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Samstag, 22. September 2012

{Rezension} Falsch von Gerd Schilddorfer


Gebundene Ausgabe: 672 Seiten
Genre: Abenteuer / Thriller International
ISBN: 978-3-455-40385-5
Erscheinungsdatum: 16. August 2012
Preis: 19,99 €


Das Geheimnis der alten Männer

Mitten im kolumbianischen Dschungel lässt ein alter Mann drei Brieftauben aufsteigen, bevor er sich selbst richtet. Die Brieftauben kennen ihr Ziel genau und transportieren geheime Botschaften. Der Pilot John Finch erhält in Südamerika einen seltsamen Auftrag. Für seinen Auftraggeber Klausner soll er zwei Personen ausfindig machen und diese zu ihm bringen, hierfür würde Finch 5 Millionen Dollar erhalten. Zusammen mit Fiona, der Enkeltochter von Klausner, macht sich der erfahrene Pilot auf die Suche nach den zwei betagten Männern. Der Beginn eines Abenteuers, denn hierbei geht es um ein wohlgehütetes Geheimnis aus der Nazi-Zeit und es gibt einige Personen, denen sehr viel daran liegt, dass dieses Geheimnis auch weiterhin geheim bleibt und hierfür schrecken sie auch vor Mord nicht zurück. Die Spur des Rätsels führt Fiona und Finch bis nach Europa, wo ein gnadenloser Wettlauf gegen ihre Gegner beginnt.


Gerd Schilddorfer baut die Story in seinem neuesten Roman sehr vielschichtig auf. Durch ständig wechselnde Handlungsstränge, die zurzeit der russischen Revolution wie auch in der Gegenwart spielen, stellt der Autor einem nach und nach alle Beteiligten vor. Und diese sind reichlich. Zum einen ist da der jüdische Juwelier Kronstein, der vor der Revolution flüchtet, dann natürlich der alte Haudegen John Finch, aber auch den Studenten Chris Weber aus München lernt man früh kennen, wie auch die in der Schweiz arbeitende Bernadette, einen japanischen Geschäftsmann oder Major Llewellyn. Anfangs scheint es zwischen den verschiedenen Erzählsträngen wie auch den unterschiedlichen Personen absolut keine Verbindungen zu geben, die Geschichten wirken wie lose Fäden, die so gar nicht im Zusammenhang zueinander zu stehen scheinen. Doch im Verlauf der Story gelingt es Gerd Schilddorfer problemlos, diese losen Fäden geschickt miteinander zu verbinden und alle zum Schluss logisch zusammenzuführen, sodass keine Fragen mehr offen bleiben. Zudem erfährt man im Anhang auch noch, wie das Leben einzelner Mitwirkender sich nach der Geschichte weiter gestaltet.

Auch wenn man anfangs mit vielen verschiedenen Namen geradezu überschüttet wird, ständig die Kontinente gewechselt werden und die Story häufig Zeitsprünge macht, hat man dennoch kaum Probleme, der komplexen Geschichte zu folgen. Denn dem Autor gelingt es wirklich hervorragend, seinen so unterschiedlichen Protagonisten schnell Konturen zu geben, sodass eine Verwechslung kaum möglich ist. Zudem sind jedem neuen Kapitel Ort- und Zeitangaben vorangestellt, sodass man immer weiß, in welchem Teil der Geschichte man sich gerade befindet. Durch die ständig wechselnden, teilweise sehr kurz gehaltenen Kapitel ist die Story temporeich erzählt und Gerd Schilddorfer lässt natürlich die Handlungsstränge immer an einer interessanten oder spannenden Stelle enden.

Um was es sich bei dem Geheimnis handelt, erfährt der Leser erst recht spät. Man ist somit auf demselben Wissensstand wie Finch & Co., weiß nicht, warum und vor allem von wem sie so gnadenlos verfolgt werden, noch um was es sich bei dem Geheimnis der vier alten Männer handeln könnte und ist sich eigentlich nur darüber im Klaren, dass das Rätsel etwas mit den letzten Tagen des 2. Weltkriegs zu tun haben muss. Gerd Schilddorfer schickt seine Protagonisten zur Lösung des Rätsels auf eine regelrechte Schnitzeljagd. Den Hinweisen folgend führt sie die abenteuerliche Reise aus dem Amazonasgebiet heraus in die Schweiz und nach Italien. Hierbei gelingt es dem Autor zudem sehr gut, einem die unterschiedlichen Orte und Gegenden sehr anschaulich zu beschreiben und sein durchweg fesselnder  Schreibstil sorgt zudem dafür, dass „Falsch“ durchweg sehr spannende Unterhaltung bietet.

Nicht nur die Story ist komplex, auch die Charaktere sind vielschichtig angelegt und wirken in ihren Handlungen überzeugend. Da gibt es den jungen, stummen Vincente, der für sein Leben gern kocht, den hilfsbereiten Auftragsmörder Alfredo und den Unternehmer und Familienvater Gruber. Ihnen zur Seite stellt Gerd Schilddorfer ihnen die junge, resolute Fiona Klausner und den sympathischen alten Haudegen John Finch. Und dieser ist wirklich ein Original. Ein Abenteurer wie er im Buche steht und ein begnadeter Pilot, der bereits im Algerienkrieg die waghalsigsten Aufträge annahm und nicht nur in Fliegerkreisen mittlerweile eine Legende ist.

Aber nicht nur die Truppe um John Finch ist facettenreich beschrieben, auch Chris und Bernadette, denen ebenfalls ein Großteil der Story eingeräumt wird, sind komplex angelegt. Chris finanziert als Loader am Münchner Flughafen sein Fernstudium, lebt aus Kostengründen in einem VW-Bus in der Flughafen-Tiefgarage und gerät eher per Zufall in die ganze Geschichte. Wie auch die aus einer reichen Münchner Familie stammende Bernadette, die als Sonderschullehrerin in einem Schweizer Internat arbeitet und trotz des Vermögens ihrer Eltern absolut bodenständig geblieben ist.

Fazit: Eine atemberaubende und spannend angelegte Schnitzeljagd. Gerd Schilddorfer ist ein fesselnder, sehr vielschichtig angelegter und hervorragend durchdachter Abenteuerroman/Thriller gelungen, der einen von der ersten Seite an begeistert.

Der Autor:
Gerd Schilddorfer wurde in Wien geboren, war freier Journalist und Fotograf, Unternehmer sowie Chefreporter bei den TV-Dokumentationen »Österreich II« und »Die Welt und wir«. Zusammen mit dem Koautor David Weiss schrieb er die Thriller Ewig (2009), Narr (2010) und Teufel (2011). Schilddorfer lebte an zahlreichen Orten in Europa und Übersee und wohnt zurzeit in Berlin.

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