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Montag, 3. Oktober 2011

{Rezension} Der wahrhaftige Volkskontrolleur von Andrej Kurkow


Verlag: Haymon Verlag 
Übersetzer: Kerstin Monschein
Gebundene Ausgabe: 430 Seiten
Genre: Zeitgenössischer Roman / Russland
ISBN: 978-3852186795
Erscheinungsdatum: 08. August 2011
Preis: 22,90 €


Sternschnuppen fallen vom Himmel

Andrej Kurkow erzählt die Geschichte des Kolchosbauern Pawel Dobrynin, der von den Bewohnern seines Dorfs zum Volkskontrolleur ernannt wird und fortan durch das riesige Land reist und hierdurch die unterschiedlichsten Menschen kennenlernt. Und man lernt einen Schuldirektor kennen, welcher der Mutter einer seiner Schüler das Träumen wieder beibringen möchte. Dann gibt es einen Engel, der auf die Erde reist und sich unter den Menschen umschaut, verwundert darüber, dass bisher kein Sowjetbürger ins Paradies gekommen ist. Und der Künstler Marc, der mit seinem Gedichte vortragenden Papagei Kusma durch das Land reist.

Diese unterschiedlichen Erzählstränge verknüpfen sich wider Erwarten nicht im Verlauf des Romans, sondern stehen für sich allein, wobei das Hauptaugenmerk jedoch beim Volkskontrolleur Pawel liegt. Sein Leben ist mit Beginn der Ernennung bestens durch den Kreml durchorganisiert, er braucht sich um nichts Gedanken zu machen und kann sich voll und ganz auf seine Arbeit konzentrieren. Hierbei reist er in den russischen Norden und lernt dort die unterschiedlichsten Menschen und deren Sitten kennen. Und er kommt sogar einem Mord auf die Spur.

Andrej Kurkow erzählt die verschiedenen Geschichten, die sehr gut das Leben der Sowjetbürger nach der Oktoberrevolution bis kurz vor den 2. Weltkrieg beschreiben, auf ruhige, unterhaltsame und stellenweise poetische Weise, denen ein feinsinniger Humor nicht fehlt und stellenweise etwas naiv wirken. Auch die für Russland so typische Melancholie darf nicht fehlen und mit seinen Figuren gibt er einem so einen guten Einblick in die russische Mentalität und zeigt so die damalige Überzeugung der Bürger auf, dass man allein nichts ist, das Volk aber alles.

Seine Charaktere beschreibt der Autor feinfühlig, detailliert, stellenweise ziemlich skurril und originell. Pawel Dobrynin ist ein gutmütiger, verantwortungsbewusster, eher zurückhaltender und bescheidener Charakter, der nichts hinterfragt. Auch nicht, als ihm in Moskau eine dienstliche Ehefrau vorgesetzt wird, obwohl er in seinem Dorf Frau und Kinder zurückgelassen hat. Schließlich sind dies die Vorschriften, diese werden nicht hinterfragt, sondern einfach akzeptiert. Und auch der Schuldirektor Banow ist eher ein zurückhaltender, leiser Mensch mit einem schlichten Gemüt, der ebenfalls alle an ihn gestellten Anforderungen von höherer Stelle ohne zu hinterfragen, augenblicklich umsetzt.

Auch wenn der Autor  das Leben der einfachen Menschen der damaligen Sowjetunion beschreibt, ist das Buch nicht unbedingt leicht zu lesen, sondern erfordert schon die volle Aufmerksamkeit. Doch man wird belohnt mit schönen Geschichten, die manchmal etwas kurios sind, mal zum Träumen einladen, mal märchenhafte Züge annehmen und einem sehr gut die russische Mentalität vermitteln.


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