Verlag: Knaur HC-Verlag
Broschierte Ausgabe: 480 Seiten
Genre: Europäischer Krimi / Spanien
Erscheinungsdatum: 04. April 2011
ISBN: 978-3-426-65246-6
Preis: 14,99 €
Der Fluch der
Stradivari
Die gefeierte Geigerin Ane Larrazábal gibt in Madrid ein vielumjubeltes
Konzert, bei dem sie auch ein Stück von Paganini spielt. Kurz nach der Pause
wird das Konzert jedoch abgebrochen, die 26-jährige Geigerin wurde tot im
Chorraum aufgefunden. Auf ihrer Brust steht mit Blut geschrieben das arabische
Wort „Satan“ und ihre Stradivari, die angeblich dem Teufelsgeiger Paganini
gehört haben soll, ist spurlos verschwunden. Der beim Konzert anwesende
Kommissar Raúl Perdomo übernimmt den Fall. Doch erste Ermittlungsansätze
verlaufen ins Leere. Da greift Perdomo auf recht unkonventionelle Methoden
zurück, um den Fall zu lösen. Diese Spur führt ihn zurück zum rätselhaften Tod
des Meistergeigers Paganini.
Von der ersten Seite an merkt man, dass der Autor mit dem Pseudonym Joseph
Gelinek ein Musikwissenschaftler ist. Wie schon in seinem Debütroman „Die 10.
Symphonie“ lässt er sein fundiertes musikalisches Wissen auch dieses Mal fast
auf jeder Seite des vorliegenden Thrillers einfließen. Das mag für musikalisch
Desinteressierte langatmig sein. Wer sich jedoch ein wenig für Musik, besonders
noch für die Klassik und einigen dazugehörigen Anekdoten interessiert, wird
begeistert sein. Ich höre zwar sehr gerne und auch viel Musik, ab und an auch
Klassik, würde mich jedoch nie als Klassik-Fan bezeichnen, gelangweilt habe ich
mich jedoch zu keiner Zeit. Ganz im Gegenteil, ich fand die gut vermittelten
Informationen des Autors äußerst interessant.
Joseph Gelinek beginnt seinen Thriller gleich mit dem Mord an der berühmten
Geigerin und stellt einem auch gleich seinen Protagonisten Raúl Perdomo wie
auch dessen Privatleben vor. Anfangs sieht durch die Zeichnung auf Ane’s Brust
alles nach einem fundamentalistischen Anschlag aus, doch schon schnell ist
klar, dass die Ermittlungen in eine andere Richtung laufen müssen. Mehr aus
Neugier nimmt Perdomo Kontakt zu einer Wahrsagerin auf, die bereits in der
Vergangenheit für die Polizei tätig war. Diese führt ihn auf eine ganz andere
Spur, bei der auch der Meistergeiger Paganini eine entscheidende Rolle spielt.
Zumal der Stradivari der ermordeten Geigerin nachgesagt wird, dass sie einmal
ihm gehört hätte.
Der spanische Autor verbindet hier geschickt historische Fakten und musikalisches
Fachwissen zu einem spannenden Thriller, der praktisch von der ersten Seite an
einen in seinen Bann zieht. Joseph Gelinek hat einen eher ruhigen, aber dennoch
nicht minder fesselnden Schreibstil, dem es mühelos gelingt, eine
kontinuierliche Spannung aufzubauen. Und obwohl ich gleich zu anfangs schon
eine Vermutung in Bezug auf den Täter hatte, hat dies mich im weiteren Verlauf
überhaupt nicht gestört, da der Autor kaum Hinweise auf die Identität wie auch
dessen Beweggründe gibt. So rätselt man automatisch bis zum Schluss mit und die
Auflösung ist meines Erachtens wirklich gelungen und absolut schlüssig.
Sein Protagonist Raúl Perdomo ist bei der Arbeit eher ein Einzelgänger und
deshalb nicht sonderlich begeistert, als ihm bei diesem brisanten Fall ein
Partner zur Seite gestellt wird. So gut es geht, ignoriert er diesen jedoch und
geht ermittlungstechnisch lieber eigene Wege. Zumal ihn diese auch zu einer
Wahrsagerin führen, der er anfangs äußerst skeptisch gegenübersteht, schon bald
jedoch von ihrer Arbeit überzeugt ist. Privat ist Perdomo seit einem guten Jahr
Witwer und hat einen 13-jährigen musikbegeisterten Sohn, dem es oftmals mehr
als einmal peinlich ist, dass sein sehr sympathisch beschriebener Vater so
absolut unmusikalisch ist. Bei allen anderen Mitwirkenden gelingt es dem Autor
mühelos, diesen ein facettenreiches Profil zu geben, sodass man zwar eine gute
Vorstellung von ihnen erhält, sie aber dennoch etwas undurchschaubar bleiben.
Fazit: Wer eher ruhig angelegte Thriller bzw. Krimis mag und sich dazu noch
ein wenig für klassische Musik interessiert, wird bei „Die Violine des Teufels „
mit einer packenden, komplexen und informativen Story belohnt, die zudem noch mit
detailreich beschriebene Charaktere aufwarten kann.
Der Autor:
"Joseph Gelinek" ist das Pseudonym eines spanischen
Musikwissenschaftlers und Beethoven-Experten, der in "Die zehnte
Symphonie" und "Die Violine des Teufels" spannende Unterhaltung mit
fundiertem Musikwissen verbindet.
Der "echte" Joseph Gelinek (1758-1825) stammte aus Böhmen und war zu
Mozarts und Beethovens Zeit ein begehrter Klavierlehrer und Hauspianist
des Wiener Adels, der sich auch an eigenen Kompositionen versuchte.
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