt, einem 12-jährigen Jungen, wird mit Beginn der Hexenverfolgung im Jahr 1484 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Zutiefst verstört und mit einem schier unüberwindbaren Widerwillen gegenüber der Kirche behaftet, kommt Richard zu seiner Tante, die Schwester seiner Mutter. Diese ist mit Jakob Fugger verheiratet und dort erhält er eine umfangreiche Erziehung und fundierte Ausbildung als Kaufmann. Nach Beendigung seiner Ausbildung führt Richard sein Beruf nach Florenz und Rom. Hier findet er seine große Liebe und schon bald steht er vor einer schicksalhaften Entscheidung.

Prall, bildhaft und überaus fesselnd ist der Schreibstil von Tanja Kinkel und so entführt sie einen fast augenblicklich in das 15. Jahrhundert und gewährt dem Leser einen fantastischen Einblick in die Zeit der Renaissance Italiens. Und obwohl das Buch gespickt ist mit historischen Ereignissen, sind diese niemals langatmig, sondern sehr unterhaltsam beschrieben. Hier hat sich die Autorin auch die Freiheit herausgenommen, einige historische Daten zugunsten des Romans zeitlich ein wenig zu verschieben. Dies ist jedoch im Nachwort aufgeführt.

Ihr Protagonist Richard ist ein junger, sympathischer, wiss- und lernbegieriger Junge / Mann. Allerdings lastet der Mord an seiner Mutter, die nur als Hexe verbrannt wurde, weil sie den Avancen eines Geistlichen nicht nachgekommen ist, schwer auf seinem Gemüt und ihn verfolgt jahrelang nur ein Ziel: Den Mord an seiner Mutter zu rächen. Ob er dies letztendlich erreicht und sein aufregendes Leben im Hause Fugger beschreibt Tanja Kinkel in dem vorliegenden Roman in sehr spannender Weise.

Auch die weiteren Charaktere, die Richard im Laufe seiner Geschichte begegnen, sind von Tanja Kinkel sehr detailreich und lebendig beschrieben, sodass man schnell die von der Autorin gewollten Sympathien bzw. Antipathien ihnen gegenüber entwickelt.

Fazit: Ein praller, farbenprächtiger historischer Roman. Anfangs benötigt die Geschichte zwar ein wenig, aber schon nach kurzer Zeit ist man gefesselt an die überaus bildhafte Schreibweise von Tanja Kinkel.

{Rezension} Das große Spiel von Claude Cueni



Verlag: Heyne Verlag 
Tachenbuchausgabe: 448 Seiten
ISBN: 3453432770
Genre: Historischer Roman
Erscheinungsdatum: 02. Januar 2008
Preis: 8,95 €


Historischer Roman mit wahrem Hintergrund

Als der junge John Law Ende des 17. Jahrhunderts das Vermögen seiner Familie verspielt und dann noch bei einem Duell seinen Gegner tötet, muss er England verlassen. Auf seiner Flucht quer durch Europa kommt ihm die Idee, Papiergeld herzustellen. Doch zuerst stößt seine bahnbrechende Idee auf kein Interesse. Als er dann schließlich nach Frankreich kommt, trifft er dort den Herzog von Orléans und dieser kann sich mit der Idee von John anfreunden und die Beiden entwickeln sie weiter. 1716 ist es dann soweit und John Law gründet die Banque Royale und gibt das erste Mal Papiergeld aus. Schnell häuft er ein Vermögen an und wird zum reichsten Mann seiner Zeit. Doch wo viel Geld ist, da sind auch viele Neider und bald holt ihn seine Vergangenheit ein.
 
Claude Cuenis gibt dem Leser einen hervorragenden Einblick in die wahre Geschichte des John Law, dem Erfinder des Papiergeldes. Er stellt ihn als ein sympathisches, draufgängerisches Genie dar, der mit einer bewundernswerten Beharrlichkeit hinter seiner Idee steht. Anfangs noch ein arroganter junger Mann, dessen einzige Interessen das Glückspiel und die Frauen sind, wandelt sich John Law im Laufe des Romans zu einem gewissenhaften Familienvater, mathematischen Genie und Finanzjongleur, der jedoch seiner Spielsucht nie ganz entsagen kann.

Die politischen wie auch wirtschaftlichen Verhältnisse der damaligen Zeit erzählt der Autor sehr interessant und informativ, ohne dabei auch nur einmal langatmig zu werden. Sein Schreibstil ist zu jeder Zeit fesselnd und bildhaft, sodass man sich zu jeder Zeit sehr gut unterhalten fühlt.


Alles in allem ein wirklich packender, spannender und sehr unterhaltsamer historischer Roman mit einem wahren Hintergrund.


Sonntag, 25. Oktober 2009

{Rezension} Schlangenhaus von Sharon Bolton

Übersetzer: Marie-Luise Bezzenberger
Gebundene Ausgabe: 512 Seiten
ISBN: 3442546346
Genre: Englischer Krimi
Erscheinungsdatum: 25. Mai 2009
Preis: 19,95 €

Merkwürdige Schlagenfunde in einem kleinen Dorf

Als die junge Tierärztin Clara Benning morgens von ihrer Nachbarin um Hilfe gebeten wird, ahnt sie noch nicht, dass es mit dem ruhigen Leben in dem englischen Dorf, in dem sie lebt, vorbei sein wird. Völlig aufgelöst teilt ihr ihre Nachbarin mit, dass sie eine Schlange im Kinderbett der kleinen Sophia gefunden hat. Clara gelingt es, die Giftschlange zu fangen, bevor sie das Baby beißen kann. Doch die merkwürdigen Schlangenfunde häufen sich in dem kleinen beschaulichen Dorf nähe Bristol und unweigerlich kommt es auch zu Todesfällen. Ist das Dorf nur Opfer einen ungewöhnlich hohen Schlangenpopulation in diesem Frühjahr oder aber setzt jemand mit Absicht Schlangen in verschiedenen Häusern des Dorfes aus.

Die merkwürdigen Schlangenfunde und das beharrliche Schweigen der älteren Einwohner in Bezug auf den Brand der Dorfkirche Ende der 1950er Jahre ruft Claras Neugier auf den Plan und schon schnell fängt sie auf eigene Faust an, Ermittlungen anzustellen. Unterstützt wird sie hier vom ortsansässigen Kriminalbeamten Matt Hoare und von dem etwas eigensinnigen Schlangenexperten Sean North. Und je tiefer Clara in die Vergangenheit des Dorfes eintaucht, umso verwirrender werden die Informationen, die sie erhält. Eindeutig scheint jedoch zu sein, dass der Brand der Kirche mit den merkwürdigen Todesfällen und den Schlangen in Verbindung steht.

Aus der Perspektive der jungen Clara erzählt Sharon Bolton ihren neuesten Thriller. Wobei man sich anfangs gar nicht so sicher ist, hier anstelle eines Thrillers einen Gruselroman in Händen zu halten. Die Story ist von Anfang an sehr mysteriös, gruselig und atmosphärisch sehr dicht umgesetzt und die Spannung ist praktisch von der ersten Seite an vorhanden und hält sich mühelos bis zum Ende. Da man während des Lesens ständig auf dem gleichen Wissensstand wie Clara ist, ist einem das Motiv und vor allem der oder die Täter bis kurz vor Ende nicht bekannt. Zusätzlich enthält die Story einige überaus überraschende Wendungen, sodass man öfters auf eine falsche Fährte gelockt wird.

Ihre Protagonistin Clara Benning beschreibt die Autorin als eine junge couragierte und extrem introvertierte junge Frau, die seit ihrer Kindheit im Gesicht gezeichnet ist und aus diesem Grund sehr zurückgezogen lebt und Menschen in der Regel lieber aus dem Weg geht. Worum es sich bei der Verunstaltung handelt und welche Umstände hierzu geführt haben, erfährt man erst fast zum Schluss der Geschichte. Der Schreibstil von Sharon Bolton ist von Anfang äußerst fesselnd und sehr bildhaft, sodass man sehr schnell ein Bild der mitwirkenden Personen erhält, die von der Autorin facettenreich, lebendig und stellenweise sehr undurchsichtig beschrieben sind.

Fazit: Nach "Todesopfer" ist Sharon wieder ein hervorragender Thriller gelungen, dem es mühelos gelingt, einen von der ersten bis zu letzten Seite zu fesseln. Zusätzlich erhält man noch einige interessante Informationen zum Thema "Schlangen", sei es über ihr Leben in der freien Wildbahn oder aber ihre religiöse Bedeutung bei den verschiedensten Kulturen.

Mittwoch, 21. Oktober 2009

{Rezension} Die Toten schweigen nicht von Paul Cleave


Verlag: Heyne Verlag
Übersetzer: Frank Dabrock
Taschenbuchausgabe: 464 Seiten
ISBN: 3453433084
Genre: Thriller International / Neuseeland
Erscheinungsdatum: 01. September 2009
Preis: 8,95 €

Düsterer, überaus spannender Thriller

Was für den Ex-Cop und Privatdetektiv Theo Tate aus Christchurch, Neuseeland, morgens noch wie ein Routinejob aussieht, entwickelt sich für ihn zu einem wahren Alptraum. Tate wohnt auf dem ortsansässigen Friedhof der Exhumierung von Henry Martin bei. Doch anstelle des älteren Herrn liegt in seinem Sarg eine junge Frau und kurz darauf tauchen im nahe liegenden See mehrere Leichen auf. Der Privatdetektiv beginnt mit seinen Ermittlungen und muss schnell feststellen, dass er hier einem Serienmörder auf der Spur ist. Und eher er es sich versieht, hat er auch noch seine ehemaligen Kollegen gegen sich aufgebracht. Vollkommen auf sich alleine gestellt, ermittelt Tate unbeirrt weiter und weckt damit die Aufmerksamkeit des Mörders.

Nach dem Unfall seiner Familie ist Theodore Tate ein gebrochener Mann, der seinen Job als Polizist gekündigt hat und sich nun mehr schlecht als recht als Privatermittler über Wasser hält. Von Selbstvorwürfen zerrissen, "verbeißt" er sich regelrecht in den Fall und versucht mit allen Mitteln, den Serienmörder zu stellen.

Diese Verbissenheit und auch Verzweiflung von Tate wird von Paul Cleave nachvollziehbar und eindringlich beschrieben. Er lässt seinen Protagonisten selbst seine Geschichte erzählen und so erhält man sehr schnell einen Bezug zu Tate und schon fast Verständnis für sein Handeln. Die Stimmung des Thrillers ist von Anfang an bedrückend und düster; hierfür sorgt nicht nur die Jahreszeit (Herbst), sondern auch die stellenweise doch recht bizarren Beschreibungen einiger Szenen.

Motiv und Täter sind bis ganz zum Schluss, jedenfalls ging es mir so, absolut nicht zu erkennen. Erst im letzten 1/3 des Thrillers zeichnet sich ein Motiv für die Morde und auch eine Beziehung zwischen den Mordopfern ab. Hierdurch kann man dann auch recht schnell auf die Identität des Mörders schließen.

Die Spannung baut sich eigentlich von Beginn sukzessive auf und hält sich mühelos über den kompletten Thriller hinweg. Immer wieder neue Hinweise und Wendungen in der Story sind ebenfalls spannungsfördernd und die lange Ungewissheit auf Täter und Motiv tun ihr übriges, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann.

Fazit: Ein überaus spannender Psychothriller, der von der ersten Seite an überzeugt. Allerdings sind einige Szenen doch etwas bizarr und deswegen nicht unbedingt etwas für schwache Nerven bzw. Mägen.

Dienstag, 20. Oktober 2009

{Rezension} Das verlorene Symbol von Dan Brown


Gebundene Ausgabe: 768 Seiten
ISBN: 3785723881
Genre: Amerikanischer Thriller / Mystery
Erscheinungsdatum: 14. Oktober 2009
Preis: 26,00 €


Ganz in der Tradition von Iluminati und Sakrileg

Robert Langdon wird von seinem Freund Peter Solomon kurzfristig um einen Vortrag in Washington gebeten. Dort angekommen muss er jedoch feststellen, dass er einer Finte aufgesessen ist und ihn ein Unbekannter ins Capitol gelockt hat. Dieser Unbekannte, der sich Mal'akh nennt, fordert von Langdon die Entschlüsselung der Freimaurerpyramide, ansonsten würde Peter Solomon sterben. Als Beweis, dass dieser in seinem Gewahrsam ist, hat er unter der Rotunde des Capitols die rechte Hand von Peter Solomon gelegt. Zusammen mit Katherine, der Schwester von Peter, und verfolgt von der CIA, macht sich Langdon daran, das Geheimnis der Freimaurer zu lösen. Immer hin und hergerissen, hier wirklich das Richtige zu tun.

Ganz in der Tradition von "Illuminati" und "Sakrileg" ist  auch "Das verlorene Symbol" aufgebaut, sodass man häufig Parallelen zu den Vorgängern beim Lesen feststellt. Und auch, wenn der Aufbau der Geschichte den Vorgängern entspricht, gelingt es Dan Brown dennoch, den Leser recht schnell an das Buch zu fesseln, auch wenn ich anfangs ständig das Gefühl hatte, alles bereits irgendwo schon mal gelesen zu haben. Was der Spannung natürlich auch förderlich ist, sind die teilweise recht kurzen Kapitel, die generell immer an der interessantesten Stelle enden, sodass ein Weiterlesen stellenweise ein regelrechtes Muss ist!!

Dieses Mal thematisiert Dan Brown das Geheimnis der Freimaurer schlechthin, worauf ich hier aber der Spannung wegen nicht näher eingehen möchte. Und auch dieses Mal wird man beim Lesen regelrecht "überschwemmt" mit Hinweisen, sodass eigentlich ständig der Laptop in der Nähe sein muss, um Beschreibungen, Orte, Symbole etc. zu googeln, um so seinen Wissensdurst zu stillen. Der Autor schickt seine Protagonisten hier auf eine regelrechte Schnitzeljagd quer durch die Sehenswürdigkeiten und der Geschichte von Amerikas Hauptstadt und deren Gründerväter. Stellenweise sind die ganzen Informationen aber auch etwas überladen und nehmen die Spannung aus der Story, gerade am Anfang kam es mir so vor. Erst zur Mitte hin nahm die Story für meine Begriffe erst richtig an Fahrt auf und konnte dann auch überzeugen.

Dan Browns Schreibstil ist gewohnt flüssig, unterhaltsam, detailreich und bildhaft. Allerdings verzichtet er dieses Mal - anscheinend bewusst, da jeder Fan Sakrileg gesehen haben wird - auf die Charakterbeschreibung von Robert Langdon. Für Neueinsteiger und Nichtkenner des Films könnte es so etwas schwierig werden, sich ein Bild von ihm zu machen. Alle anderen Charaktere sind gewohnt facettenreich beschrieben. Hier sticht vor allem die Figur von Mal'akh hervor, dessen Leben und Beweggründe für sein Handeln einem im Laufe des Buches näher gebracht werden. Allerdings ist auch auffallend, dass fast alle Charaktere wieder früh durchschaubar und problemlos in Gut und Böse aufgegliedert werden können.

Alles in allem ist Dan Brown mit "Das verlorene Symbol" ein unterhaltsamer, spannender Thriller gelungen, der ganz in der Tradition von Illuminati und Sakrileg geschrieben ist. 

Für Fans mit Sicherheit lesenswert, wenn man allerdings die Vorgänger kennt, kann man auch beruhigt auf die Taschenbuchausgabe warten, da die Geschichte - abgesehen des sehr interessanten Freimaurerthemas - nicht wirklich neu ist.

{Rezension} Tief im Wald und unter der Erde von Andeas Winkelmann


Verlag: Goldmann Verlag 
Taschenbuchausgabe: 416 Seiten
ISBN: 3442469554 
Genre: Deutscher Thriller
Erscheinungsdatum: 10. August 2009
Preis: 8,95 €


Psychothriller mit Gruselfaktor

Als die junge Jasmin Dreyer an einem verlassenen Bahnübergang mitten im Wald nahe Lüneburg verschwindet, beginnen Hauptkommissarin Nele Karminter und ihre Kollegen mit den Ermittlungen. Schnell stellen sie eine Verbindung zwischen dem Verschwinden von Jasmin und einem tödlichen Unfall her, der sich vor einem Jahr ebenfalls an diesem Bahnübergang ereignete. Damals starben vier junge Menschen und alles deutete damals auf Alkohol am Steuer hin. Als binnen weniger Tage weitere Frauen verschwinden, steht die Polizei unter massiven Ermittlungsdruck. Da findet Tim Siebert, ein Kollege von Nele, plötzlich eine Spur, die ihn tief in den Wald führt.

Atmosphärisch dicht erzählt Andreas Winkelmann seinen Thriller, der mit dem Tod der vier jungen Menschen beginnt und fast sofort in das Verschwinden von Jasmin übergeht. So ist die Spannung praktisch von der ersten Seite an vorhanden, bedingt auch durch die anfangs fast schon gruselige Beschreibung des Täters. Stellenweise ist sie auch nur unterschwellig und subtil, aber doch zu jeder Zeit spürbar. Und so gelingt es dem Autor mühelos, bei einem während des Lesens eine beklemmende und düstere Stimmung aufzubauen.

Immer wieder wechselt Andreas Winkelmann die Perspektiven und lässt einem so bei den Ermittlungsarbeiten mit leben, auf der anderen Seite gewährt er dem Leser aber auch einen Einblick in das Leben des Täters und zeigt auf, welches Schicksal den vermissten Frauen bevorsteht. Diese Wechsel sind sehr gut gelegt und halten so die Spannung ebenfalls auf einem sehr hohen Niveau.

Seine Protagonistin Nele Karminter ist eine junge, engagierte und couragierte Ermittlerin, die sich gerade neu verliebt hat. Immer mal wieder zeigt der Autor auch eine private Seite von Nele, sodass man viel von ihrem Charakter erfährt und sie einem so sehr schnell symphatisch wird. Die anderen Charaktere sind ebenfalls gut herausgearbeitet, hier sei besonders die Figur des Täters erwähnt. Bei ihm handelt es sich um einem jungen Mann, der in seiner Kindheit von seinem Vater seelisch wie auch körperlich misshandelt wurde und dies beschreibt Andreas Winkelmann in Rückblenden so bedrückend und eindringlich, dass man schon fast Mitleid mit dem Täter haben könnte.


Fazit: Andreas Winkelmann hat mit "Tief im Wald und unter der Erde" einen überaus spannenden und teilweise auch gruseligen Psychothriller abgeliefert, der gerade abends einen dazu verleitet, immer mal wieder etwas tiefer unter die Decke zu kriechen.

Montag, 12. Oktober 2009

{Rezension} Hiobs Brüder von Rebecca Gablé

Gebundene Ausgabe: 912 Seiten
ISBN: 3431037917 
Genre: Historischer Roman
Erscheinungsdatum: 09. Oktober 2009
Preis: 24,99 €



Flucht von der Isle von Whitholm

Im Jahr 1147 wird der unter Fallsucht leidende Simon de Clare auf die Isle of Whitholm vor der Küste Englands verbannt. Dort trifft er auf weitere Leidensgenossen, die alle geistig oder körperlich behindert sind und auf der Inselfestung ein menschenunwürdiges Leben führen müssen. Hier lebt auch Losian, der sein Gedächtnis verloren und mehr oder weniger die Verantwortung für die Bewohner der Insel übernommen hat, zu denen u.a. der Massenmörder Regy, die siamesischen Zwillinge Godric und Wulfric, der am Down-Syndrom leidende Oswald und die geistig Verwirrten Edmund und Luke zählen. Als sich nach einer Sturmflut die Möglichkeit zur Flucht ergibt, ergreifen sie diese. Unter der Führung von Losian macht sich die Gemeinschaft auf den Weg nach East Anglia und je länger die Reise dauert, desto mehr erkennt Losian, dass er nicht ganz unschuldig an dem jahrelang andauernden Bürgerkrieg zwischen König Stephen und Kaiserin Maud ist.

Die Geschichte beginnt mit der Ankunft von Simon auf der Inselfestung und sein erstes Zusammentreffen mit King Edmund. Dieser bildet sich ein, der wiedergeborene "Heilige Edmund" zu sein und der es nicht leiden kann, wenn in seiner Gegenwart geflucht wird. Dann wird aus dem heiligen Mann ein unbarmherziger Schläger. Außerdem gibt es da noch den liebenswerten, gutmütigen Oswald, der total auf Losian fixiert ist; Luke, der glaubt, dass in seinem Bauch eine Schlange lebt; die gutmütigen, hilfsbereiten Zwillinge und Reginald de Warenne! Dieser wird in Ketten gehalten, da man ansonsten jederzeit damit rechnen muss, dass er einem an die Kehle springt. Bei seiner Charakterbeschreibung hatte ich immer Sir Anthony Hopkins mit langen Zottelhaaren und -bart vor Augen. Der eigentliche Protagonist des Romans ist aber Losian, ein gebildeter Mann Mitte Zwanzig, der sich an seine Vergangenheit nicht mehr erinnern kann und entsprechend mit seinem Schicksal hadert. Das einzige was er weiß ist, dass er wohl ein Ritter gewesen sein muss, der im Heiligen Land war. Aber selbst hiermit kann er sich nicht sicher sein. Im Lauf der Romans findet er sein altes Leben wieder, ob er hiermit jedoch noch zurechtkommt, erzählt Rebecca Gablé im Lauf ihres Romans. Und zu guter Letzt noch Simon de Clare. Ein junger Adliger, der sich mit seiner Krankheit abgefunden und damit umzugehen gelernt hat und sich im Lauf der Geschichte vom verwöhnten Jüngling zum gestandenen Mann entwickelt.

Wieder einmal gelingt es Rebecca Gablé praktisch von der ersten Seite an, einen mit in das mittelalterliche England zu nehmen. Farbenprächtig und bildgewaltig erzählt sie die Geschichte von Losian und seinen Gefährten und dies dazu noch so fesselnd, rasant und spannend, dass man das Buch wirklich mal wieder nur schweren Herzens zur Seite legen kann.

Während des Lesens kommt natürlich auch wieder ihr schier unerschöpfliches Wissen der englischen Geschichte zum Vorschein. Problemlos gelingt es der Autorin, die verwinkelten Verwandtschaftsbeziehungen des englischen Hochadels des 12. Jahrhunderts verständlich zu skizzieren und die vielen Ränkespiele zu beschreiben, ohne auch nur einmal langweilig zu werden; ganz im Gegenteil.

Interessant ist auch, dass dieses Mal - im Gegensatz zur Waringham-Trilogie (Das Lächeln der Fortuna, Die Hüter der Rose, Das Spiel der Könige) - mehr der Fokus beim einfachen Volk liegt. Und hier ganz besonders die Schwierigkeiten aufgezeigt werden, mit denen sich geistig- und körperlich behinderte Menschen zu dieser Zeit auseinandersetzen mussten oder einfach auch nur Menschen, die etwas anders waren als das "gemeine Volk". So galt man als Aussätziger, wenn man unter Epilepsie litt oder als Besessener, wenn man eine Amnesie hatte. Anschaulich ist hier die Macht der Kirche, explizit der Kirchenmänner beschrieben, die einfach so einen gesunden Menschen als geistig behindert "abstempeln" konnten.

Fazit: Alles in allem ist Rebecca Gablé wieder ein praller, farbenprächtiger Roman gelungen, von dem man sich sehr gerne für ein paar Tage in das mittelalterliche England "entführen" lässt.

Dienstag, 6. Oktober 2009

{Rezension} Der rote Schrei von Mary Willis Walker



Verlag: Goldmann Verlag 
Übersetzer: Anke Caroline Burger
Taschenbuchausgabe: 442 Seiten
ISBN: 3442553539
Genre: Amerikanischer Thriller
Erscheinungsdatum: 2004


Atmosphärisch dichter Psychothriller

Nach 10 Jahren soll der Serienmörder Louie Bronk in Huntsville/Texas für den Mord an Tiny McFarland endlich hingerichtet werden. Molly Cates hat als Journalistin den Fall begleitet und anschließend ein Buch über Louie und seine Morde geschrieben, dass jetzt veröffentlicht wurde. Um einen abschließenden Bericht für ihre Zeitung zu schreiben, vereinbart sie ein Interviewtermin mit Charlie McFarland, dem Ehemann der Ermordeten. Als sie bei seinem Anwesen eintrifft, findet sie Georgia, die zweite Frau von Charlie, auf die gleiche grausame Weise ermordet vor, wie damals Tiny. Und Molly erhält plötzlich Gedichte vom Meisterdichter, der sich mit dem Mord brüstet. Gibt es einen Nachahmungstäter oder hat Louie die Unternehmensgattin gar nicht ermordet. Dann geschieht noch ein Mord und Molly macht sich zusammen mit ihrem Exmann, dem Polizisten Grady Traynor auf die Suche nach der Wahrheit.

Atmosphärisch sehr dicht hat Mary Willis Walker ihrem Psychothriller umgesetzt. Man ist augenblicklich mitten in der Geschichte drin und möchte eigentlich gar nicht mehr aufhören zu lesen. Obwohl sie sich anfangs ein wenig Zeit lässt, um die Vorgeschichte zu erzählen und ihre Protagonisten vorzustellen, baut sich die Spannung doch kontinuierlich auf und hält sich mühelos bis zum Ende des Thrillers.

Ihre Protagonistin Molly Cates beschreibt die Autorin als eine Frau Anfang Vierzig, die mitten im Leben steht, sympathisch, selbstbewusst und resolut ist, ihre Unabhängigkeit und ihre erwachsene Tochter liebt und in ihrem Beruf aufgeht. Ihre Sturheit bringt sie des Öfteren in die eine oder andere verzwickte Situation, trotzdem steht sie aber zu ihrer Meinung und akzeptiert auch die entsprechenden Konsequenzen. Ihr Verhältnis zu ihrem Exmann Grady Traynor, Lieutenant bei der Polizei in Austin/Texas, ist freundschaftlich und knistert an der einen oder anderen Stelle doch noch sehr. Auch die weiteren Charaktere sind klar und detailreich skizziert, sodass man sich sehr schnell ein Bild von ihnen machen kann und ganz selbstverständlich die von der Autorin gewollten Antipathien bzw. Sympathien entwickelt und trotzdem bleiben aber auch einige Charaktere gewollt undurchsichtig, was die Spannung in Bezug auf den Mörder sehr hoch hält.

Die Handlung ist geschickt aufgebaut und interessante Wendungen lassen während des Lesens keine Langeweile aufkommen. In Bezug auf Mörder und Motiv "tappt" man lange im Dunkeln und mit diesbezüglichen Hinweisen geizt die Autorin doch sehr. So fesselt das Buch - auch bedingt durch die flüssige, lebendige Schreibweise der Autorin - mühelos bis zum Ende.

Sonntag, 4. Oktober 2009

{Rezension} Rettungslos von Simone van der Vlugt


Verlag: Diana Verlag
Übersetzer: Eva Schweikart
Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
ISBN: 3453290658
Genre: Thriller International
Erscheinungsdatum: 23. Februar 2009
Preis: 17,95 €


Rettungslos einem Mörder ausgeliefert

Lisa lebt mit ihrer sechsjährigen Tochter Anouk in einem etwas abseits gelegenen Haus. Da die Kleine krank ist, hat Lisa ihre Tochter in der Schule abgemeldet und bei ihrer Firma Bescheid gegeben, dass sie 1 Woche Urlaub braucht. Genau in diese Zeit platzt der flüchtige Mehrfachmörder Mick Kreuger, überwältigt Lisa und nistet sich bei ihr und Anouk ein. Unter Todesangst und um Anouk zu schützen, geht Lisa auf alle seine Wünsche ein und unternimmt keinen Fluchtversuch. Am nächsten Tag verirrt sich die Journalistin Senta auf dem Heimweg. Durch Zufall trifft sie auf das Haus von Lisa. Als sie dort nach dem Weg fragen will, stellt sie fest, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Doch bevor sie die Polizei rufen kann, verunglückt sie mit ihrem Auto schwer.

Wie einen Paukenschlag lässt Simone van der Vlugt ihren Roman beginnen. Kaum hat man die erste Seite gelesen, befindet man sich auch schon mitten in der Geschichte. Was allerdings so rasant und fesselnd beginnt, lässt im Laufe der Handlung auch etwas nach und plätschert stellenweise nur so vor sich hin. Zum Ende hin zieht die Handlung dann wieder etwas an und wird stellenweise richtig spannend. Allerdings kommt meiner Meinung das Ende dann doch etwas abrupt und ist teilweise auch etwas unglaubwürdig umgesetzt.

Ihren Thriller (wobei er dies meiner Meinung nach nur bedingt ist) erzählt die Autorin aus Sicht von Lisa und Senta. Diese Erzählstränge wechseln sich ständig ab und sollten eigentlich für einen Spannungsaufbau sorgen, da jedoch die ganze Geschichte wenig Spannung enthält, entfällt das natürlich.

Die Charaktere von Lisa und Mick Kreuger sind überzeugend beschrieben und Simone van der Vlugt gelingt es mühelos, die beklemmende und ausweglose Situation von Lisa und Anouk anschaulich zu beschreiben. Auch der Charakter von Senta ist facettenreich dargestellt, allerdings kommt mir ihre Genesung dann doch etwas schnell vor und wirkt dadurch sehr konstruiert.


Die Geschichte ist meiner Meinung nach mehr ein Roman über eine Frau, die einem gefährlichen, psychisch kranken Mann hilflos ausgesetzt ist und keine Chance zum Entkommen hat. So erzählt Lisa dem Mörder alles was er hören möchte, nur um ihr Leben und vor allem das ihrer kleinen Tochter zu schützen. Dies ist zwar anschaulich, einfühlsam und nachvollziehbar erzählt, aber eben kein Thriller. Da hätte man die Story etwas anders anlegen müssen.

Freitag, 2. Oktober 2009

{Rezension} Seelenruhig von Andrea Vanoni


Verlag: Diana Verlag
Taschenbuchausgabe: 480 Seiten
ISBN: 3453352203 
Genre: Deutscher Krimi
Erscheinungsdatum: 05. Januar 2009
Preis: 8,95 €


"... Die Blumen des Bösen ..." 

Hauptkommissarin Paula Zeisberg aus Berlin hat einen neuen Fall. Auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin wurde in einer Gruft die grausam entstellte Leiche einer jungen Frau gefunden. Bei der anschließenden Obduktion stellt man fest, dass die junge Frau von einem "Fachmann" teilweise gehäutet wurde und Folterungen erdulden musste, die man aus dem Mittelalter kennt. Mit Hochdruck beginnen Paula Zeisberg und ihr Team mit den Ermittlungen. Diese verlaufen zunächst erfolglos bis ein weiterer Mord geschieht und Parallelen zum Tod einer jungen Frau im letzten Jahr festgestellt werden. Ist hier ein Serienmörder am Werk?

Der neue Krimi von Andrea Vanoni benötigt Zeit, bis er wirklich spannend wird. Zwar geschieht der erste Mord gleich zu Beginn, allerdings nehmen die anschließenden Ermittlungsarbeiten unnötig viel Raum in Anspruch. Wobei diese jedoch nicht wirklich langweilig beschrieben sind, sondern durchaus interessant und unterhaltsam und so ganz nebenbei erfährt man auch noch ein wenig über das Privatleben der mitwirkenden Personen. Aber erst als der zweite Mord geschieht, nimmt die Story endlich Fahrt auf und wird dann auch richtig fesselnd. Während des ganzen Krimis ist man ständig auf dem gleichen Wissenstand wie die ermittelnden Beamten, sodass ein Mitraten in Bezug auf Mörder und Motiv bis zum Ende hin möglich ist. Und hier gibt die Autorin immer mal wieder winzig kleine Hinweise auf verschiedene Personen, aber richtig sicher kann man sich eigentlich bis zum Ende nie sein.

Ihre Protagonistin Paula Zeisberg beschreibt die Autorin als eine sympathische, selbstbewusste und humorvolle Frau Mitte Dreißig, die eine Beziehung mit ihrer Jugendliebe pflegt, der die meiste Zeit beruflich auf Reisen ist uns sie sich deswegen kaum sehen. Paula vermisst Jonas zwar, ist aber auch mit ihrem unabhängigen Singleleben zufrieden. Zu ihren Kollegen wie auch zur Staatsanwältin Chris Gregor pflegt sie ein lockeres, freundschaftliches Verhältnis. Ihre Beziehung zur neuen Gerichtsmedizinerin Martina Weber ist noch ein wenig distanziert, jedoch hat sie sich schnell mit deren Bruder Stephan angefreundet und nimmt sein Angebot, ihr ihre neue Wohnung zu streichen, dankbar an.


Alles in allem ein recht unterhaltsamer, zum Ende hin wirklich spannender Krimi mit einem gruselig, schaurigen Thema aus dem man hätte mehr machen können.