Verlag: Hoffmann & Campe Verlag
Gebundene Ausgabe: 672 Seiten
Genre: Abenteuer / Thriller International
ISBN: 978-3-455-40385-5
Erscheinungsdatum: 16. August 2012
Preis: 19,99 €
Das Geheimnis der alten Männer
Mitten im kolumbianischen Dschungel lässt ein alter Mann
drei Brieftauben aufsteigen, bevor er sich selbst richtet. Die Brieftauben
kennen ihr Ziel genau und transportieren geheime Botschaften. Der Pilot John
Finch erhält in Südamerika einen seltsamen Auftrag. Für seinen Auftraggeber
Klausner soll er zwei Personen ausfindig machen und diese zu ihm bringen,
hierfür würde Finch 5 Millionen Dollar erhalten. Zusammen mit Fiona, der
Enkeltochter von Klausner, macht sich der erfahrene Pilot auf die Suche nach
den zwei betagten Männern. Der Beginn eines Abenteuers, denn hierbei geht es um
ein wohlgehütetes Geheimnis aus der Nazi-Zeit und es gibt einige Personen,
denen sehr viel daran liegt, dass dieses Geheimnis auch weiterhin geheim bleibt
und hierfür schrecken sie auch vor Mord nicht zurück. Die Spur des Rätsels
führt Fiona und Finch bis nach Europa, wo ein gnadenloser Wettlauf gegen ihre
Gegner beginnt.
Gerd Schilddorfer baut die Story in seinem neuesten Roman
sehr vielschichtig auf. Durch ständig wechselnde Handlungsstränge, die zurzeit
der russischen Revolution wie auch in der Gegenwart spielen, stellt der Autor
einem nach und nach alle Beteiligten vor. Und diese sind reichlich. Zum einen
ist da der jüdische Juwelier Kronstein, der vor der Revolution flüchtet, dann
natürlich der alte Haudegen John Finch, aber auch den Studenten Chris Weber aus
München lernt man früh kennen, wie auch die in der Schweiz arbeitende
Bernadette, einen japanischen Geschäftsmann oder Major Llewellyn. Anfangs
scheint es zwischen den verschiedenen Erzählsträngen wie auch den
unterschiedlichen Personen absolut keine Verbindungen zu geben, die Geschichten
wirken wie lose Fäden, die so gar nicht im Zusammenhang zueinander zu stehen
scheinen. Doch im Verlauf der Story gelingt es Gerd Schilddorfer problemlos,
diese losen Fäden geschickt miteinander zu verbinden und alle zum Schluss
logisch zusammenzuführen, sodass keine Fragen mehr offen bleiben. Zudem erfährt
man im Anhang auch noch, wie das Leben einzelner Mitwirkender sich nach der
Geschichte weiter gestaltet.
Auch wenn man anfangs mit vielen verschiedenen Namen
geradezu überschüttet wird, ständig die Kontinente gewechselt werden und die
Story häufig Zeitsprünge macht, hat man dennoch kaum Probleme, der komplexen
Geschichte zu folgen. Denn dem Autor gelingt es wirklich hervorragend, seinen
so unterschiedlichen Protagonisten schnell Konturen zu geben, sodass eine
Verwechslung kaum möglich ist. Zudem sind jedem neuen Kapitel Ort- und
Zeitangaben vorangestellt, sodass man immer weiß, in welchem Teil der
Geschichte man sich gerade befindet. Durch die ständig wechselnden, teilweise
sehr kurz gehaltenen Kapitel ist die Story temporeich erzählt und Gerd
Schilddorfer lässt natürlich die Handlungsstränge immer an einer interessanten
oder spannenden Stelle enden.
Um was es sich bei dem Geheimnis handelt, erfährt der Leser erst
recht spät. Man ist somit auf demselben Wissensstand wie Finch & Co., weiß
nicht, warum und vor allem von wem sie so gnadenlos verfolgt werden, noch um
was es sich bei dem Geheimnis der vier alten Männer handeln könnte und ist sich
eigentlich nur darüber im Klaren, dass das Rätsel etwas mit den letzten Tagen des
2. Weltkriegs zu tun haben muss. Gerd Schilddorfer schickt seine Protagonisten
zur Lösung des Rätsels auf eine regelrechte Schnitzeljagd. Den Hinweisen
folgend führt sie die abenteuerliche Reise aus dem Amazonasgebiet heraus in die
Schweiz und nach Italien. Hierbei gelingt es dem Autor zudem sehr gut, einem
die unterschiedlichen Orte und Gegenden sehr anschaulich zu beschreiben und
sein durchweg fesselnder Schreibstil
sorgt zudem dafür, dass „Falsch“ durchweg sehr spannende Unterhaltung bietet.
Nicht nur die Story ist komplex, auch die Charaktere sind
vielschichtig angelegt und wirken in ihren Handlungen überzeugend. Da gibt es
den jungen, stummen Vincente, der für sein Leben gern kocht, den hilfsbereiten
Auftragsmörder Alfredo und den Unternehmer und Familienvater Gruber. Ihnen zur
Seite stellt Gerd Schilddorfer ihnen die junge, resolute Fiona Klausner und den
sympathischen alten Haudegen John Finch. Und dieser ist wirklich ein Original.
Ein Abenteurer wie er im Buche steht und ein begnadeter Pilot, der bereits im
Algerienkrieg die waghalsigsten Aufträge annahm und nicht nur in Fliegerkreisen
mittlerweile eine Legende ist.
Aber nicht nur die Truppe um John Finch ist facettenreich
beschrieben, auch Chris und Bernadette, denen ebenfalls ein Großteil der Story
eingeräumt wird, sind komplex angelegt. Chris finanziert als Loader am
Münchner Flughafen sein Fernstudium, lebt aus Kostengründen in einem VW-Bus in der
Flughafen-Tiefgarage und gerät eher per Zufall in die ganze Geschichte. Wie
auch die aus einer reichen Münchner Familie stammende Bernadette, die als
Sonderschullehrerin in einem Schweizer Internat arbeitet und trotz des
Vermögens ihrer Eltern absolut bodenständig geblieben ist.
Fazit: Eine atemberaubende und spannend angelegte
Schnitzeljagd. Gerd Schilddorfer ist ein fesselnder, sehr vielschichtig
angelegter und hervorragend durchdachter Abenteuerroman/Thriller gelungen, der
einen von der ersten Seite an begeistert.
Der Autor:
Gerd Schilddorfer wurde in Wien geboren, war freier Journalist und
Fotograf, Unternehmer sowie Chefreporter bei den TV-Dokumentationen
»Österreich II« und »Die Welt und wir«. Zusammen mit dem Koautor David
Weiss schrieb er die Thriller Ewig (2009), Narr (2010) und Teufel (2011). Schilddorfer lebte an zahlreichen Orten in Europa und Übersee und wohnt zurzeit in Berlin.
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