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Donnerstag, 11. Juli 2013

{Rezension} Wer ohne Liebe ist von Mechthild Lanfermann

Cover & Verlag: btb
Taschenbuchausgabe: 480 Seiten
Genre: Deutscher Krimi / Berlin
ISBN: 978-3-442-74377-3
Erscheinungsdatum: 08. Juli 2013
Preis: 9,99 €




Ein Krimi, der von der ersten Seite an überzeugt

In Berlin Zehlendorf wird ein Grundschullehrer brutal ermordet, seine Wohnung verwüstet. Die Polizei vermutet die Täter im Drogenmilieu. Doch die Radioreporterin Emma Vonderwehr geht noch einer anderen Spur nach. Martin Brinkmann soll Kontakte zu rechtsradikalen Kreisen gehabt haben, dort sogar aktiv in der Rechten Liga mitgewirkt haben. Durch einen Hinweis seines Vaters, den Emma bei einer Fahrt in den brandenburgischen Heimatort des Grundschullehrers erhält, vermutet sie den Grund seines Todes in dessen DDR-Vergangenheit. Während die Polizei, allen voran Kommissar Edgar Blume, die Ermittlungen auf Hochtouren durchführen, geschehen weitere Morde und auch Emma gerät auf die Liste der Täter.



Durch die Arbeit der Polizeireporterin Emma erhält man einen recht detaillierten Einblick in die Abläufe einer Radiostation, was Mechthild Lanfermann äußerst interessant immer wieder in ihren Krimi mit einbringt. Thema der Geschichte ist der Rechtsradikalismus, hier im ländlichen brandenburgischen Raum und man merkt sofort, dass die Autorin dieses Thema äußert fundiert recherchiert hat. Ihr Wissen hierüber fließt ständig in die Geschichte mit ein und glaubhaft vermittelt die Autorin, wie leicht es den Neonazis doch immer wieder gelingt, gerade junge Menschen mit ihren Ansichten zu beeinflussen, wie offen sie hiermit nach außen auftreten und auch die Medien gekonnt für ihre Zwecke missbrauchen.

Es ist somit ein äußerst brisantes Thema, welches Mechthild Lanfermann in ihrem Krimi aufgreift und der Autorin gelingt eine gekonnte Umsetzung. Mit einem sehr eindringlichen Prolog, in dem ein junger Mann schildert, wie er der brutalen Willkür der Stasi ausgesetzt war, beginnt die Autorin ihren Krimi. Anschließend wechselt Mechthild Lanfermann sofort zum Mord an dem Grundschullehrer. Im Verlauf des Krimis erhält man einen guten Einblick in die Strukturen der rechtsradikalen Anhänger und spürt beim Lesen auch deutlich die Angst der Menschen vor deren verbalen wie auch gewalttätigen Übergriffen. Und mitten darin befindet sich die unerschrockene Reporterin Emma, die sich von deren bedrohlichen Gebärden nicht abschrecken lässt. Unermüdlich, ja regelrecht verbissen verfolgt sie ihre Spur und muss dabei auch öfter ihr Bauchgefühl außen vor lassen, da ihre Recherchen die Ermittlungen der Polizei topedieren könnten. Gerade Kommissar Blume verfolgt mit seinen Ermittlungen weitreichendere Ziele, die Emma mit ihrer forschen Art immer wieder gefährden könnte.

Der Krimi ist von Beginn an  spannend angelegt und entwickelt sich zudem wendungsreich. Zwar kann man schnell vermuten, dass der Mörder des Grundschullehrers in der rechten Szene oder aber im Drogenmilieu zu finden ist, man ahnt dennoch lange Zeit nicht, in welche Richtung sich die Story schlussendlich entwickeln wird. Und dann gibt es ja auch noch eine Kollegin von Brinkmann, deren Verhalten äußerst rätselhaft ist. Mechthild Lanfermann erzählt die Geschichte durchweg sehr fesselnd, spannend und im Verlauf immer temporeicher. Ab und an nimmt die Autorin aber dann auch ein wenig das Tempo aus der Story heraus, was ich als sehr angenehm empfand. Die Autorin liefert ihren Lesern im Verlauf einiges zum Nachdenken, was man erst mal ein wenig verarbeiten muss. Da geht es einem nicht anders als ihrer sympathischen Protagonistin Emma.

Fazit: Ein brisantes, leider immer noch hochaktuelles Thema, welches die Autorin gleichsam informativ wie spannend umgesetzt hat und ihren Lesern somit einen sehr fesselnden, fundiert recherchierten Krimi präsentiert.


Die Autorin (Quelle: Verlagsseite):

Mechthild Lanfermann ist 1969 in Niedersachsen geboren. Sie studierte Theater, Film- und Fernsehwissenschaften und später Journalistik an verschiedenen deutschen Hochschulen und an der Sorbonne in Paris. Nach dem Studium arbeitete sie als Reporterin und Redakteurin beim WDR, bei Radio Bremen, beim RBB und bei Deutschlandradio Kultur. Als Dozentin an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover lehrt sie seit kurzem Hörfunk. Mechthild Lanfermann lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Berlin.


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