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Sonntag, 20. April 2014

{Rezension} Der Werwolf von Münster von Maria Rhein / Dieter Beckmann

Cover & Verlag: Gmeiner
Taschenbuchausgabe: 376 Seiten
Genre: Historischer Kriminalroman / 19. Jahrhundert
ISBN: 978-3-8392-1492-3
Erscheinungsdatum: 05. März 2014
Preis: 12,99 €




Die Offenbarung des Johannes

Im Jahr 1874 wird der preußische Geheimpolizist Heinrich Maler beauftragt, in seiner Heimatstadt Münster Bischoff Brinkmann zu überwachen. Hintergrund hierfür sind die seit einiger Zeit schwelenden Machtkämpfe der Bismarck’schen Regierung mit der Katholischen Kirche. Als Tarnung nimmt Heinrich Maler in Münster die Stellung eines Polizeikommissars an und wird sofort in einen Mordfall hineingezogen. Ein rätselhafter Mörder treibt in Münster sein Unwesen und tötet scheinbar wahllos. Immer hinterlässt er eine Bibelseite aus der Johannes-Offenbarung. Die Münsteraner glauben an einen Werwolf, dessen Maler sich natürlich nicht anschließen kann. Seine Ermittlungen führen ihn zwischen die Fronten der Preußischen Geheimpolizei und der Katholischen Kirche wie auch in die Kreise einer spiritistischen Gruppe.



Der Roman spielt zuzeiten des Kulturkampfs zwischen dem Königreich Preußen in Person Reichskanzler Otto von Bismarck und der katholischen Kirche unter Papst Pius IX. Auch Münster ist vom Kulturkampf zerrissen, welcher eine Trennung von Kirche und Staat vorsieht. Der Reichskanzler geht dabei mit scharfen Mitteln gegen die katholische Geistlichkeit vor und dieses Thema nimmt eine Schlüsselfigur in dem Roman ein, ist allgegenwärtig und wird von dem Autorenduo interessant und kurzweilig wiedergegeben.

Hauptschwerpunkt des historischen Krimis sind jedoch die Morde an der Münsteraner Bevölkerung. Schnell kommt das Gerücht auf, ein Werwolf würde die Menschen töten, doch der rational denkende, weltoffene Heinrich Maler glaubt daran nicht. Mithilfe seines Kutschers Jolmes und der jungen Witwe Katharina ermittelt Maler in der gutbürgerlichen Bevölkerung Münsters wie auch in Kreisen der katholischen Kirche. Doch auch eine spirituelle Gruppe, die Séancen bei Baronin von Bockholt abhält, gerät in das Visier des Kommissars.

Das Autorenduo lässt ihre Leser hauptsächlich bei den Ermittlungen wie auch dem Privatleben von Heinrich Maler teilhaben, allerdings sind auch immer wieder kleine Szenen eingefügt, bei denen man den ganz offensichtlich psychisch gestörten Mörder bei seinen Mordtaten verfolgt. Doch hilft einem dies nicht wirklich in Sachen Motiv oder gar Identität des Mörders weiter.

M. Rhein / R. Beckmann erzählen ihren historischen Kriminalroman von Beginn an sehr spannend und temporeich. Zudem fließen immer wieder die Konflikte in Münster aufgrund des Kulturkampfes mit ein und man erhält auch einen kleinen Einblick in die Arbeit der Preußischen Geheimpolizei. Diese vielen Elemente verbinden die Autoren geschickt zu einem äußerst komplexen, fesselnden und unterhaltsamen Kriminalroman, der zudem noch sehr gut den Zeitgeist zum Ende des 19. Jahrhunderts hin einfängt.


Fazit: Spannender, temporeicher wie auch interessanter historischer Krimi mit einer vielschichtigen Story und lebendig gezeichneten Charakteren.


Die Autoren:

Maria Rhein arbeitete als Diplom-Designerin in diversen Werbeagenturen und ist seit der Geburt ihrer Kinder als Musik- und Kunstdozentin freiberuflich tätig. Regional machte sie sich einen Namen als Sängerin und Entertainerin. 
Dieter Beckmann, der seine ersten Gedichte und Kurzgeschichten mit 17 Jahren verfasste. Als Musiker veröffentlichte er mehrere Alben. 2005 gewann er mit der Kurzgeschichte „Das Haus des Tagelöhners“ den 2. Platz des Allianzliteraturwettbewerbes. 2009 erschien sein erster historischer Roman.

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