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Mittwoch, 16. Februar 2011

(Rezension) Jacob beschließt zu lieben von Catalin D. Florescu

Verlag: C.H.Beck-Verlag 
Gebundene Ausgabe: 405 Seiten
Genre: Historischer Roman
ISBN: 3406612679
Erscheinungsdatum: 16. Februar 2011
Preis: 19,95 €


Ein Sturm zieht auf

Eine bedrohliche Wolkenfront schiebt sich im Juli 1924 auf das kleine Dorf Triebswetter in Rumänien zu. Per Horn wird die Sturmwarnung ausgegeben, die Sturmglocke geläutet. Bei diesem Unwetter kämpft sich ein Fremder zu dem kleinen Dorf durch und ist froh, als er beim Apotheker erfährt, dass er sein Ziel erreicht hat. Während die Einwohner den Brand des Hofes von Elsa Obertin, der Amerikanerin, zu bekämpfen versuchen, bewacht der Fremde mit Namen Jakob den Hof des Apothekers Nepper. Als dieser nach einer kräftezerrenden Nacht wieder zurückkehrt, erklärt ihm Jakob, dass er die Amerikanerin heiraten wird.
            
So beginnt Jacob, der Sohn des Fremden, die Geschichte seines Lebens. Durch Rückblicke erfährt man nach und nach die Geschichte der Familie Obertin kennen, die im 17. Jahrhundert in Lothringen begann und durch Frederik fortgesetzt wurde, als dieser rund 100 Jahre später beschließt, mit einigen weiteren Siedlern nach Rumänien auszuwandern. Frederik ist der Gründervater und erste Richter des Dorfes Triebswetter, indem Jacob in der 1920er Jahren geboren wird.

Wer nun anhand des Buchtitels eine Liebesgeschichte erwartet, wird enttäuscht. Und doch hat dieser Buchtitel Sinn, dessen Lösung sich einem aber erst ganz zum Schluss offenbart. Tatsächlich ist es ein Roman über das beschwerliche Leben einer kleinen Dorfgemeinschaft, beginnend in den 1920er Jahren bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts. Auch am Dorf Triebswetter geht der 2. Weltkrieg nicht spurlos vorbei. Eben noch deutsch, müssen sie sich binnen kürzester Zeit auf die russischen Befreier einstellen, die langen Arme des Kommunismus machen auch vor Triebswetter nicht halt. Und so erleben viele Dorfbewohner eine neue Gewalt kennen, die der Deportation und Enteignung, von der auch die Familie Obertin nicht verschont bleibt und auch diese die Entbehrungen, Enttäuschungen wie auch die Willkür der neuen Regierung zu spüren bekommen.

Diese Geschichte erzählt Catalin D. Florescu anhand seines Ich-Erzählers Jacob sprachgewaltig, lebendig und sehr bildhaft. Gleichzeitig ist sein Sprachstil sehr ruhig und detailliert, ohne dabei langatmig zu werden. Ganz im Gegenteil, man nimmt fast sofort Anteil an Jacob und seinen Leben, kann seine Gefühle gegenüber seinem despotischen Vater Jakob und seiner unterwürfigen und sehr gläubigen Mutter Elsa hervorragend nachvollziehen.

Jacob, von der Art seiner Geburt gezeichnet, leidet während seiner gesamten Kindheit und Jugend unter seiner Schwächlichkeit und trotzdem versucht er immer wieder unermüdlich, es seinem Vater recht zu machen, was ihm jedoch nicht gelingt. Seine Mutter ist nicht fähig, sich gegen seinen Vater aufzulehnen und auch sein Großvater hat gegenüber seinem herrischen Schwiegersohn kapituliert. So erfährt Jacob, außer gelegentlich bei seinem Großvater,  nur bei einer Zigeunerin, der er einmal die Woche Lebensmittel bringt, so etwas wie Liebe, Fürsorge und Geborgenheit kennen. Aber man spürt auch während des gesamten Lesens seine innere Kraft und Stärke und so verfolgt man gebannt seinen Lebensweg, der wahrlich nie einfach ist.

Somit hat Catalin D. Florescu einen opulenten Roman geschrieben, in dem das bewegende, abenteuerliche, aber auch entbehrungsreiche Leben einer Dorfgemeinschaft beschrieben wird auf der Suche nach einer neuen Heimat.


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