Taschenbuchausgabe: 192 Seiten
Genre: Roman
ISBN: 978-3-442-47889-7
Erscheinungsdatum: 15. Juli 2013
Preis: 8,99 €
Ein aufregendes Jahr im Leben von Oma Else
Oma Else ist traurig und einsam. Ihr Ehemann Robert ist
gerade gestorben und zudem musste sie feststellen, dass ihre beste Freundin
Elisabeth sie über Jahre hinweg belogen hat. Hinzu kommt dann noch, dass eine
weitere Freundin an Demenz erkrankt ist. Als Oma Else sich vor lauter
Trostlosigkeit dabei ertappt, wie sie auf offener Straße Selbstgespräche führt,
ist ihr klar, dass sie etwas in ihrem Leben ändern muss. Rettung kommt per
Zufall durch einen fehlgeleiteten Brief, der in ihrem Briefkasten landet. Sich
durchaus des Fehlers bewusst, öffnet die 81-jährige den Brief und ab da nimmt
das Schicksal seinen Lauf. Denn Oma Else wird süchtig nach fremden Briefen. Sie
sammelt sie überall ein, liest sie und bringt sie am nächsten Tag wieder dem
eigentlichen Empfänger zurück. Doch eines Tages landet ein Brief in ihren
Händen, der ihr Leben komplett auf den Kopf stellt.
Mit einer kurzen Szene auf der Dachterrasse eines
Hochhauses, wo Oma Else direkt am Abgrund steht und die Feuerwehrsirenen im
Hintergrund bereits zu hören sind, erzählt Oma Else ihren Lesern, wie sie in
diese absonderliche Situation geraten ist. Dabei beginnt die rüstige Rentnerin
mit der Beerdigung ihres Ehemannes Robert. Eigentlich will Oma Else gar nicht
zur Beerdigung, doch schlussendlich lässt sie sich doch überreden und landet
prompt im Grab auf dem Sarg ihres Mannes. Jeder denkt natürlich, Else kann den
Tod von Robert nicht verwinden. Das ist schon richtig, aber umbringen wollte
sie sich beileibe nicht, sondern Oma Else ist durch die ellenlange Predigt des
Pfarrers kurz eingenickt und hat sich unversehens im Grab wiedergefunden. Der
niedrige Blutdruck eben.
Und das ist wahrlich nicht das einzig vergnügliche oder für
Oma Else eher peinliche Erlebnis, welches Thomas Letocha seiner Protagonistin
im Verlauf der Geschichte widerfahren lässt und die der Autor sehr kurzweilig,
wendungsreich und wunderbar unterhaltsam erzählt. So rüstig sie für ihr Alter
ist, so schusselig ist Oma Else nämlich auch und verfügt zudem über eine mehr
als blühende Fantasie. Sie weiß natürlich, dass sie sich mit dem Öffnen der
Briefe strafbar macht und als eines Tages unvermittelt die Polizei vor der Tür
steht (allerdings wegen einer ganz anderen Sache), sieht Oma Else sich schon
von Reportern umlagert, von den Nachbarn verunglimpft, in Ketten gelegt und zur
Guillotine geführt. Natürlich weiß Oma Else, dass die Guillotine heute nicht
mehr zum Einsatz kommt, aber dennoch …
Thomas Letocha erzählt dieses schicksalhafte eine Jahr im
Leben von Oma Else mit so viel Charme und Esprit, dass die Seiten nur so dahin
fliegen und man Oma Else immer mehr ins Herz schließt. Der Autor lässt seine
Protagonistin ihre Geschichte selbst erzählen und man erlebt eine agile
Rentnerin, die zwar äußerst schüchtern ist, dabei aber auch sehr resolut
auftreten kann, was sie manches Mal selbst überrascht, deren übersprühende
Fantasie sie immer wieder in die unmöglichsten Situationen führt und die zudem
wunderbar herzlich ist, herrlich selbstkritisch sein kann und die Zipperlein
des Alters mit Gleichmut hinnimmt.
Fazit: Eine äußerst humorvolle Geschichte, in der ein Brief
das Leben einer 81-jährigen Rentnerin komplett auf den Kopf stellt.
Der Autor:
Thomas Letocha studierte Jazzklavier und Komposition sowie
Medientechnik. Als Autor und Regisseur realisierte er zahlreiche
Fernsehportraits und Dokumentationen und arbeitete als Producer und
Realisator von Werbe- und Industriefilmen. Seit 20 Jahren arbeitet er
als Drehbuchautor, immer in Zusammenarbeit mit Andreas Föhr. Über 200
Drehbücher sind für das deutsche Fernsehen verfilmt worden.
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