Leseempfehlungen

Freitag, 23. November 2012

{Rezension} Der Architekt von Jonas Winner

Verlag: Knaur TB Verlag
Taschenbuchausgabe: 384 Seiten
Genre: Deutscher Psychothriller / Berlin
ISBN: 978-3-426-51275-3
Erscheinungsdatum: 01. Oktober 2012
Preis: 9,99 €


Das Geheimnis des Architekten

In Berlin wird gegen den Star-Architekten Julian Götz ein Indizienprozess unter großem Medieninteresse geführt. Götz ist angeklagt, seine Frau und seine kleinen Töchter brutal ermordet zu haben, die Indizien sprechen eine klare Sprache, doch war er es wirklich? Ben Lindenberger, ein junger Drehbuchautor, wird auf den Fall aufmerksam und bietet Götz an, ein Buch darüber zu schreiben, was Götz annimmt. Und damit beginnt für Ben ein Alptraum, der ihn bald an seinem Verstand zweifeln lässt.



Ein junger, verwirrter Mann betritt eines Abends eine Anwaltskanzlei und lässt dem Anwalt ein Manuskript da, mit der Bitte, dies zu lesen. Vom Auftreten des Mannes überrumpelt, fängt der Anwalt an, in dem Manuskript zu blättern und kann sich bald schon dem Sog der Story nicht mehr entziehen. Und damit beginnt auch für einen als Leser die eigentliche Geschichte von Ben Lindenberger, dem ambitionierten Drehbuchautor, der mit dem Mordfall Julian Götz seine große Chance sieht und die ihn am Ende in ein seelisches Desaster führen wird.

Jonas Winner stürzt seine Leser in ein regelrechtes Verwirrspiel mit seinem Psychothriller. Je länger die Geschichte dauert, umso mysteriöser und diffuser wird sie. Vorgefasste Meinungen ob dem Täter müssen ständig revidiert werden, der Plot gestaltet sich sehr verwickelt, schwer nachvollziehbar, man weiß als Leser eigentlich nie, woran man ist und kaum meint man, ein wenig den Durchblick in dem Thriller gefunden zu haben, präsentiert Jonas Winner einem wieder eine unklare, neue Situation, welche alles wieder nichtig macht.

Zum Großteil wird die Geschichte von Ben in der dritten Person erzählt, wie er seine Recherchen nachgeht, Unklarheiten feststellt, Zeugen interviewt und immer mehr in den rätselhaften Strudel um das Leben von Julian Götz hineingerät. In regelmäßigen Abständen taucht aber in einem weiteren Erzählstrang auch die junge Mia auf, die einen wahren Alptraum in einem rätselhaften Gebäude durchlebt. Wie diese so unterschiedlichen und eigentlich gar nicht zusammenpassenden Handlungsstränge letztlich zueinander gehören, verrät der Autor seinen Lesern erst im letzten Drittel des Thrillers.

Als hochspannend würde ich den Psychothriller nicht unbedingt beschreiben, aber spannungsarm ist er keineswegs. Die Geschichte lebt durch ihre Unklarheiten, stachelt immer weiter die Neugier beim Lesen an und verwirrt eigentlich ständig. Und trotz der vielen diffusen Geschehnissen und dem Berg von Fragen, welche der Thriller ständig aufwirft, stellt man zum Ende hin fest, dass der ganze Plot von Jonas Winner gut durchdacht ist und der Autor einem eine Lösung präsentiert, die man so nicht erwartet hätte. Allerdings ist die ganze Geschichte wie auch die Auflösung doch sehr unrealistisch gehandhabt.

Der Schreibstil des Autors ist anspruchslos, meist fesselnd, durchsetzt mit vielen Dialogen und Jonas Winner versteht es gut, mit der Neugier des Lesers zu spielen und mit häufig auftretenden interessanten, nicht vorhersehbaren Wendungen zu überraschen. Nicht restlos überzeugen konnten die Charaktere des Psychothrillers. Gerade Ben Lindenberger, den man ja während des ganzen Buches begleitet, bleibt etwas fad und blass und so ein rechtes Bild konnte ich mir von ihm jetzt nicht machen. Auch die Figur des Julian Götz wird nicht greifbar, wirkt eindimensional und konnte mich nicht wirklich überzeugen.

Fazit: Von der Idee her eine sehr interessante, meist spannende, wenn auch ziemlich unrealistische Story, die einem beim Lesen eigentlich nur immer mehr verwirrt und erst zum Ende hin Klarheit bringt, was man bei einem Psychothriller aber durchaus auch erwarten darf. Allerdings bleiben die Charaktere sehr blass und haben wenig Tiefe.

Der Autor:
Jonas Winner, geboren 1966 in Berlin, promovierter Philosoph, arbeitete nach dem Studium in Berlin und Paris als Journalist, Redakteur für das Fernsehen und als Drehbuchautor (ARD, ZDF, Sat 1). 2011 startete er, als ePub-Original, seinen siebenteiligen Fortsetzungsthriller "Berlin Gothic", der im Netz ein sensationeller Erfolg ist. Er lebt mit seiner Familie in Berlin

2 Kommentare:

  1. hallo Isabel, irgendwie konnte ich mit dem Buch nicht warm werden; hab es merhmals wieder weggelegt; dann doch weiter gelesen. Aber so nach der Hälfte habe ich es aufgegeben...L.G. Annette

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    1. Hallo Annette, das Problem hatte ich jetzt überhaupt nicht, auch wenn der Thriller wirklich sehr verwirrend ist und ich mit dem Protagonisten nicht warm wurde. Aber verstehen kann ich es gut.
      LG Isabel

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