Taschenbuchausgabe: 227 Seiten
Genre: Deutscher Krimi
ISBN: 3839211247
Erscheinungsdatum: 07. Februar 2011
Preis: 9,90 €
Hier ist Radio Donauwelle …
Beschaulich und friedlich geht es bei den Mönchen auf dem Klosterberg in Spaichingen zu. Bis eines Tages im November plötzlich der Bürgermeister vom Klosterturm stürzt, direkt vor die Füße des Superior und seinen Ordensbrüdern. War es ein Unfall, Selbstmord oder gar Mord? Dieser Frage gehen Kommissarin Verena Hälble und ihr Assistent Thorben Fischer nach. Doch auch Pater Pius‘ kriminalistischer Spürsinn erwacht, als er durch Zufall auf einen Kontoauszug mit einer merkwürdigen Abbuchung stößt.
Bei dem Autorenduo Porath/Braun bildet die Ermittlungsarbeit zu dem Fall eher die Rahmenhandlung. Der Fokus liegt eindeutig bei ihren Protagonisten. Und das ist beste Krimiunterhaltung mit einem guten Schuss Humor. Locker, flüssig und stellenweise richtig witzig ist der Schreibstil der Autoren und sie haben in ihrem Krimi einige herrlich schrullige, originelle und eigenwillige Charaktere geschaffen.
Allen voran natürlich Pater Pius. Dieser liest mit Vorliebe Stephen King und das am liebsten während er sich die Wartezeit beim Beichtdienst verkürzt. Und neben dem kirchlichen Gesang darf es auch gerne mal ein Song von den Rolling Stones sein. Auch ansonsten präsentiert dieser sich sehr menschlich, nie weltfremd und äußerst sympathisch. Ein wenig lernt man durch ihn natürlich auch das Leben im Konvent kennen, welches bei den Ordensbrüdern sehr harmonisch, beschaulich und freundschaftlich abläuft. Während des Essens wird schon einmal ein Krimi vorgelesen und sonntagabends muss natürlich der Tatort geschaut werden. Hierbei wird immer taper mit gerätselt, wer denn nun der Mörder war, meist gewinnt hierbei Pater Pius. Die restliche und somit die meiste Zeit gehen die Ordensbrüder natürlich ihrer kirchlichen Arbeit und dem Ordensleben nach, welches sie sehr ernst und gewissenhaft erfüllen.
Besonders gut gefallen haben mir die regelmäßigen Einschübe von Radio Donauwelle. Immer wieder berichtet der lokale Radiosender über die neuesten Ereignissen in Spaichingen inklusive Blitzerwarnung, Erfüllung von Hörerwünschen und Werbung von Sponsoren. Und hierbei die Rabattschlacht zwischen den beiden ortsansässigen Optikern zu verfolgen ist wirklich schon sehr witzig. Überhaupt ist der ganze Krimi mit viel Lokalkolorit durchsetzt, das Autorenpaar lässt ihre Figuren immer mal wieder Dialekt reden und man nimmt auch ein wenig am kleinstädtischen Leben teil und erfährt so einiges über seine Einwohner.
Wie gesagt liegt die reine Ermittlungsarbeit nicht im Fokus, kommt natürlich aber auch nicht zu kurz. So gehen Verena und Thorben einigen Spuren nach, suchen nach Feinden im Leben des Bürgermeisters, nehmen seine Lebensumstände näher unter die Lupe, aber eine heiße Spur lässt sich lange nicht finden, geschweige denn ein Motiv. Tatkräftige Unterstützung bei den Ermittlungen erhält Verena hier von Pater Pius, den sie seit ihrer Kindheit kennt und sehr mag. Er liefert ihr auch einen entscheidenden Hinweis, der sie schlussendlich auf die richtige Spur führt.
Zwischen den beiden Ermittlern herrscht anfangs ziemlich dicke Luft. Die burschikose Kommissarin, die ständig gegen sich selbst wettet, wie lange sie für eine Wegstrecke benötigt und sich bei Gewinn meist mit süßen Teilchen belohnt, kann ihren geschniegelten, machohaften Assistenten anfangs überhaupt nicht leiden. Das Nordlicht wechselt die Dienststellen immer dann, wenn er sich von einer Freundin trennt und dies traf in der Vergangenheit ziemlich häufig zu. So sind entsprechende Stellen im Norden Deutschlands mittlerweile ziemlich rar gesät und dadurch ist Thorben nun im „Schwabenländle“ gelandet. Und auch hier fängt er sofort an, bei dem weiblichen Geschlecht anzubandeln. Sehr zum Ärgernis von Verena. Doch so nach und nach stellen Beide fest, dass so unsympathisch der Andere doch nicht zu sein scheint. Diese zaghafte Annäherung der Beiden haben Porath/Braun wunderbar umgesetzt.
Überhaupt gelingt es ihnen sehr gut, ihren Charakteren fast augenblicklich Konturen zu geben und recht originell zu zeichnen. Einige Figuren entsprechen schon ein wenig dem Klischee, wie beispielsweise der stellvertretende Bürgermeister, wobei sein Verhalten aber herrlich witzig geschildert wird. Dann sind wieder Charaktere vorhanden und hier ganz besonders Pater Pius, die so ganz anders reagieren, als man anfangs angenommen hat und einen dadurch natürlich immer auch mal wieder in ihrem Verhalten überraschen, was auch bei dem Ermittlerduo der Fall ist.
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