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Donnerstag, 3. Mai 2012

{Rezension} Der Minnesänger von Tim Pieper





Verlag: Heyne-Verlag 
Taschenbuchausgabe: 480 Seiten
ISBN: 978-3-453-47099-6 
Genre: Historischer Roman
Erscheinungsdatum: 04. Januar 2010
Preis: 8,95 €


 „Es war einmal ein Ritter,
der so gebildet war,
dass er alles,
was er in den Büchern geschrieben fand,
lesen konnte.
Er hieß Hartmann
und war Lehnsmann zu Aue“
Quelle: Hartmann von Aue: Der arme Heinrich, V. 1–5. Hg. v. Ursula Rautenberg, übersetzt von Siegfried Grosse. Stuttgart 1993


Das abenteuerliche Leben eines Minnesängers

Als zweitgeborener Sohn sehen die Zukunftschancen für Hartmann von Aue sehr schlecht aus. Deswegen beschließt der unfreie Lehnsherr Dankwart von Aue seinen Sohn im nahegelegenen Kloster St. Georgen ausbilden zu lassen.  Bei einem Besuch zu Hause trifft der mittlerweile 14-jährige  Hartmann auf seine Freundin aus Kindertagen. Der junge Mann verliebt sich sofort in Judith und beschließt, das Harfe spielen zu lernen, um ihr ein Lied vortragen zu können. Allerdings steht ihrer Liebe einiges im Wege und so vergehen viele Jahre, die sich für Judith schwierig und gefahrvoll gestalten. Und auch Hartmanns Leben verläuft nicht unbedingt in ruhigen Bahnen, allerdings genießt er aber auch den Einfluss seines Mentors, dem Herzog von Zähringen, für den der gebildete junge Mann schon bald ein enger Vertrauter wird. Doch dies soll Hartmann noch zum Verhängnis werden.




Die Lebensdaten des Minnesängers Hartmann von Aue sind nicht historisch belegt wie auch seine Lebensumstände. Diese kann man jedoch gut aus Äußerungen in seinen Versromanen wie auch durch Erwähnung anderer Minnesänger rekonstruieren. Dennoch bleibt hierdurch sehr viel Platz für Hypothesen und so hat Tim Pieper die wenigen Informationen, die es über Hartmann von Aue gibt, zusammengefasst und hieraus einen fesselnden, bildhaften Roman geschaffen.

Tim Pieper lässt seinen Roman um den Minnesänger Hartmann von Aue zwischen den Jahren 1160 – 1203 spielen und beginnt hierbei mit der Nacht von dessen Geburt. So lernt man erst einmal das Umfeld von Hartmanns Familie kennen wie auch das Leben der einfachen Menschen im Mittelalter. Je älter Hartmann wird, umso mehr Platz räumt der Autor ihm ein und so ist man bald schon bei dem ersten Wiedersehen von Judith und Hartmann dabei. So lernt man den Grund für sein Interesse am Minnegesang kennen, verfolgt seine schwierige Zeit im Kloster und seine ersten Schritte als Rechtsgehilfe beim Herzog von Zähringen sowie sein weiteres abenteuerliches Leben. Doch Tim Pieper beschränkt sich nicht nur auf das Leben des Minnesängers, sondern in einem weiteren Handlungsstrang erzählt er auch von Judith, deren Leben für die junge Frau und Heilerin wahrlich nicht einfach verläuft.

Dennoch ist dieser historischer Roman wahrlich kein Liebesroman, sondern spiegelt wunderbar das schwierige Leben ganz normaler Menschen im Mittelalter wieder, die versuchen, ihren Möglichkeiten entsprechend, das beste aus ihrer Situation zu machen, wobei gerade Judith und Hartmann sich hierbei immer selbst treu bleiben und zu ihren Überzeugungen stehen. Aber auch die freien Bürger sowie der Adel und dessen politischen Ränkespiele kommen hierbei nicht zu kurz. Und so verfolgt man gebannt über rund 480 Seiten das aufregende, abenteuerliche und oft auch nicht einfache Leben von Judith und deren großen Liebe Hartmann von Aue, der nicht nur durch seinen Versroman „Erec“ in die Geschichtsbücher eingegangen ist.

Der Schreibstil von Tim Pieper ist jederzeit fesselnd, immer unterhaltsam, der damaligen Zeit perfekt angepasst und kann durchaus als anspruchsvoll bezeichnet werden. Die Beschreibungen seiner Protagonisten wie auch der restlichen Mitwirkenden sind sehr detailreich, wirken immer glaubwürdig und überzeugend und sind so bildhaft beschrieben, dass sie fast auf der Stelle Konturen annehmen.

Fazit: Ein praller Roman über das Leben des Minnesängers Hartmann von Aue, der von der ersten bis zur letzten Seite durch den fesselnden, bildhaften Schreibstil des Autors überzeugt und so auf sehr unterhaltsame Weise das aufregende Leben des Minnesängers erzählt.

Der Autor:
Tim Pieper, geboren 1970 in Stade, studierte nach einer Weltreise Neuere und Ältere deutsche Literatur und Recht. Sein Hauptinteressengebiet ist die deutsche Geschichte. "Der Minnesänger" ist sein Debütroman. Tim Pieper lebt in Berlin, wo er an seinem zweiten historischen Roman arbeitet.

2 Kommentare:

  1. Ich fand "Der Minnesänger" auch einfach großartig, Tim Pieper ist ein wunderbarer Autor, den ich hoffentlich niemals aus den Augen verlieren werde! Freut mich total, dass nicht nur ich dieses Buch so toll finde! :) Eine sehr schöne Rezension!

    LG
    BlueNa

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  2. Hallo BlueNa,
    ja, Tim Pieper ist wirklich ein wunderbarer und vor allem auch ein sehr sympathischer Autor. Kann Dir sein neues Buch auch nur empfeheln.
    LG Isabel

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