Leseempfehlungen

Donnerstag, 26. August 2010

{Rezension} Vertrau mir blind von Nicolet Steemers


Übersetzer: Isabel Hessel
Genre: Psychothriller 
ISBN: 3426503905 
Taschenbuchausgabe: 304 Seiten
Erscheinungsdatum: 09. September 2009
Preis: 8,95 €


Auftauchen, um wieder zu verschwinden

Endlich der langersehnte Anruf. Heleen ist überglücklich, denn die Polizei hat ihre 17-jährige Tochter Mila in einem Park gefunden. Der Teenager ist zwar stark abgemagert und kann sich an die letzten 3 Monate ihres Verschwindens nicht erinnern, aber ansonsten scheint sie unversehrt. Überglücklich schließt sie Mila in die Arme. Doch ihr Glück währt nicht lange, denn schon kurze Zeit später verschwindet Mila wieder. Zurück bleibt nur ein Brief an ihre Eltern, dass sie sich keine Sorgen machen sollen und sie würde sich in einem Monat wieder melden, nach ihrem 18. Geburtstag. Heleens Exmann Friso wie auch die Polizei sind der festen Überzeugung, dass Mila aus freien Stücken gegangen ist, doch Heleen mag daran nicht glauben und begibt sich auf die Suche nach ihrer Tochter, die sie schon bald in Lebensgefahr bringt.

Wie ein Paukenschlag beginnt Nicolet Steemers ihren Psychothriller mit dem Anruf von Heleens Ex-Mann Friso, dass Mila gefunden wurde. Und so rasant wie die Geschichte ohne großes Vorgeplänkel beginnt, so spannungstreibend ist auch der Rest der Story angelegt. So lässt die Autorin einem kaum Zeit, sich während des Lesens zu entspannen und hetzt ihre Leser regelrecht durch den Thriller bis zum wirklich äußerst spannenden Ende. Somit ist zwar der Unterhaltungswert durchweg sehr hoch, auf die Hintergründe des eigentlichen Themas wird jedoch eher weniger eingegangen und so wirkt die Story dadurch recht oberflächlich.

Die Geschichte wird aus Sicht von Heleen erzählt, so erhält man recht schnell einen Bezug zu ihr und kann auch besser ihr stellenweise doch recht irrationales Handeln verstehen. Diese Emotionen vermittelt Nicolet Steemers gut, allerdings nervt stellenweise das recht hysterische und oft auch überzogene Handeln von Heleen. Zum einen versteht man aber auch gut die Wut, Verzweiflung und auch Enttäuschung von Heleen, gerade in Bezug auf ihren Ex-Mann und der Polizei. Gleichzeitig hat man jedoch auch Verständnis für das Verhalten von Friso wie auch der Polizei, die nicht an eine erneute Entführung glauben, sondern der Überzeugung sind, dass Mila aus eigenen Willen verschwunden ist. Allerdings kann man sich denken, dass Heleen mit ihrer Überzeugung Recht hat, ansonsten würde es sich hier nicht um einen Psychothriller handeln.


Fazit: Ein rasant erzählter Psychothriller, der zwar mit einer spannenden Story aufwarten kann, diese aber jetzt nicht unbedingt neu und doch recht oberflächlich angelegt ist.
 

Mittwoch, 25. August 2010

{Rezension} Kalte Stille von Wulf Dorn


Verlag: Heyne Verlag
Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
Genre: Deutscher Thriller
ISBN: 3453266862
Erscheinungsdatum: 23. August 2010
Preis: 16,99 €







Die dunkle Seite des Lebens

Nach langen Jahren kehrt Dr. Jan Forstner in seine alte Heimatstadt Fahlenberg zurück, um in der Waldklinik eine Stelle als Psychiater anzutreten. Traurige Erinnerungen verbindet Jan mit seiner Heimatstadt. Vor 23 Jahren ist sein kleiner Bruder spurlos verschwunden, seine Leiche konnte bis heute nicht gefunden werden und in derselben Nacht verunglückte sein Vater tödlich bei einem Autounfall. Jan macht sich bis heute Vorwürfe, denn in jener schicksalshaften Nacht war der damals 12-jährige mit seinem Bruder Sven zusammen allein im Park. Mit der neuen Stelle hofft er, seine Alpträume endlich hinter sich lassen zu können. Doch weit gefehlt! Jan lässt das Verschwinden von Sven keine Ruhe, vor allem als die junge Nathalie vor seinen Augen zu Tode kommt und es Hinweise gibt, dass ihr Freitod in Verbindung mit der Waldklinik steht und dies wiederum alles etwas mit dem Verschwinden von Jens zu tun haben scheint.

Schon der Prolog lässt einen auf einen äußerst spannenden Thriller hoffen und man wird hier während des gesamten Buches nicht enttäuscht. Geschickt gelingt es Wulf Dorn immer wieder neue Spuren und Hinweise auszulegen, sodass man sich in Bezug auf den Täter bis zum Ende hin nie sicher sein kann. Schnell ist einem beim Lesen klar, dass das Verschwinden von Sven eine Schlüsselrolle in der Geschichte spielt und die Hintergründe des eigentlichen Verbrechens hinter den Mauern der Waldklinik zu finden sind.

Und auch, wenn der Autor fast komplett auf reißerische Szenen verzichtet, ist ständig eine unterschwellige Spannung zu spüren, die einen durch den gesamten Thriller begleitet und somit auch die Neugier in Bezug auf das Schicksal von Sven wie auch dem rätselhaften Selbstmord von Nathalie hoch hält. Zusätzlich sorgen die geschickt gelegten Wechsel bei den Handlungssträngen, wie auch der äußerst flüssige und fesselnde Schreibstil von Wulf Dorn dafür, dass man fast nicht fähig ist, das Buch aus der Hand zu legen. Allerdings wirkte das Ende bzw. das Motiv des Täters mir dann doch etwas weit hergeholt und konstruiert, auch wenn seine Identität für mich dann doch überraschend war.

Nachvollziehbar beschreibt Wulf Dorn die innere Zerrissenheit, Trauer und stellenweise auch Hilflosigkeit von Jan, der sich nie mit dem Verschwinden seines Bruders abfinden konnte, immer noch das Diktiergerät mit den letzten Worten von Sven bei sich trägt und sich nach wie vor immer noch mit Selbstvorwürfen quält. Jan ist bereit, allein schon durch seine beruflichen Erfahrungen, sich endlich mit seiner Vergangenheit auseinander zu setzen und stimmt Hypnosesitzungen durch einen Kollegen zu. So erfährt man nach und nach seine Familiengeschichte kennen, aber auch hier gelingt es Wulf Dorn wieder, oft mehr Fragen aufzuwerfen als zu beantworten, bis zum Schluss dann alle losen Enden zusammen gefügt werden.

Alle weiteren Charaktere sind ebenfalls detailreich beschrieben, bleiben jedoch durchweg undurchsichtig und geben einem immer wieder Rätsel auf. Also genau so, wie man es von einem guten Psychothriller erwartet.

Fazit: Auch wenn das aktuelle Buch nicht ganz an „Trigger“ heranreicht, ist Wulf Dorn jedoch wieder ein sehr spannender und komplexer Psychothriller gelungen, der einen praktisch von der ersten Seite an in seinen Bann zieht.

Dienstag, 24. August 2010

{Leseeindruck} Schlaf still von Kate White

Übersetzer: Rasha Khayat
Taschenbuchausgabe: 464 Seiten
Genre: Amerikanischer Thriller
ISBN: 9783548282459
Erscheinungsdatum: 10. September 2010
Preis: 8,95 €




Ein geheimnisvoller Anruf

Eine Frau wacht mit rasenden Kopfschmerzen und einem metallischen Geschmack auf. Modriger Geruch umgibt sie. Befindet sie sich noch in einem Traum oder ist dies brutale Realität? Dann knarrt eine Tür und der Mörder ist auf dem Weg zu ihr. Nach dem kurzen Prolog wechselt die Geschichte zur Protagonistin Lake Warren. Diese kann sich nach vier düsteren Monaten endlich wieder über das Leben freuen und trifft sich mit ihrer Freundin Molly, denn ihre Scheidung steht kurz vor dem Abschluss und Lake glaubt, dies nun auch endlich überwunden zu haben. Molly freut sich zwar über die gute Laune ihrer Freundin, warnt sie allerdings auch vor Gefühlsschwankungen, die immer noch auftreten können.

Die beiden Frauen unterhalten sich vergnügt über Lakes  bevorstehendes erstes Date nach der Scheidung, über die Scheidung an sich und über Männer im Allgemeinen. So lernt man die 44-jährige Protagonistin und ihr Leben schon mal ein wenig kennen und so wird sie einem schon recht schnell sympathisch. Doch das vergnügliche Mittagessen mit ihrer neuen Freundin ist schneller beendet als gedacht, da Lake einen dringenden Anruf von ihrem Scheidungsanwalt erhält. Und Dringlichkeit ist auch geboten, denn Jack, Lakes Noch-Ehemann, fordert nun plötzlich das alleinige Sorgerecht für die beiden Kinder. Lake fällt aus allen Wolken und ist total geschockt und kocht vor Wut und Zorn. Ihr fiel der Gedanke schon schwer, die elfjährige Amy und den zwei Jahre jüngeren Will jedes zweite Wochenende ihrem Mann zu überlassen. Aber das Sorgerecht komplett zu verlieren, ist für Lake undenkbar. Und diese Wut und auch Hilflosigkeit vermittelt Kate White sehr nachvollziehbar.

Allerdings macht ihr Anwalt ihr große Hoffnungen, dass sie den Sorgerechtsstreit nicht verliert, denn schließlich hat die Marketingexpertin ihren beruflichen Erfolg zurückgeschraubt und kann sich meist ohne eine Nanny um die beiden Kinder kümmern. Im Gegensatz zu ihrem Noch-Ehemann, einem überaus erfolgreichen Geschäftsmann.  Jedoch rät ihr Anwalt Hotschkiss dringend, sich nicht mit Männern zu verabreden, sondern erst einmal ein Singleleben zu führen, um so genug Zeit für die Kinder zu haben und um Jacks Anwalt hier keine Angreiffläche zu bieten. Notgedrungen und wütend stimmt Lake zu.

Erschöpft verlässt Lake die Kanzlei ihres Anwalts und macht sich auf den Weg zu ihrem Appartement. Dort verbringt sie den ganzen restlichen Abend mit Nachdenken und so erfährt der Leser ein wenig über ihr Leben mit Jack und dem Ende ihrer Beziehung. Diese Zeilen sind verständlicherweise nicht besonders spannend, bringen einem aber Lake wieder ein wenig näher. Und hier zeigt sich auch, dass die Autorin fesselnd und unterhaltsam schreiben kann.

Doch ganz abrupt zieht die Spannung extrem an, denn bei Lake klingelt das Telefon. Am anderen Ende eine Frau, die fragt, ob dies der Anschluss der Familie Warren sei und ob Lake die Mutter von William Warren sei. Ohne Lakes angsterfüllte Frage, ob etwas mit ihrem Sohn passiert sei, zu beantworten, ist die Verbindung beendet und hiermit auch die Leseprobe.

Der Anfang des Thrillers ist wirklich geschickt mit seinen wechselnden Handlungssträngen gelegt. Zuerst ein äußerst spannender Prolog, bei dem der Leser weiß, dass hier mit Sicherheit mit einem Verbrechen zu rechnen ist, der Ausgang jedoch offen. Und auch in welchen Zusammenhang dieser zur restlichen Geschichte steht, ist noch völlig offen. Dann ein recht entspannender Handlungsstrang, in dem man schon ein wenig über die Protagonistin und ihr Leben erfährt und keine 10 Seiten später entwickelt sich die Story bereits zu einem spannenden Thriller. Diese Erzählweise wie auch die Inhaltsangabe des Buches versprechen einen äußerst spannenden und vor allem fesselnd und unterhaltsam erzählten Thriller.

Sonntag, 22. August 2010

{Rezension} Herbstvergessene von Anja Jonuleit

Verlag: dtv Verlag
Taschenbuch: 432 Seiten
Genre: Deutscher Roman/Krimi
ISBN: 3423247886
Erscheinungsdatum: 01. September 2010
Preis: 13,90 €




Ein Wiedersehen, das keines mehr wird

Nach über 10 Jahren meldet sich Lilli Sternberg bei ihrer Tochter Maja und bittet sie, nach Wien zu kommen, da sie ihr etwas Wichtiges erzählen müsste. Als Maja eine Woche später mehr wiederwillig  in Wien ankommt, muss sie jedoch erfahren, dass ihre krebskranke Mutter einen Tag vorher scheinbar Selbstmord begangen hat. Maja ist erschüttert. Denn obwohl sie nie ein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter hatte, kann sie sich mit dem Gedanken an Selbstmord nicht anfreunden. Zumal ist sie neugierig zu erfahren, was ihre Mutter ihr unbedingt erzählen wollte. So fängt Maja an, in der Vergangenheit von Lilli wie deren Mutter zu forschen und stößt dabei auf Ungereimtheiten. Immer mehr wächst in ihr der Verdacht, dass der Tod von Lilli kein Selbstmord war und ihre Großmutter ein dunkles Geheimnis gehütet hat.

Der zum Großteil aus Sicht von Maja erzählten Geschichte hängt zumeist ein Hauch von Herbstmelancholie an, wobei der Grund des Romantitels erst ganz zum Schluss offenbart wird. Die Autorin geht sehr auf die Gefühle ihrer Protagonistinnen ein und wechselt in ihrem Roman immer wieder die Erzählstränge, die zwischen Maja in der Gegenwart und der Geschichte ihrer Großmutter in 1940er Jahren wechselt. Allerdings kann man den Roman schwer einem bestimmten Genre zuordnen, denn bis gut zur Hälfte ist dies mehr ein Frauenroman und entwickelt sich im zweiten Teil zu einem äußerst rasant erzählten Krimi.

Der Geschichte aus der Vergangenheit liegt eine weitere dunkle Seite der Nationalsozialisten zugrunde. Anja Jonuleit behandelt recht ausführlich und informativ die SS-Organisation Lebensborn, der mehrere Mütter- und Entbindungsheime in Deutschland angehörten, so auch das Herrenhaus Hohehorst nahe Bremen, in dem ein Großteil der Geschichte von Majas Großmutter spielt.

Die Wechsel zwischen den Erzählsträngen sind gut gelegt und halten so meist die Spannung und Neugierde des Lesers auf einem hohen Niveau, da man nach und nach immer mehr vom Leben von Lillis Mutter erfährt und sehr bald feststellt, dass Maja hier einem düsteren Familiengeheimnis auf der Spur ist. Der sehr flüssige, emotionale und auch fesselende Schreibstil von Anja Jonuleit sorgt somit dafür, dass man sich bis zum Schluss wirklich gut unterhalten fühlt. Allerdings wirkt das rasante und spannende Ende etwas zu konstruiert, birgt zu viele Zufälle und kann somit nicht unbedingt als schlüssig bezeichnet werden.

Gut kann man die Gefühle von Maja nachvollziehen, ihre Wut, Trauer, Zorn, aber auch ihre Selbstvorwürfe und Neugier, und letzere zieht sie immer mehr in die Geschichte ihrer Mutter und Großmutter hinein. Hierbei stößt sie oft genug auf eine Wand von Lügen und Andeutungen und schon bald weiß weder Maja noch der Leser, wem zu trauen ist und wer ein falsches Spiel mit Maja spielt. Stellenweise wirken die Schilderungen der Gefühlswelt von Maja etwas überladen und stellenweise auch schwer nachvollziehbar, allerdings welcher trauernde Mensch, der vor allem einem dunklen Familiengeheimnis auf der Spur ist, reagiert unbedingt immer nachvollziehbar. Jedoch sind diese Beschreibungen zumeist unterhaltsam und nicht langatmig beschrieben, zumal immer wieder die Geschichte der Großmutter in den Vordergrund rückt und diese ein hohes Spannungspotential inne hat.

Fazit: Alles in allem erzählt Anja Jonuleit eine gefühlvolle, unterhaltsame und zum Schluss sogar richtig spannende Geschichte, die eine weitere dunkle, weniger bekannte Seite des Nationalsozialismus behandelt.


Freitag, 20. August 2010

{Leseeindruck} Ein Paradies für alle von Justus Pfaue

Gebundene Ausgabe: ca. 400 Seiten
Genre: Historischer Roman
ISBN: 9783547711684
Erscheinungsdatum: 08. September 2010
Preis: 19,95 €






Das größte Kaufhaus der Welt

Berlin, Anfang der 1930er Jahre. Hanna Berger und der Kaufhauskönig und Vorstandsvorsitzende der Wertheim AG, Georg Wertheim, sind seit 25 Jahren ein Paar. Georg betreibt zusammen mit seinen Brüdern das größte Kaufhaus der Welt, das Kaufhaus Wertheim. Der aus sehr ärmlichen Verhältnissen stammende Georg hat in letzter Zeit immer mehr Probleme mit seinem Augenlicht, was auch Hanna nicht entgangen ist. Doch ihre Bemühungen, ihn zu einem berühmten Augenarzt zu schicken, bleiben anfangs erfolglos, denn Georg befürchtet, am Grauen Star erkrankt zu sein und die Heilungschancen lagen zur damaligen Zeit gerade mal bei 50 %. Dank seines hervorragenden Gedächtnisses gelingt es ihm jedoch lange Zeit, seine verringerte Sehkraft vor anderen geheim zu halten, bis Hanna jedoch der Geduldsfaden reißt.

Die schöne, kluge und stets freundliche Hanna führt mit ihrem Georg ein sehr zurückgezogenes Leben und kann als „Guter Geist“ des Kaufhauses bezeichnet werden. Denn ihr gelingt es immer, Probleme mit der Belegschaft für alle Beteiligten so gut wie möglich zu lösen und auch hat sie für jeden der „Wertheimer“ immer ein freundliches Wort übrig. Allerdings ist ihre Liebe nicht öffentlich, da Georg bereits verheiratet ist, seine Frau Ursula weilt jedoch zumeist mit ihrem Geliebten auf Gut Saßleben im brandenburgischen Land, sodass er mit Hanna ein zurückgezogenes Leben in der gemeinschaftlichen Berliner Wohnung führen kann.

Liebevoll und mit einem kleinen Schuss Schlitzohrigkeit bringt Hanna ihren Georg schlussendlich doch noch dazu, einen Augenarzt aufzusuchen und auch die am nächsten Tag notwendige Operation über sich ergehen zu lassen. Die anschließende Genesungszeit verbringen die Beiden vollkommen zurückgezogen und hier spürt man deutlich, dass sie Beide ein sehr harmonisches Verhältnis zueinander haben und sich selbst genug sind. Immer wieder gelingt es Hanna problemlos, ihren doch etwas grantigen und zum Pessimismus neigenden Georg aufzuheitern. Denn neben seiner Liebe zu Hanna hat Georg nur den Erfolg seines Kaufhauses im Sinn und das schöne Osterwetter scheint ihm hier umsatztechnisch einen Strich durch die Rechnung zu machen, was seine Laune trübt.

Doch diese anfängliche Harmonie und ihr Leben im Überfluss und Luxus wird bald massiv gestört werden, denn Georg Wertheim ist Jude und die Machtergreifung von Adolf Hitler steht 1931 kurz bevor.

Justus Pfaue erzählt sehr anschaulich, unterhaltsam und ausführlich, ohne dabei zu ausschweifend zu werden. Allerdings ist schon auffallend, dass er sehr detailliert auf das anonyme, aber auch extreme Luxusleben von Hanna und Georg eingeht. Möglich, dass dies nur anfangs dazu dienen soll, einem seine Charaktere näher zu bringen, denn diese zeichnet er liebevoll und detailreich und auch das Flair von Berlin zur damaligen Zeit ist zwischen den Zeilen spürbar.

Einmal abgesehen von seinem Verhältnis zu Hanna, scheint sich Justus Pfaue sehr an die Biografie von Georg Wertheim zu halten, was einen interessanten Roman verspricht, auch in der Hoffnung, dass hier nicht die letzten Jahre seines Lebens, sondern auch die Geschichte von Hanna und Georg  selbst erzählt wird.

So verspricht die Leseprobe eine unterhaltsame und möglicherweise auch recht spannende und emotionale Geschichte.

{Award} Rezension des Monats Juli 2010

Ein ganz dickes Dankeschön an die Jury "Rezension des Monats" von lovelybooks.de. Sie hat meine Rezension Die Spur der Kinder von Hanna Winter  zur Rezension des Monats Juli 2010 gewählt.

Begründung der Jury:

Vielen Jurymitgliedern sprang diese Rezension sofort ins Auge, weil sie nicht zu viel und nicht zu wenig von der Handlung verrät und vor allem, weil sie Lust auf das Buch macht. Positiv aufgefallen sind auch die sprachliche Qualität der Rezension und der persönliche Unterton, in dem bellexr ihre eigene Meinung und Leseerfahrung schildert. Wir finden: eine würdige Gewinnerin, die sich über ein Buchpaket von LovelyBooks freuen darf. Herzliche Gratulation!

Hierüber habe ich mich riesig gefreut und bin mächtig stolz darauf!

Gleichzeitig sucht die Jury natürlich auch einen Nachfolger. Also, wenn Ihr eine tolle, einmalige, lesenswerte Rezension geschrieben habt, dann schickt den Link an rezensiondesmonats@hotmail.de. Ihr könnt bis 31. August 2010 Eure Rezension einreichen.

Mittwoch, 18. August 2010

{Rezension} Der Prinzessinnenmörder von Andreas Föhr

Broschierte Ausgabe: 377 Seiten
ISBN: 342666397X
Genre: Deutscher Krimi
Erscheinungsdatum: 09. September 2009
Preis: 12,95 €









Polizeiobermeister Kreuthner – der heimliche Star des Krimis

An einem kalten Januartag entdeckt Polizeiobermeister Kreuthner durch Zufall im Spitzingsee die Leiche eines jungen Mädchens, erstochen und bekleidet mit einem Brokatkleid. Kommissar Clemens Wallner und sein Team stehen noch ganz am Anfang der Ermittlungen als das zweite ermordete Mädchen gefunden wird. Und auch diese trägt ein Brokatkleid, sodass die Medien dem Täter schnell den Namen „Prinzessinnenmörder“ geben. Die Angst unter den Einwohnern in dem kleinen Städtchen in Oberbayern ist groß und viele stellen sich die Frage, ob hier ein Serientäter am Werk ist.

Neben den eigentlichen Ermittlungen erzählt Andreas Föhr in einem weiteren Erzählstrang die Geschichte eines Vaters, dessen Tochter im Teenageralter während einer Skitour verunglückt. Sehr eindringlich schildert er die vergeblichen Versuche des Vaters, seine Tochter zu retten. Schnell ist klar, dass diese Geschichte maßgeblich etwas mit dem Fall zu tun hat und der Autor präsentiert auch recht schnell die Identität des Täters. Allerdings bleiben seine Beweggründe für die Morde lange Zeit im Dunkeln.

Da der Autor seinen Krimi sehr schnell mit dem ersten Mord beginnt, ist die Spannung praktisch von der ersten Seite an vorhanden und hält sich durchweg mühelos bis zum wirklich fulminanten Ende. Und auch, wenn man bereits recht früh den Täter kennenlernt, überzeugen das anschließende Katz-und-Maus-Spiel wie auch die Ungewissheit in Bezug auf sein Motiv. Zudem ist der Schreibstil von Andreas Föhr sehr flüssig und fesselnd und häufig mit bayrischem Dialekt eingefärbt.

Die Figuren sind herrlich aus dem Leben gegriffen, stellenweise etwas überzeichnet und passen einfach perfekt in die Geschichte. Clemens Wallner ist ein sympathischer Single, der bei seinem kauzig-charmanten Großvater wohnt, viel Wert auf Teamarbeit legt, selten den Chef herauskehrt und in Sachen neue Beziehung knüpfen eher als zurückhaltend zu bezeichnen ist. Ganz im Gegenteil zu seinem fast 80-jährigen Großvater, der trotz seines Alters jeder Frau schöne Augen macht und es sich auch nicht nehmen lässt, seinem Enkel gutgemeinte Ratschläge in Sachen Damenwelt zu erteilen. Die Kabbeleien der Beiden sind herrlich erfrischend beschrieben und sorgen oftmals für ein Schmunzeln.

Ähnlich geht es einem auch bei Polizeiobermeister Kreuthner. Dieser betrachtet den Fall als „seinen Fall“, schließlich hat er die erste Leiche gefunden hat und sonnt sich entsprechend in der Anerkennung und dem Interesse seiner Kollegen. Eigentlich spielt der Polizeiobermeister nur eine Nebenrolle in dem Krimi, doch seine kurzen Auftritte sind durchweg witzig und spitzbübisch beschrieben.  Besonders amüsant zu lesen sind seine „fachmännischen“ Erklärungen zur Ermittlungsarbeit gegenüber seinem Auszubildenden und dies natürlich auch wieder im besten Bayrisch geschrieben.

Fazit: Alles in allem überzeugt Andreas Föhr mit seinem Debütroman durchweg mit einer schlüssigen Geschichte, gewürzt mit einem ordentlichen Schuss Lokalkolorit und mit Charakteren, die durchweg überzeugen.

Dienstag, 17. August 2010

{Leseeindruck} Engel aus Eis von Camilla Läckberg


Übersetzer: Katrin Frey
Gebundene Ausgabe: 512 Seiten
Genre: Skandinavische Krimi
ISBN: 9783471350157
Erscheinungsdatum: 10. September 2010
Preis: 19,95 €


Ericas Reise in die Vergangenheit

Der Krimi beginnt mit dem Tod eines Mannes und dies auf sehr drastische Weise. Sehr anschaulich und beschreibt Camilla Läckberg, wie sich die Fliegen an der Leiche des Mannes, besonders an seiner Kopfwunde, gütlich tun. Doch dies ist nur ein kurzes Intermezzo und die Autorin wechselt über zu ihrer Protagonistin.

Am Tag des ersten Geburtstags ihrer Tochter Maja hat sich Erica endlich zu der Entscheidung durchgerungen, die Bücher ihrer Mutter vom Dachboden zu holen und sich mit ihrer Vergangenheit zu befassen. Sehr zwiespältige Gefühle beschäftigen sie wie auch viele Fragen, die immer wieder aufkommen. Sie hat Angst vor dem, was sie in den Tagebüchern von Elsy erfahren könnte und dauch Skrupel, denn hat sie überhaupt das Recht, die intimsten Gedanken ihrer Mutter zu lesen? Diese innere Zerrissenheit beschreibt die Autorin nachfühlbar und vor allem sehr einfühlsam. Mit Schuld an ihrer Unentschlossenheit ist auch der Gegenstand, den Erika bei einer ersten Sicht der Kiste, in dem sich die Bücher befinden, gefunden hatte. Es handelte sich um einen Naziorden, eingewickelt in ein blutbeflecktes Hemd. Mit diesem Wissen kann der Leser noch besser nachvollziehen, warum Erika sich davor scheut, die blauen Notizbücher zu lesen. Als die ersten Gäste kommen, nimmt Erica kurz entschlossen die Notizbücher wie auch das blutbefleckte Hemdchen vom Dachboden mit hinunter.

Anschließend ist man bei der Geburtstagsfeier der kleinen Maja dabei und so bekommt man schon einmal einen ersten – recht ausführlichen – Eindruck von Erika und ihrem Mann Patrick wie auch von ihren Freunden, die einen Sohn im Alter von Maja haben und Ericas Schwiegermutter. Und auch für Erica beginnt mit Majas erstem Geburtstag ein neuer Lebensabschnitt, denn ab sofort wird sich Patrick um Maja tagsüber kümmern, sodass Erica in Ruhe an ihrem Buch arbeiten kann. Doch dies gestaltet sich bei weiten nicht so ruhig und einfach wie Erica es sich erhofft hatte.

Kurz lernt man auch in einem weiteren Erzählstrang den Dienststellenleiter der Polizei, Bertil Mellberg wie auch Annika und die neue Kollegin kennen. Die neue Kollegin hat einen herrenlosen Hund gefunden und mit der hartnäckigen Hilfe von Annika gelingt es ihr, das Herz von Bertil zu erweichen und ihn zu überreden, den Hund für kurze Zeit bei sich aufzunehmen. Nach außen hin mehr wiederwillig erklärt sich Bertil schlussendlich dazu bereit, man merkt aber, dass er hier gar nicht so böse darüber ist.

Zum Schluss führt einen die Leseprobe wieder an den Anfang der Geschichte zurück, als die Jugendlichen Adam und Mattias beim Einbruch in ein Haus die Leiche des Mannes vom Anfang des Krimis finden. Die anfangs großspurige Art der Beiden über den Erfolg des Einbruchs ist schnell vergangen, als sie die Leiche entdecken. Einer der beiden meldet den Leichenfund der Polizei, dieser Anruf landet bei Bertil Mellberg, während er gerade überlegt, welchen Namen er seinem Hund geben soll.

Und dann wechselt die Zeit, denn Erica hat sich endlich dazu durchgerungen, mit der Lektüre ihrer Mutter zu beginnen und schon befindet man sich im Jahr 1943 … tja und dann ist leider die Leseprobe vorüber.

Camilla Läckbergs flüssiger und fesselnder Schreibstil überzeugt auch dieses Mal gleich von der ersten Seite an und durch die geschickt wechselnden Erzählstränge baut sich zum einen schon eine gewisse Spannung auf, zum anderen nimmt sie diese auch immer mal wieder etwas heraus, um schon ein wenig ihre Figuren vorzustellen. So wird die Neugier beim Lesen fast augenblicklich geschürt und man erhält auch schnell schon einen Bezug zu den Mitwirkenden. Diese Beschreibungen versprechen facettenreiche und interessante Charaktere.

Besonders gut gefallen hat mir der Wechsel in die Vergangenheit, die einem im Lauf des Krimis wahrscheinlich häppchenweise serviert wird und man so eine Verbindung zwischen Elsy und dem Toten herstellen wird. Dies verspricht eine spannende und interessante Geschichte.

Montag, 16. August 2010

{Rezension} Tödliche Kampagne von Rosa Ribas

Übersetzer: Kirsten Brandt
Taschenbuchausgabe: 462 Seiten
ISBN: 3518461842Genre: Deutscher Krimi
Erscheinungsdatum: 16. August 2010
Preis: 9,95 €



Mord in der Welt der Kreativen

Nach ihrem Debütkrimi „Kalter Main“ lässt Rosa Ribas wieder ihre Protagonistin Cornelia Weber-Tejedor in Frankfurt ermitteln. Es ist nicht unbedingt notwendig, diesen bereits gelesen zu haben, um die Handlung im vorliegenden Krimi zu verstehen, allerdings ist der Debütroman zum einen äußerst lesenswert und zum anderen werden einem einige Zusammenhänge hierdurch verständlicher. Nun zum Buch:

Da die Ermittlungen um das Verschwinden einer moldawischen Prostituierten ins Stocken geraten sind, ist die Frankfurter Kommissarin Cornelia Weber-Tejedor nicht abgeneigt, als ihr Chef ihr den Überwachungsauftrag der Werbeagentur Baumgard & Holder überträgt. Die Agentur erhält seit einiger Zeit Drohbriefe und die Autos einiger Angestellten wurden beschädigt. Vieles deutet darauf hin, dass der Täter sich im Milieu der Agentur sehr gut auszukennen scheint. Jedoch sind Cornelias Ermittlungen noch ohne Erfolg als einer der Angestellten ermordet wird. Hat Cornelia irgendetwas übersehen? Schnell wird ein Team zusammengestellt und Cornelia muss die Ermittlungsleitung mit ihrem Kollegen Sven Juncker teilen, den sie so gar nicht leiden kann und so sind die Schwierigkeiten bei der Auflösung des Falls bereits vorprogrammiert.

Hinzu kommt, dass Cornelia auch noch Probleme in ihrem Privatleben hat. Ihr Mann Jan ist nach monatelanger Motorradtour quer durch Australien wieder zurück in Frankfurt und Cornelia hat ihm sein egoistisches Verhalten bisher nicht verziehen und so belasten ihre privaten Probleme teilweise auch noch die Ermittlungen. Und auch die Ergebnislosigkeit im Fall der moldawischen Prostituierten frustriert Cornelia zusehends. Hinzu kommt noch, dass sie sich Vorwürfe macht, dass sie den Mord an dem Agenturangestellten nicht vorhersehen und somit verhindern konnte.

Das hört sich jetzt alles erst einmal ziemlich pessimistisch an, doch der lockere, flüssige Schreibstil von Rosa Ribas sorgt dafür, dass kaum eine negative Stimmung aufkommt. Mit viel Lokalkolorit erzählt die Autorin gekonnt ihren Krimi aus Sicht ihrer Protagonistin. Der Krimi ist durchweg spannend geschrieben und die Auflösung des Falls kam – zumindest für mich  - überraschend, wenn auch nicht bis zum letzten Detail schlüssig.  

Einfühlsam und authentisch beschreibt sie die Querelen innerhalb des Teams, die Machtkämpfchen zwischen Cornelia und Sven Juncker, der anfangs keine Chance auslässt, um die Ermittlungen an sich zu reißen. Allerdings lässt sich Cornelia dies nicht gefallen und so lernt man eine Frau kennen, die es versteht, sich in der Männerwelt durchzusetzen. Sie ist nicht auf den Mund gefallen, verbrennt sich diesen auch recht häufig und traut sich auch mal, Gefühle zu zeigen. Einzig bei ihrer Beziehung ist sie feige und geht der Konfrontation mit ihrem Mann Jan aus dem Weg und schiebt lieber die viele Arbeit vor oder geht mit ihrer Freundin aus, als einen Abend mit Jan bei einem klärenden Gespräch zu verbringen. Aber gerade dies macht sie menschlich und äußerst sympathisch.

Zusätzlich regen die Kabbeleien zwischen Cornelia und ihrem Kollegen Reiner Terzletzki immer mal wieder zum Schmunzeln an und auch der Neuzugang des Teams, Leopold Müller, behauptet sich immer mehr und wird so langsam als gleichwertiges Mitglied von Cornelia akzeptiert.

Fazit: Ein kurzweiliger, spannend und locker erzählter Krimi, der mit einem ordentlichen Schuss Frankfurter Lokalkolorit daherkommt.

Samstag, 14. August 2010

{Rezension} Apocalypsia von Andreas Izquierdo


Gebundene Ausgabe: 624 Seiten
Genre: Mystery Thriller
ISBN: 3867891087
Erscheinungsdatum: 13. August 2010
Preis: 24,95 €



„… Es heißt, sobald ein Kind zur Welt kommt,
legt ihm ein Engel einen Finger auf den Mund:
so vergisst es augenblicklich alle göttlichen Geheimnisse.
Nur die kleine Furche zwischen Nase und Mund
bleibt als Spur zurück …“



Der Messias, der die Engel zum Sieg führen soll

Das Heer der Engel ist gespalten, denn Gott liegt im Sterben und somit auch die gesamte Schöpfung. Die Unsterblichkeit eine Lüge? Luzifer gelingt durch die Schwäche des Vaters die Flucht aus dem Gehinnom und schart fortan immer mehr Engel um sich, die dem charismatischen Engel des Lichts in Scharen folgen, denn er verspricht ihnen die Freiheit. Die Hoffnung der Seraphim und Cherubim ruht einzig auf dem kleinen Engel Nathaneal, denn ihnen wurde prophezeit, dass dieser Engel die Schöpfung retten wird. Doch Nathaneal ist verkrüppelt und auch sonst so ganz anders als alle anderen Engel. Sollte es ihm wirklich gelingen,  die alte Ordnung wieder herzustellen oder wird Luzifer siegen?

Die Uneinigkeit der Engel bleibt auch auf der Erde nicht verborgen, doch die ersten Anzeichen werden von den Menschen nicht bemerkt, außer von Esther und Judith. Die Ärztin Esther lernt im Krankenhaus Judith kennen. Die junge Frau hatte auf wundersame Weise einen Selbstmordversuch überlebt und weiß von der Apokalypse, von der sie auch Esther bald überzeugen kann. Beiden Frauen ist bewusst, dass das Eine nicht ohne das Andere sein kann, es ohne Gut kein Böses gibt und es ohne Sterben kein Leben geben wird.

Andreas Izquierdo gelingt es bereits nach wenigen Seiten, einen in seinen Roman eintauchen zu lassen ohne Chance, vor Ende des Buches hier wieder heraus zu finden. Seine Sprache ist bildhaft, farbenprächtig und kann mit guten Gewissen als poetisch bezeichnet werden. Er erschafft eine Welt, die einen mitreißt, berührt und nachdenklich stimmt. Auch in Bezug auf den unverantwortlichen Umgang mit unserem schönen Planeten, allerdings praktiziert der Autor dies nie mit erhobenem Zeigefinger. Und er zeigt auch, dass die Welt der Engel bei weitem nicht so sanftmütig ist, wie man zu glauben meint, sondern stellenweise schon ziemlich brutal und erschreckend ist und Fehler hart bestraft werden.

Die Wechsel zwischen der Gegenwelt, der Welt der Engel, und der realen Welt, die auf die Apokalypse zuzusteuern scheint, sind meist fließend und so angelegt, dass die Spannung ständig auf einem extrem hohen Niveau ist, obwohl der Autor – gerade bei der Beschreibung der Gegenwelt – oft ausführlich und anschaulich erzählt, dies wird aber zu keiner Zeit langatmig. Jedoch sind seine Beschreibungen der Engel wie auch der Gegenwelt so angelegt, dass man selbst seiner Fantasie noch freien Lauf lassen kann.

Sein Fantasy-Thriller überzeugt durch eine wirklich interessante und ungewöhnliche Geschichte, der eine fundierte Recherche zugrunde liegt, allerdings muss man in keinem Fall bibelkundig sein, um die Geschichte verstehen zu können oder um einen Bezug zu ihr zu erhalten. Vor allem zeichnet er die Figuren in seinem Roman nicht schwarzweiß, sondern die Engel wie Michael, Gabriel, Rafael oder auch Camael haben Fehler, zweifeln an ihrem Glauben und somit auch an Gott, sind hochmütig, rachsüchtig, aber auch liebevoll, sanft und uneigennützig. Der Charakter des charismatischen Luzifer ist meiner Meinung nach besonders gelungen, denn dieser darf Gefühle haben, Mitleid empfinden, aber auch Trauer und Freude und trotzdem ist seine böse, dunkle Seite immer spürbar und man kann sich nie ganz sicher sein, ob sein Verhalten Kalkül oder doch dieses Mal ehrlich gemeint ist.

Die Wandlung von Nathaneal von einen kleinen, unbedeutenden Engel zum Seraph ist absolut überzeugend dargestellt und durch die immer nachvollziehende Darstellung seines Charakters sorgt der Autor dafür, dass dieser anfangs so verunsicherte, verängstigte kleine Engel einem augenblicklich ans Herz wächst. Seine Zweifel an sich selbst, seine Scham ob seines verkrüppelten Arms den anderen Engeln gegenüber und seine bedingungslose Liebe zu seinem Lehrmeister Iax überzeugen und sind in jeder Zeile spürbar. Und auch die anderen Charaktere sind sehr detailreich beschrieben, manches Verhalten der Figuren ist vorhersehbar, andere dagegen überraschen einen im Lauf der Geschichte und selbst Charaktere, die nur eine kleine Nebenrolle inne haben, sind trotzdem noch facettenreich und liebevoll gezeichnet.

Fazit: Wer bis dato noch keine Engelfan war, wird spätestens mit diesem spannenden, anrührenden Fantasy-Thriller zu einem, denn dem Charme dieses Buches wird sich keiner entziehen können.

Mittwoch, 11. August 2010

{Rezension} Impact von Bernd Steinhardt

Verlag: List Verlag 
Gebundene Ausgabe: 528 Seiten 
Genre: Thriller Allgemein / Öko-/Wissenschaftsthriller 
ISBN: 9783471350355 
Erscheinungsdatum: 11. August 2010
Preis: 19,95 €




Unerklärliche Phänomene am Himmel

Ein Blizzard fegt über den Queen Charlotte Sound in Neuseeland.  Es herrschen -23° und das im herbstlichen April. Der Biophysiker und Wettermoderator Jon Forster ist mit seinem Onkel Hank nachts mit dessen Wassertaxi unterwegs zur Hütte von Dr. Nathan Cole. Laut eines anonymen Anrufs würde der exzentrische Wissenschaftler in Lebensgefahr schweben. Doch die Fahrt ist umsonst, Cole ist tot. Die TV-Moderatorin Kate Ryan und Kollegin von Jon vermutet hinter den Wetterphänomen mehr als nur den Klimawechsel und kommt mit ihren Nachforschungen schon bald dem mysteriösen Duncan Doyle und seinen Leuten in die Quere. Doyle ist Vorsitzender des Konzerns Spheric Systems, der ein Großteil der globalen Kommunikationstechnologien beherrscht. Offensichtlich haben sie etwas zu verbergen und noch schlimmer, sie scheinen hinter diesen Wetterphänomen zu stehen. Und auch Jon scheint mehr über Dr. Cole, den ehemaligen Leiter eines Forschungsinstituts, zu wissen, als er anfangs zugibt. Cole hatte sich mit der Erforschung des menschlichen Bewusstseins beschäftigt und es scheint, dass seine Forschungen Erfolg hatten, die auch mit den Wetterveränderungen in Verbindung zu stehen scheinen. Während Kate wie auch Jon versuchen, den Hintergründen auf die Spur zu kommen, verschlechtert sich das Wetter zusehends.

Der Wissenschafts- und Ökothriller behandelt den Klimawandel auf recht spektakuläre Weise. Es geht hierbei um Experimente an den elektromagnetischen Eigenschaften der Atmosphäre, welche auch die Gehirnströme der Menschen beeinflussen können – im positiven wie auch negativen Sinne. Hinzu kommt noch ein kleiner Schuss Esoterik und Schamanismus der Maori. Dies vermengt Bernd Steinhardt zu einem sehr rasanten, aber stellenweise auch recht schwer verständlichen Thriller, wenn man sich nicht gerade richtig gut in Physik und Astronomie auskennt.

Die Handlungsstränge wechseln zwischen Jon, dem mehr der esoterische Teil anhängt, geht dann über zu Kate Ryan, der in bester 007-Manier erzählt wird und auch den neuseeländischen Geheimdienst nicht außen vor lässt und wieder hin zu Albin Olsen, der hinter den Wetterphänomen einen Angriff von Außerirdischen vermutet und sich auch lange Zeit von seiner Meinung nicht abbringen lässt.

Seine Beschreibungen des Wetterphänomens sind sehr anschaulich und nachvollziehbar beschrieben. Mit der Zeit gleicht Neuseeland immer mehr Alaska im Winter, ist mit meterhohem Eis und Schnee überzogen, ständig fegen Stürme über das Land und die Stromversorgung bricht immer mehr zusammen. Zudem kommt noch hinzu, dass durch die Veränderungen des Klimas dies auch Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung hat und immer mehr Menschen Krankenhäuser aufsuchen, alle mit dem gleichen Symptom: Rasende Kopfschmerzen.

Man hat es hier auch nicht unbedingt mit einfachen Charakteren zu tun. Jon ist ein wortkarger junger Mann, der nach dem frühen Tod seiner Eltern bei seinem Onkel Hank in Neuseeland aufgewachsen ist, nach seinem Studium in Alaska forschte und nach einem beinah tödlichen Unfall wieder nach Neuseeland zurückkehrte. Dieser Unfall belastet ihn bis heute noch maßgebend. Ein weiterer Mitwirkender ist der Freak und Alienfan Albin Olsen, der bisher vorwiegend in den Bergen rund um Wellington in seinem Camper lebte und diesen als seinen Raumgleiter bezeichnete. Dank seines Jobs hat er genügend Zeit, sich mit rätselhaften Signalen zu beschäftigen, die er in der Erdatmosphäre empfängt. Und diese rätselhaften Signale sind schuld daran, dass er in den Fokus von Doyle und Spheric Systems gerät. 

Allerdings überwiegt hier eindeutig die Story, sodass die Charaktere meist blass bleiben und mehr nur wie Statisten in dem Thriller wirken. Wie schon erwähnt, ist die Story wirklich rasant und spannend erzählt, allerdings gab es für mich persönlich einen Punkt Abzug, da mir der Thriller einfach zu wissenschaftlich war. Mit vielen Begriffen oder auch Beschreibungen konnte ich nicht wirklich etwas anfangen, muss aber auch gestehen, dass ich bei den Themen Physik wie auch Astronomie wirklich ein Laie bin. 


Fazit: Rasant erzählter Wissenschaftsthriller mit etwas konturenlosen Charakteren, bei dem die Handlung im Vordergrund steht und eindeutig etwas für Physik- und Astronomie-Interessierte ist.



Dienstag, 10. August 2010

{Leseeindruck} Flieh von Jamie Freveletti

Übersetzer: Sybille Uplegger
Taschenbuchausgabe: 368 Seiten
Genre: Thriller Allgemein
ISBN: 3548281206
Erscheinungsdatum: 01. Oktober 2010
Preis: 8,95 €



Piraterie auf hoher See

Emma, eine junge Marathonläuferin, entkommt nur knapp einem Bombenanschlag während des Comrades Ultramarathons in Südafrika. Schwer verletzt landet sie am Rand der Strecke, als sie sieht, wie ein Mann auf sie zukommt. Doch anstelle ihr zu helfen, injiziert er ihr eine Flüssigkeit.

Szenenwechsel zu dem skrupellosen Mungabe aus Somalia. Dieser trifft sich mit einem „Geschäftspartner“, genannt der Geier, in einem Einkaufszentrum in Dubai. Ob hier der Name Mungabe in Anlehnung an den Diktatur Mugabe aus Zimbabwe gewählt wurde und es sich bei ihm um eine ähnlich machthungrige, menschenverachtete Person handelt, scheint so, ist aber durch die kurze Leseprobe noch nicht ersichtlich. In jedem Fall schreckt Mungabe nicht vor dem Gedanken zurück, sein Gegenüber zu töten, sobald er ihm nicht mehr zu Nutzen ist und wirkt während des Lesens sehr abgebrüht und skrupellos. Mungabe befehligt eine große Schar von Piraten, die im Golf von Aden Trawler und Schiffe in ihre Gewalt bringen und Geiseln nehmen. Bisher war dieses Geschäft für ihn sehr lukrativ, doch seit kurzem operiert eine amerikanische Sicherheitsfirma namens Darkview in diesem Gebiet, sehr zum Ärger von Mungabe. Nun erteilt der Geier ihm einen neuen Auftrag. Seine Handlanger sollen das luxuriöseste Kreuzfahrtschiff der Welt in seine Gewalt bringen, das sich gerade auf der Jungfernfahrt auf die Seychellen befindet.

Wieder ein neuer Erzählstrang, indem die Autorin Special Agent Cameron Sumner vorstellt, der sich auf dem Kreuzfahrtschiff „ Kaiser Franz“ befindet,  wehmütig an die Marathonläuferin  und Biochemikerin Emma Caldridge denkt, die er sehr gut zu kennen scheint. Sumner arbeitet für eine Organisation, die gegen illegale Drogenkartelle ermittelt und befindet sich im Auftrag seiner Firma an Bord des Kreuzfahrtschiffs. Als er sich gerade gegen die  Annäherungsversuche einer gelangweilten Ehefrau wehrt, wird das Schiff von Piraten angegriffen.

Jamie Freveletti gelingt es schon gleich bei der Anfangsszene um Emma eine gewisse Spannung aufzubauen, die sich mühelos über die wechselnden Erzählstränge hält. Diese sind immer gerade so lang, dass die Neugier geschürt wird und genug Fragen aufwirft, sodass man gespannt immer weiter liest, bedingt ist dies auch durch den sehr rasanten und fesselnden Schreibstil der Autorin.

Zudem kommt hinzu, dass die Autorin mit dem Kapern von Luxusschiffen und Trawlern vor der Küste Somalias ein sehr aktuelles Thema aufgreift, das sich sogar noch bis in das Gebiet um die Seychellen ausdehnt.  Auch gelingt es ihr bereits in der kurzen Leseprobe ihren Protagonisten schon ein gewisses Profil zu geben und man so bereits eine gute Vorstellung von ihnen erhält.

Alles in allem verspricht die Leseprobe eine rasant und spannend erzählte Geschichte, bedingt auch durch den flüssigen und fesselnden Schreibstil der Autorin.