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Freitag, 25. Juli 2014

{Rezension} Frag die Toten von Linwood Barclay

Cover & Verlag: Knaur HC
Übersetzerin: Silvia Visintini
Broschierte Ausgabe: 304 Seiten
Genre: Amerikanischer Thriller
ISBN: 978-3-426-21371-1
Erscheinungsdatum: 02. September 2013
Preis: 12,99 €




Trügt der Schein?

Justin Targets Eltern sind verzweifelt. Der 22-jährige ist seit mehreren Tagen verschwunden, doch da der junge Mann es mit dem Gesetz nicht so genau nimmt, rufen seine Eltern nicht die Polizei, sondern engagieren das Medium Keisha Ceylon, um ihren Sohn aufzuspüren. Und tatsächlich, Keisha findet Justin, was die Eltern jedoch nicht ahnen, das Ganze war abgesprochen. Keisha und Justin waren nur auf das Geld aus, was Justins Eltern für das Auffinden ihres Sohnes gezahlt haben. Und auch der neueste Vermisstenfall scheint wieder eine sprudelnde Geldquelle für Keisha zu werden. Eine Frau ist verschwunden, ihr Ehemann und die Tochter bitten über das Fernsehen darum, dass Ellie Garfield unbeschadet zu ihnen zurückkommt. Gleich am nächsten Tag macht sich Keisha auf, um Wendell Garfield ihre Dienste anzubieten. Doch dann kommt alles vollkommen anders, als das Medium es sich das vorgestellt hat.

 

Keisha schlägt sich mehr schlecht als recht als Medium durchs Leben. Regelmäßig studiert sie die Todesanzeigen und verfolgt die Nachrichten im Fernsehen, immer auf der Suche nach ihrem nächsten Opfer. Und ihre Dienste lässt sie sich auch recht gut bezahlen. Wenn da nur nicht ihr Freund Kirk wäre, der das Geld schneller ausgibt, als Keisha es verdienen kann. Da sieht sie den Aufruf im Fernsehen von Wendell Garfield und seiner Tochter. Ein verzweifelter Ehemann, der seine Frau vermisst. Der perfekte Kandidat für Keisha.

Mit dem Schwindel von Justin und Keisha steigt Linwood Barclay in seinen Thriller ein, um dann zügig zum eigentlichen Fall, dem Verschwinden der Ehefrau von Wendell Garfield zu wechseln. Der Ehemann scheint verzweifelt, ruft stündlich bei der Polizei an und sorgt sich zudem um seine schwangere Tochter Melissa. Ein treusorgender Ehemann und besorgter Vater scheint es.

Anfangs ist die Story sehr packend, temporeich und fesselnd erzählt. Hinzu kommt, dass man sehr früh merkt, dass an der Geschichte um die vermisste Ellie Garfield und dem Verhalten von Wendell irgendetwas nicht so ganz stimmig ist. Geschickt legt Linwood Barclay einige falsche Fährten aus und fügt unvorhersehbare Wendungen ein, was das Spannungslevel lange auf hohem Niveau hält.

Doch mit der Zeit passieren die unterschiedlichsten Ereignisse, die ziemlich konstruiert wirken und man das Gefühl bekommt, dass der Autor die Geschichte damit nur aufgeschmückt hat, um sie in die Länge zu ziehen. Die Geschehnisse werden vorhersehbar, gerade auch wegen der Charaktere, die in ihrem Verhalten sehr berechenbar bleiben. Besonders der etwas tumbe Freund von Keisha entspricht so ganz dem gängigen Klischee des nutzlosen, autobegeisterten, arbeitsscheuen Rüpels, dem das Denken doch stellenweise recht schwer fällt. Doch trotz der Mängel an der Story versteht es der Autor gut, seinen Thriller kurzweilig zu erzählen.


Fazit: Anfangs ein sehr spannender, temporeicher Thriller, der jedoch bald vorhersehbar wird und durch die weiteren Geschehnisse stellenweise unglaubwürdig wirkt.



Der Autor:
Linwood Barclay, geboren 1955, stammt aus den USA, lebt aber seit seiner Kindheit in Kanada. Er studierte Englische Literatur an der Trent University in Peterborough, Ontario, und arbeitete bis 2008 als Journalist. Im "Toronto Star", Kanadas größter Tageszeitung, hatte er eine beliebte Kolumne. Sein erster Thriller, "Ohne ein Wort"(2007), war auf Anhieb ein internationaler Bestseller. Er hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit seiner Frau in der Nähe von Toronto.

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