Verlag: Haymon Verlag
Übersetzer: Kerstin Monschein
Gebundene Ausgabe: 430 Seiten
Genre: Zeitgenössischer Roman / Russland
ISBN: 978-3852186795
Erscheinungsdatum: 08. August
2011
Preis: 22,90 €
Sternschnuppen fallen vom Himmel
Andrej Kurkow erzählt die Geschichte des Kolchosbauern Pawel Dobrynin,
der von den Bewohnern seines Dorfs zum Volkskontrolleur ernannt wird und fortan
durch das riesige Land reist und hierdurch die unterschiedlichsten Menschen
kennenlernt. Und man lernt einen Schuldirektor kennen, welcher der Mutter einer
seiner Schüler das Träumen wieder beibringen möchte. Dann gibt es einen Engel,
der auf die Erde reist und sich unter den Menschen umschaut, verwundert
darüber, dass bisher kein Sowjetbürger ins Paradies gekommen ist. Und der
Künstler Marc, der mit seinem Gedichte vortragenden Papagei Kusma durch das
Land reist.
Diese unterschiedlichen Erzählstränge verknüpfen sich wider Erwarten nicht
im Verlauf des Romans, sondern stehen für sich allein, wobei das Hauptaugenmerk
jedoch beim Volkskontrolleur Pawel liegt. Sein Leben ist mit Beginn der
Ernennung bestens durch den Kreml durchorganisiert, er braucht sich um nichts Gedanken
zu machen und kann sich voll und ganz auf seine Arbeit konzentrieren. Hierbei reist
er in den russischen Norden und lernt dort die unterschiedlichsten Menschen und
deren Sitten kennen. Und er kommt sogar einem Mord auf die Spur.
Andrej Kurkow erzählt die verschiedenen Geschichten, die sehr gut das
Leben der Sowjetbürger nach der Oktoberrevolution bis kurz vor den 2. Weltkrieg
beschreiben, auf ruhige, unterhaltsame und stellenweise poetische Weise, denen ein
feinsinniger Humor nicht fehlt und stellenweise etwas naiv wirken. Auch die für
Russland so typische Melancholie darf nicht fehlen und mit seinen Figuren gibt
er einem so einen guten Einblick in die russische Mentalität und zeigt so die
damalige Überzeugung der Bürger auf, dass man allein nichts ist, das Volk aber
alles.
Seine Charaktere beschreibt der Autor feinfühlig, detailliert, stellenweise
ziemlich skurril und originell. Pawel Dobrynin ist ein gutmütiger,
verantwortungsbewusster, eher zurückhaltender und bescheidener Charakter, der
nichts hinterfragt. Auch nicht, als ihm in Moskau eine dienstliche Ehefrau
vorgesetzt wird, obwohl er in seinem Dorf Frau und Kinder zurückgelassen hat.
Schließlich sind dies die Vorschriften, diese werden nicht hinterfragt, sondern
einfach akzeptiert. Und auch der Schuldirektor Banow ist eher ein
zurückhaltender, leiser Mensch mit einem schlichten Gemüt, der ebenfalls alle
an ihn gestellten Anforderungen von höherer Stelle ohne zu hinterfragen,
augenblicklich umsetzt.
Auch wenn der Autor das Leben
der einfachen Menschen der damaligen Sowjetunion beschreibt, ist das Buch nicht
unbedingt leicht zu lesen, sondern erfordert schon die volle Aufmerksamkeit.
Doch man wird belohnt mit schönen Geschichten, die manchmal etwas kurios sind,
mal zum Träumen einladen, mal märchenhafte Züge annehmen und einem sehr gut die russische Mentalität
vermitteln.
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