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Freitag, 26. Juli 2013

{Rezension} Der Bastard von Tolosa von Ulf Schiewe

Cover & Verlag: Knaur TB
Taschenbuchausgabe: 928 Seiten
Genre: Historischer Roman
ISBN: 978-3-426-50309-6
Erscheinungsdatum: 01. Dezember 2011
Preis: 12,99 €




Der Baron der Gesetzlosen

Anno Domini 1110: Der provenzalische Ritter Jaufré Montalban ist in Tripolis Castellan der größten Christenfestung der Kreuzfahrerstaaten. Jahre zuvor war er bei der Belagerung von Antiochia dabei wie auch bei der Befreiung von Jerusalem. 14 Jahre Kreuzfahrerleben liegen hinter ihm, seine Gefährtin Noura, mit der Jaufré eine 11-jährige Tochter hat, wurde grausam ermordet. Jaufré ist ausgebrannt von dem Morden und den Gräueltaten, welche er in dieser Zeit miterleben musste. Als ihn ein Brief seines Oheims erreicht, in dem Jaufré gebeten wird, nach Hause zu  kommen und sein Erbe zu regeln, kehrt der Ritter mit seiner Tochter Adela und seinem arabischen Freund nach Rocafort zurück. Allerdings findet Jaufré auf seiner Familienfeste auch keinen Frieden. Vor vierzehn Jahren war er dem Aufruf zum Kreuzzug gefolgt, um seiner Ehe zu entfliehen. Nun erwartet Jaufré nicht nur eine zürnende Ehefrau, sondern der bisher Totgeglaubte muss sich einem Gegner stellen, der unbedingt seinen Tod will, um ein altes Familiengeheimnis weiterhin sicher verwahrt zu wissen.



So brutal und kämpferisch das Leben für die Kreuzfahrer war, so schonungslos erzählt Ulf Schiewe auch die Geschichte von Jaufré. Man erlebt die Kriegsgräuel aus dessen Sicht und lernt dabei einen Mann kennen, der trotz des Mordens seinen Gerechtigkeitssinn nicht verloren hat, nachts immer wieder von Alpträumen gequält wird und für den Treue und Kameradschaft über alles gehen. Durch Rückblicke erfährt man nach und nach, was Jaufré dazu bewogen hat, ins Heilige Land zu ziehen, wie er Noura kennen- und lieben gelernt hat und ist zudem bei der Belagerung von Antiochia dabei. Bildhaft und farbenprächtig, mit viel Liebe zum Detail, schildert Ulf Schiewe diese einschneidende Zeit im Leben von Jaufré und so opulent gestaltet sich auch der weitere Verlauf der Geschichte.

Auch in Rocafort ist Jaufré keine Ruhe gegönnt. Nicht nur, dass seine Ehefrau Berta ihm ob des Kreuzzuges immer noch zürnt, auch ein mächtiger Gegner erwartet Jaufré in der Heimat, der nichts anderes als seinen Tod im Sinn hat. Hierbei geht es um ein altes Familiengeheimnis, worüber jedoch Jaufré nichts ahnt. Im zweiten Teil des Romans, welches in Rocafort spielt, werden auch die politischen Machenschaften von Tolosa behandelt, die Ulf Schiewe ebenfalls unterhaltsam, spannend, kurzweilig und äußerst interessant erzählt und hierbei ebenfalls geschickt historische Geschehnisse und Personen mit einer fiktiven Geschichte verwebt.

Neben den ausgereiften Charakteren, die bis in die kleinste Nebenrolle überzeugen, entwickelt sich die Story äußerst wendungsreich und vielschichtig. Jaufré erzählt als gereifter Mann seine Lebensgeschichte einem Mönch, der eigentlich nach Rocafort gekommen ist, um dessen Testament zu verfassen. Doch der aufmerksame, wie neugierige junge Mönch ist äußerst wissbegierig und stellt Jaufré immer wieder Fragen zu seinem Leben, was Jaufré nur zu gerne dazu verleitet, ihm dieses über mehrere Tage hinweg zu erzählen. So weiß man zwar von Beginn an, dass Jaufré als Sieger aus dem Kampf um Rocafort hervorgegangen ist, aber die Auflösung  um das rätselhafte wie gefährliche Familiengeheimnis behält sich Jaufré bis zum Schluss vor.

Fazit: Ein sprachgewaltiger, farbenprächtiger, opulenter Mittelalterroman, der einen von der ersten Seite an in das 12. Jahrhundert entführt.


Der Autor:

Ulf Schiewe wurde 1947 geboren. Eigentlich wollte er Kunstmaler werden, doch statt der "brotlosen Kunst" widmete er sich der Technik und wurde Software-Entwickler und später Marketingmanager für Softwareprodukte. Seit frühester Jugend war Ulf Schiewe eine Leseratte, den spannende Geschichten in exotischer Umgebung faszinierten. Im Lauf der Jahre erwuchs aus der Lust am Lesen der Wunsch, selbst einen großen historischen Roman zu schreiben, der in den "Bastard von Tolosa" , seinen ersten Roman, mündete. Ulf Schiewe ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in München.


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