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Montag, 9. September 2013

{Rezension} Mord im besten Alter von Lisa Lercher

Cover & Verlag: Haymon
Taschenbuchausgabe: 208 Seiten
Genre: Österreichischer Krimi
ISBN: 978-3-85218-949-9
Erscheinungsdatum: 02. August 2013
Preis: 9,95 €




Todesruh

Nach einem Unfall erholt sich Maja Berg im Seniorenwohnheim „Haus Waldesruh“ nahe Wien. Der rüstigen Rentnerin fällt schon bald auf, dass in Waldesruh nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Zwar ist es nicht ungewöhnlich, dass in einem Seniorenwohnheim Menschen sterben, aber die Todesfälle häufen sich, zudem verschwinden Wertgegenstände aus den Zimmern der Bewohner und auch das Personal geht nicht immer gerade sanft mit seinen Pfleglingen um. Als es zu einem angeblichen Selbstmord kommt, wird die Rentnerin aktiv. 



Maja ist Künstlerin und mit ihrem derzeitigen Leben äußerst unzufrieden. Die bisher sehr agile, selbstständige Rentnerin liegt bewegungsunfähig im Haus Waldesruh, ihr geliebtes Haus mit großem Garten hat sich der Neffe ihres verstorbenen Lebenspartners unter den Nagel gerissen, ihr droht mit 68 Jahren ein Leben im Seniorenheim. Doch je mobiler Maja wird, umso ausgiebiger werden ihre Ausflüge durch das Wohnheim und auch mit den Heimbewohnern knüpft sie bald Bekanntschaften. Bei ihren Streifzügen durch Waldesruh fallen Maja einige Ungereimtheiten auf, die sie bald schon stutzig machen.

Es ist ein ruhiger Krimi, den Lisa Lercher erzählt, aber keineswegs ein spannungsarmer und dabei immer sehr unterhaltsam. Die Autorin lässt sich Zeit, ihren Lesern das Leben im Haus Waldesruh näher zu bringen und einem die Heimbewohner vorzustellen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Es sind stellenweise recht eigensinnige Charaktere, welche die Autorin in ihrem Krimi mitwirken lässt, die Ecken und Kanten haben dürfen, lebendig und detailreich beschrieben sind und jederzeit überzeugend, aber stellenweise schwer einschätzbar agieren. 

Sei es auf Seiten der Senioren die geistig behinderte Mirli, den Blumenfreund Moser oder die vornehme Hofrätin und aus den Reihen des Pflegepersonal die resolute Schwester Erika, deren ausschweifender Lebenswandel schwer mit ihrem Gehalt vereinbar ist wie auch den Zivi Otto, der nicht gerade zimperlich mit seinen Schutzbedürftigen umgeht. Aber auch den etwas undurchsichtigen Direktor Schönwies lernt man bald näher kennen, welcher von seinen Eltern die Leitung des Seniorenheims übernommen hat und mit seiner verwitweten Mutter in der angrenzenden Villa lebt. 

Während des Lesens wird einem schnell klar, dass im Haus Waldesruh einiges nicht stimmt. Die Todesfälle werden von der Heimleitung zwar als Unfall und Selbstmord getarnt, durchaus nicht unwahrscheinlich, aber daran mag man nicht so recht glauben. Doch wer sollte der Mörder sein und vor allem, welches Motiv hätte dieser, da die Todesfälle in absolut keiner Verbindung zueinander stehen? Somit ist Rätselraten bereits nach wenigen Seiten angesagt und man verfolgt gespannt den Ermittlungen von Hobby-Detektivin Maja und dem kettenrauchenden Ex-Taxifahrer Moser. 

Der Krimi, der über mehrere Wochen spielt, wird von Lisa Lercher einnehmend und zügig erzählt, wirkt von Anfang an gut durchdacht und entwickelt sich wendungsreich. Die Autorin greift in ihrem Krimi einige brisante Themen auf, ohne hier mit erhobenem Zeigefinger zu agieren und würzt das Ganze mit einem guten Schuss schwarzen Humors. Zudem verliert sich Lisa Lercher nie in zu vielen Details, erzählt sehr bildhaft und atmosphärisch dicht.

Fazit: Ein ruhig erzählter Krimi, der mit einer spannenden, wendungsreichen Story und authentisch handelnden Protagonisten überzeugt.


Die Autorin (Quelle: Verlagsseite):

Lisa Lercher, geboren 1965 in Hartberg/Steiermark. Studium der Erziehungswissenschaften in Graz, lebt seit 1989 in Wien. Neben ihrer Tätigkeit in der Bundesverwaltung schreibt sie seit 2001 Kriminalromane und Kurzkrimis, u.a. Die Mutprobe (2006), der für den ORF/MDR verfilmt wurde.


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