Broschierte Ausgabe: 439 Seiten
Genre: Deutscher Krimi / Mainz
ISBN: 978-3-8392-1445-9
Erscheinungsdatum: 01. Juli 2013
Preis: 11,99 €
Hannahs „Knaller“
Die Historikerin Ernestine „Tinne“ Nachtigall ist mit ihrer
Freundin, der Wissenschaftlerin Hannah Lohmann, verabredet. Doch Hannah kommt nicht,
dafür steht kurze Zeit später die Polizei vor Tinnes WG-Wohnung und teilt ihr
mit, dass Hannah tot im Volkspark aufgefunden wurde. Aber nicht nur der
rätselhafte Tod von Hannah lassen die Mainzer Historikerin stutzig werden, auch
das Verhalten ihres Chefs ist merkwürdig. Durch Zufall trifft Tinne auf den AZ-Reporter
Elvis, der in dem Fall recherchiert. Zusammen mit ihm beginnt Tinne auf eigene
Faust zu ermitteln, zumal Hannah ihr kurz vor ihrem Tod noch von einem
„Knaller“ berichtet hatte, ohne hierauf jedoch näher einzugehen. Doch kaum
beginnen Tinne und Elvis Erkundigungen über die letzte Arbeit von Hannah
anzustellen, da gerät Tinne unter Mordverdacht und kurz darauf ist ihr Leben
selbst in Gefahr.
Helge Weichmann fordert anfangs ein wenig Geduld von seinen
Leser ein, bis die eigentliche Geschichte startet, allerdings gestaltet sich
dies äußerst mysteriös. Im Prolog schickt der Autor einen zurück ins 15.
Jahrhundert. Drei Studenten und ihr Professor verlassen nachts das Mainzer
Universitätsgelände. Den Grund für ihr heimliches wie verbotenes Vorgehen
erfährt man jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Anschließend befindet man
sich im Jahr 1982 am Senckenberg Museum in Frankfurt. Zwei junge
Schüler-Praktikanten beobachten die ersten Gehversuche der Wissenschaftler mit
der neuen AMS-Technologie. Allerdings gibt es immer wieder Ungereimtheiten bei
den Ergebnissen, die nicht erklärbar sind. Bevor die eigentliche
Krimigeschichte im März 2012 startet, kehrt man noch kurz zwei Jahre zurück,
als um Weihnachten herum ein Erdbeben Mainz erschütterte. Wie diese so
unterschiedlichen Ereignisse miteinander in Verbindung stehen, verrät der Autor
jedoch erst ziemlich am Ende seines vielschichtig angelegten Krimis.
Somit sind erst wenige Seiten gelesen, aber eine Menge
Fragen haben sich bereits angehäuft. Man weiß eigentlich nur, dass Hannah
irgendeinem brisanten Geheimnis auf die Spur gekommen war, welches tief
verborgen unter der Erde des fiktiven Josefsberg nahe der Mainzer Zitadelle liegen
muss. Kurz nach dem Tod von Hannah wird zudem aus dem Landesmuseum Mainz ein
Gemälde gestohlen, auf dem die Stadtansicht von Mainz im 15. Jahrhundert
abgebildet ist. Genau für dieses Gemälde hatte sich auch Hannah interessiert.
Hinzu kommen noch alte Briefe und eine Klosterhandschrift, welche den
Handlungsort des Krimis von Mainz zeitweise zum Kloster Eberbach im Rheingau
verlegt. Eine entscheidende Rolle spielt außerdem noch die Stiftsfehde von
Mainz zwischen Diether von Isenburg und Adolf von Nassau.
Geschickt verbindet Helge Weichmann in seinem Debütkrimi
Fiktion mit historischen Ereignissen. Aber nicht nur das Hintergrundwissen von
Helge Weichmann zur Mainzer Stadtgeschichte überzeugt jederzeit, die komplexe
Story an sich tut dies ebenfalls. Von Beginn an erzählt der Autor seinen Krimi sehr fesselnd, ideenreich, hochspannend und mit viel Mainzer Lokalkolorit. Die Story ist gespickt mit unvorhersehbaren Wendungen und mit seinem
lockeren, unterhaltsamen, oft auch sehr humorvollen Schreibstil schickt der
Autor seine Protagonisten in einige ziemlich verzwickte und gefährliche
Situationen. Die Auflösung des Rätsels um den Josefsberg ist logisch und
nachvollziehbar umgesetzt.
Neben der fesselnden Story hat Helge Weichmann auch einige
originelle Charaktere geschaffen. Allen voran seine eigensinnige, schlagfertige
Protagonistin Tinne. Aber auch ihr WG-Mitbewohner Bertie, der Gewaltbote Jean und
natürlich Elvis überzeugen in ihren Rollen jederzeit. Gerade Elvis, der Mainz
wie seine Westentasche kennt und alle Einwohner sowieso, ist mit seiner
gemütlichen Art und seinem trockenem Humor der perfekte Partner zur
liebenswerten, manchmal etwas schusseligen Tinne. Einfach ein herrlich
sympathisches Gespann.
Fazit: Ein temporeicher, hochspannender Lokalkrimi voller
Wortwitz und einer wendungsreichen Story, die bis zum Schluss überzeugt. Im 2.
Krimi werden Tinne und Elvis im Oppenheimer Kellerlabyrinth ermitteln, ich freu
mich jetzt schon darauf.
Der Autor:
Helge Weichmann wurde 1972 in der Pfalz geboren und lebt seit 20
Jahren in Mainz. Während seines Studiums jobbte er als Musiker und
Kameramann, bevor er sich als Filmemacher selbstständig machte. Heute
betreibt der promovierte Geowissenschaftler eine Medienagentur, arbeitet
als Moderator und lehrt an der Universität Mainz. Er ist begeisterter
Hobbykoch, Weinliebhaber und Sammler von Vintage-Gitarren. Mit der
chaotischen Historikerin Tinne Nachtigall und dem dicken Reporter Elvis
hat Helge Weichmann zwei liebenswerte Figuren geschaffen, die ihre
außergewöhnlichen Abenteuer mit viel Pfiff, Humor und
Improvisationstalent meistern.
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