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Freitag, 18. Februar 2011

{Rezension} Die Freundin meines Sohnes von Lauren Grodstein

Verlag: Klett Cotta Verlag
Übersetzer: Silvia Morawetz
Gebundene Ausgabe: 351 Seiten
Genre: Roman
ISBN: 978-3-608-93896-8
Erscheinungsdatum: 21. Februar 2011
Preis: 21,95 €


Ein zerstörtes Leben

Das Leben von Pete Dizinoff ist zerstört, durch ihn selbst. Seine Freunde meiden ihn, er hat die meisten Patienten verloren, sein Sohn will nichts mehr von ihm wissen und seine Frau bereitet die Scheidung vor. Aus dem gemeinsamen Haus ist er ausgezogen und lebt nun im Atelier über der Garage. Doch was ist geschehen, dass sein beschauliches und scheinbar so zufriedenes Leben plötzlich nicht mehr existiert?

Dieser Frage geht Lauren Grodstein im vorliegenden Roman nach und hierbei lässt sie ihren Protagonisten Pete selbst seine Geschichte erzählen. Es ist das Wochenende vor der großen Entscheidung. Am Montag wird das Gericht entscheiden, ob Anklage gegen ihn im Fall Roseanne Craig erhoben wird, seine Frau hat einen Tag später einen Termin bei ihrem Scheidungsanwalt.

In immer wiederkehrenden Erinnerungen, ausgelöst durch die verschiedensten Situationen an diesem Wochenende, erzählt Pete die Geschichte seines Lebens und so erfährt der Leser nach und nach wie es zu dem Schicksalsschlag in seinem Leben kam.

Auslöser der Katastrophe ist die Rückkehr von Laura Stern, die Tochter seiner ältesten Freunde. Als 17-jährige soll Laura ihr Neugeborenes gleich nach der Geburt ermordet haben, lange Jahre verbrachte sie in der Psychiatrie, lebte dann bei verschiedenen Verwandten bis sie mit Anfang 30 wieder zu ihrer Familie zurückkehrt. Alec, Petes 20-jähriger Sohn, ist sofort fasziniert von Laura und Pete beobachtet die langsam aufkeimende Beziehung zwischen den Beiden mit Entsetzen. Um jeden Preis möchte er verhindern, dass Alec sich an Laura bindet, ist der festen Überzeugung, genau zu wissen, was gut für seinen Sohn ist und welchen Weg er einschlagen muss. Auf den Rat seiner Frau und seiner Freunde, Alec seinen Weg gehen zu lassen, hört Pete nicht. Er ist wie besessen von dem Gedanken, die Verbindung von Laura und Pete zu unterbinden. Hierbei vernachlässigt er auch seine Verantwortung seinen Patienten gegenüber. Und letztendlich löst diese Obsession das Drama aus.

Durch die Ich-Erzählung und dadurch, dass auch manchmal der Leser direkt angesprochen wird, hat man gleich das Gefühl, mitten in der Geschichte zu stecken. Der Schreibstil von Lauren Grodstein ist flüssig und leicht melancholisch angelegt und man wird mit der Zeit das Gefühl nicht los, dass Pete der Meinung ist, selbst an der Zerstörung seines Glücks selbst schuld zu sein. Allerdings betrachtet er seine gegenwärtige Situation sehr nüchtern, verliert sich nie in Selbstmitleid oder Schuldzuweisungen.

Geschickt beleuchtet Lauren Grodstein die Situation, der wohl die meisten Eltern irgendwann ausgesetzt sind: Das Loslassen und das Akzeptieren, dass ihr Kind erwachsen ist. Pete kann dies nicht akzeptieren und gestattet so Alec auch nicht, selbst Fehler zu machen, selbst seinen Weg zu gehen. Er hat genauste Vorstellungen vom zukünftigen Leben seines Sohnes, doch diese decken sich in keiner Weise mit den Vorstellungen von Alec. Verständlicher wird die Situation möglicherweise für den Leser, wenn man bedenkt, dass Alec der einzige Sohn von Pete und Elaine ist und sie Alec erst bekommen haben, nachdem sie die Hoffnung schon fast aufgeben hatten.

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