Sprecherin: Ulrike Kriener
Laufzeit: 340 Minuten
ISBN: 978-3899033397
Genre: Frauenroman
Erscheinungsdatum: Mai 2011
Preis: 19,99 €
Auf Arnes Pilgerspuren
Ich muss ja gestehen, dass ich
bisher nicht so ein Fan von Hörbüchern war. Bei dem ersten hat mich die
emotionslose Stimme der Erzählerin genervt und beim Zweiten war die Story so komplex,
dass ich beim Autofahren öfters den Faden verloren habe, wenn ich mal nicht
konzentriert zuhören konnte. Nun hatte ich das Hörbuch von „Die
Dienstagsfrauen“ gewonnen und dachte: Na gut, einen letzten Versuch gebe ich dem
Hörbuch noch. Und ich muss sagen, ich war angenehm überrascht gewesen.
Grund hierfür ist zum einen der
leicht zu folgenden Story, bei der es nicht schlimm ist, wenn man mal 1-2
Minuten nicht so aufmerksam zuhört und zum anderen die wirklich hervorragende
Lesung und angenehme Stimme von Ulrike Kriener. Das waren wirklich 340 Minuten
Unterhaltung pur.
Und darum geht es bei dem
Hörbuch: Seit 15 Jahren treffen sich 5 Freundinnen unterschiedlichster
Charaktere einmal im Monat dienstags beim Italiener. Als der Mann von Judith an
Krebs stirbt und sie Monate später sein Pilgertagebuch findet, beschließen die
Dienstagsfrauen ihren jährlichen Ausflug nach Lourdes zu machen, natürlich in
pilgernder Form. Sie hoffen, dass es Judith hierdurch gelingt, den Tod von Arne
besser zu verarbeiten. Auf dem Jakobsweg angekommen, müssen sie jedoch bald
feststellen, dass mit den Aufzeichnungen im Tagebuch so einiges nicht stimmen
kann.
Die 5 Freundinnen sind so
verschieden wie Frauen nur sein können. Da ist Judith, das Seelchen, die auch
nach einem halben Jahr noch weit davon entfernt ist, den Tod ihres Mannes Arne
auch nur ansatzweise zu verarbeiten. Sie ist die typische Frau, die man ständig
trösten und in den Arm nehmen möchte. Ständig hat man das Gefühl, sie mit
Samthandschuhen anfassen zu müssen, sonst bricht sie in Tränen aus. Manchmal
nervt das schon ein wenig. Dann Eva, die eigentlich Herzchirurgin werden wollte
und heute einen Haushalt mit Kindern und Ehemann koordiniert, sich selbst immer
hinten anstellt und eigentlich schon gar keine eigene Meinung mehr besitzt. Die
Dritte im Bunde ist die wohlhabende, selbstbewusste, herrlich zynische und
direkte Estelle, die mit ihrer spitzen Zunge ordentlich austeilt, aber auch gut
einstecken kann. Dann die erfolgreiche Anwältin Caroline, die Ehemann und Kinder
scheinbar wunderbar mit ihrer Karriere verbinden kann, immer perfekt auftritt
und keinem Streit aus dem Weg geht. Ja und zu guter Letzt noch die jüngste im
Bunde. Die 35-jährige, unverheiratete Kiki ist absolut chaotisch, stets gut
gelaunt und lebenslustig. Sie hofft immer noch, dass das nächste Projekt jetzt
endlich der große Durchbruch in ihrer Designerkarriere wird und auch die
Hoffnung auf den Mann fürs Leben hat sie noch nicht aufgegeben.
Ulrike Kriener gelingt es sehr
gut, die Gefühlswelt der verschiedenen Frauen stimmlich wunderbar zu
vermitteln, ja sie lebt sie regelrecht mit und das hat mich echt gefesselt. Und
so habe ich gespannt jede Szene verfolgt und mich doch tatsächlich öfter mal
dabei erwischt, dass ich bewusst langsamer gefahren bin, nur um das Kapitel
noch fertig hören zu können.
Die Geschichte an sich entwickelt
sich ziemlich voraussehbar, ist jedoch durchweg sehr unterhaltsam, stellenweise
richtig lustig und locker leicht erzählt. Klar werden hier auch einige
Klischees abgehandelt, das stört jetzt aber nicht unbedingt. Zumeist wirkt die
Story schon wie aus dem Leben gegriffen und die Dienstagsfrauen sind alle sehr
detailreich und liebevoll beschrieben, sodass mir alle ziemlich bald ans Herz
gewachsen sind. Und mit der Zeit offenbart die eine oder andere auch Seiten an
sich, die man vorher so nicht vermutet hätte. Schuld daran ist natürlich auch
der beschwerliche Jakobsweg, der den Frauen einiges abverlangt, nicht nur
körperlich. Besonders gelungen fand ich von allen Charakteren Estelle. Ihr
herrlich trockener, zynischer Humor hat mich mehr als einmal laut loslachen
lassen.
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