Übersetzer: Julia Walther
Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
Genre: Familienroman
ISBN: 9783471350867
Erscheinungsdatum: 14. September 2012
Preis: 19,99 €
Das Flüstern der Engel
Nach dem Tod ihrer Mutter zieht die frisch geschiedene Sadie
mit ihrer Tochter Betty von Sydney in das kleine Städtchen Pencubitt auf
Tasmanien. Im Poet’s Cottage verbrachte ihre Mutter Marguerites ihre Kindheit
bis deren Mutter auf grausame Weise ermordet wurde. Nun kehrt Sadie mit Betty
zurück, um über das Leben ihrer Großmutter Pearl einen Roman zu schreiben und
hofft gleichzeitig auf einen Neubeginn. Schnell leben Mutter und Tochter sich
in Pencubitt ein, dem verschlafenen Nest an der Küste. Mithilfe der alten Dame
Birdie erfährt Sadie nach und nach mehr über das Leben ihrer Großmutter,
währenddessen passieren rätselhafte Dinge im Poet’s Cottage, fast so, als wären
die Geister wieder zum Leben erwacht.
Josephine Pennicott beginnt ihren Familienroman, der
durchaus kriminalistische Züge hat, mit einem Prolog aus der Vergangenheit, um
dann mit der Ankunft von Sadie und Betty in die eigentliche Geschichte
einzusteigen. Ihren Roman erzählt die Autorin auf zwei Zeitebenen. Zum einen
begleitet man Sadie bei ihren Recherchen zum Leben ihrer Großmutter Pearl, zum
anderen reist man in die Jahre 1935 – 1936 zurück und lernt hier ihre extravagante,
exzentrische Großmutter kennen, die zusammen mit ihrem Mann Maxwell und ihren
beiden kleinen Töchtern Thomasina und Marguerites in Poet’s Cottage lebte.
Diese Wechsel sind geschickt gelegt, die beiden
Erzählstränge ergänzen sich sehr gut und so erfährt man nach und nach immer
mehr über das Leben von Pearl und spürt deutlich wie das Drama um den Tod der
eigenwilligen, kapriziösen und launischen Kinderbuch-Schriftstellerin seinen
Lauf nimmt. Während dieser Handlungsstrang eher in das Genre klassischer
Kriminalroman mit Familiendrama-Aspekten passt, weist der Erzählstrang in der
Gegenwart zusätzlich noch eindeutig gruselige Effekte auf. Gegenstände in Poet’s
Cottage liegen nicht mehr da, wo man sie hinterlassen hat, eine rätselhafte
Frau taucht immer wieder auf und verschwindet genauso mysteriös und vom Keller
geht eine seltsam unbehagliche Atmosphäre aus.
Josephine Pennicott gelingt es sehr gut, diese verschiedenen
Genres zu einer äußerst unterhaltsamen, ergreifenden und fesselnden Story zu
verknüpfen. Und auch die Spannung kommt selten zu kurz, auch wenn sie eher
verhalten im Hintergrund lauert. Denn die große Frage, welche über diesem Roman
liegt, ist, wer der Mörder von Pearl war. Es gibt kaum noch Zeitzeugen und die
Wenigen, verschweigen offensichtlich einiges, niemanden scheint es noch so
richtig zu interessieren, wer Pearl an jenem Juli-Tag des Jahres 1936 im Keller
von Poet’s Cottage getötet hat. Doch Sadie lässt nicht locker.
Gelungen sind ebenfalls die Charaktere des Romans. Liebevoll
und detailreich und zumeist in ihren Handlungen auch überzeugend, zeichnet
Josephine Pennicott die einzelnen Mitwirkenden. Da gibt es zum einem die
introvertierte, eher schüchterne, gut erzogene Birdie, die sich
aufopferungsvoll um ihre Mutter kümmert und heimlich in Maxwell verliebt ist.
Pearl dagegen ist das genaue Gegenteil. Voller Provokation, ein Vamp, die sich
um keine Konventionen schert, nackt im Meer badet, launisch ohne Ende ist und
immer im Mittelpunkt stehen muss. In einer Kleinstadt der 1930er Jahre eine
sehr auffallende Persönlichkeit, die für ordentlich Tratsch unter den Bewohnern
sorgte.
In der Gegenwart begleitet man zumeist Sadie bei ihrem Leben
in Pencubitt. Die Schriftstellerin und Mutter einer 14-jährigen Tochter möchte
mehr über ihre Vergangenheit erfahren, ist immer noch nicht so recht über die
Scheidung hinweg und noch weniger über den Tod ihrer geliebten Mutter. Zudem
plagen sie nach wie vor Sorgen um ihre Tochter. Doch Sadie ist – wie alle
anderen Akteure des Buches auch – keinesfalls ein langweiliger oder fader
Charakter, sondern sehr interessant und facettenreich beschrieben.
Fazit: Ein Familienroman voller Dramatik, versehen mit einer
guten Portion kriminalistischer Spannung und auch die Gruseleffekte kommen hier
wahrlich nicht zu kurz. Der warmherzige, einnehmende Schreibstil der Autorin
und die sauber herausgearbeiteten Charaktere sorgen zudem dafür, dass man sich
bis zur letzten Seite bestens unterhalten fühlt.
Die Autorin:
Josephine Pennicott kam in Tasmanien zur Welt und verbrachte ihre
ersten Lebensjahre in Papua-Neuguinea. Nach ihrem Kunststudium
arbeitete sie als Krankenschwester und schrieb nebenbei sehr erfolgreich
Krimis und Fantasy-Romane. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in
Sydney.
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