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Freitag, 11. Juli 2014

{Rezension} Das Haus der Schwestern von Charlotte Link

Cover & Verlag: Blanvalet
Taschenbuchausgabe: 608 Seiten
Genre: Roman / Familiensaga
ISBN: 978-3-442-37534-9
Erscheinungsdatum: 10. Mai 2010
Preis: 9,95 €




Die Westhill-Farm

Zu seinem 40. Geburtstag hat die erfolgreiche Rechtsanwältin Barbara ihrem Ehemann Ralph einen Urlaub in Yorkshire geschenkt. Kurz vor Weihnachten reist das Anwaltspaar an und wird auf der Westhill-Farm noch in derselben Nacht von einem Schneesturm überrascht. Ohne Strom und mit wenig Nahrung befinden sich Barbara und Ralph mitten im Nirgendwo, ein Kontakt zur Außenwelt ist nicht mehr möglich. Auf der Suche nach Feuerholz entdeckt Barbara im angrenzenden Schuppen der Farm ein Manuskript. Es handelt sich um die Biographie von Frances Gray, welche bis in die 1980er Jahre auf der Westhill-Farm lebte und ein dunkles Geheimnis hütete.

 

Eigentlich war der Urlaub dazu gedacht, die Ehe von Barbara und Ralph zu retten. Doch die eigensinnige, aufgeschlossene Anwältin interessiert sich mehr für andere Menschen als für ihren Ehemann Ralph. Lang verdrängte Konflikte drohen an die Oberfläche zu dringen, das stetig stärker werdende Schneetreiben und der nagende Hunger sind auch nicht gerade förderlich, die Stimmung des Ehepaares zu verbessern. Und bald schon ist Barbara über Stunden versunken in dem Manuskript von Frances Gray, die auf der Westhill-Farm aufwuchs und bis zum ihrem Tode hier lebte.

Recht zügig wechselt Charlotte Link in die Vergangenheit zum Anfang des 20. Jahrhunderts und man lernt eine 14-jährige aufmüpfige, starrköpfige und sehr eigenwillige Frances kennen, die todunglücklich in einem Internat lebt und große Sehnsucht nach Westhill-House hat. Die Geschichte der Vergangenheit nimmt bald immer mehr Raum in dem Roman ein und gestaltet sich äußerst unterhaltsam und fesselnd.

Es ist ein aufreibendes, erlebnisreiches Leben für Frances, die fest mit der Westhill-Farm verwurzelt ist. Doch trotz dieser tiefen Verbundenheit geht Frances mit 17 Jahren ihren eigenen Weg und diesen mit allen Konsequenzen.  Ihre große Liebe John enttäuscht Frances mit ihrem Verhalten tief, ihre Verbindungen zu den Frauenrechtlerinnen bringt sie ins Gefängnis, ihre Eigensinnigkeit führt sie während des 1. Weltkrieges nach Frankreich mitten hinein ins Kriegsgeschehen und der Bruch mit ihrer Familie lässt sie in einer Firma im Akkord arbeiten. Aber nie verliert Frances ihre Wurzeln aus den Augen, die Westhill-Farm ist ihr Zuhause und dorthin zieht es sie auch wieder zurück, doch die Probleme sind mit der Heimkehr nicht beendet. Eher das Gegenteil ist der Fall.

Charlotte Link versteht es perfekt, beide Geschichten mit einem hohen Spannungspotential und äußerst packend zu erzählen. Ihre Charakterzeichnungen sind absolut gelungen. Die Figuren entwickeln sich durch die verschiedensten Einflüsse, besonders aber durch die beiden Weltkriege, überzeugend weiter. Während Frances große Liebe John Leigh durch ein Ereignis im 1. Weltkrieg dem Alkohol verfällt, zieht sich ihr Bruder George in ein einsam gelegenes Cottage zurück. Die Gräuel des Krieges haben aus dem lebensfrohen Mann ein psychisches Wrack gemacht. Dessen Freundin Alice, vor dem 1. Weltkrieg eine engagierte, selbstbewusste Suffragette, zerbricht irgendwann an den vielen Gefängnisaufenthalten.


Fazit: Eine faszinierende  Familiengeschichte, die packend und einfühlsam erzählt wird und durch lebendig agierende Charaktere absolut überzeugt.


Die Autorin:

Charlotte Link, geboren in Frankfurt/Main, ist die erfolgreichste deutsche Autorin der Gegenwart. Ihre psychologischen Spannungsromane sind internationale Bestseller, auch Im Tal des Fuchses eroberte wieder auf Anhieb die SPIEGEL-Bestsellerliste. Allein in Deutschland wurden bislang über 24 Millionen Bücher von Charlotte Link verkauft; ihre Romane sind in zahlreiche Sprachen übersetzt. Die Verfilmungen, zuletzt Das andere Kind, werden im Fernsehen mit enorm hohen Einschaltquoten ausgestrahlt. Charlotte Link lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt/Main.


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