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Freitag, 13. September 2013

{Rezension} Das Kastanienhaus von Liz Trenow

Cover & Verlag: Blanvalet
Übersetzerin: Barbara Müller
Taschenbuchausgabe: 448 Seiten
Genre: Historischer Roman
ISBN: 978-3-442-38118-0
Erscheinungsdatum: 15. Juli 2013
Preis: 9,99 €




Die Faszination der Seide

Nach dem Tod ihres Mannes lebt die achtzigjährige Lily allein im Kastanienhaus. Beim Aufräumen zusammen mit ihrer Enkelin Emily entdeckt diese einen alten Koffer, der bei Lily unheilvolle Erinnerungen weckt. England im Jahr 1938: Die junge Lily Verner hat große Pläne für ihre Zukunft, doch die Vorboten des 2. Weltkrieges machen diese zunichte und so beginnt Lily in der väterlichen Seidenweberei zu arbeiten. Hier ist auch der jüdische Flüchtling Stefan beschäftigt, der aus Nazideutschland fliehen musste. Lily und Stefan verlieben sich ineinander, doch aufgrund des Krieges müssen sie ihre Liebe geheim halten. Als der Vater von Lily stirbt, lastet die Verantwortung der Seidenweberei, die mittlerweile ausschließlich Fallschirmseide herstellt, alleine auf ihr. Unter Druck begeht Lily einen fatalen Fehler, der ihr weiteres Leben verändern wird.

 

Liz Trenow steigt kurz nach der Beerdigung von Lily’s Mann in ihren Roman ein, um kurz darauf nahtlos in die Vergangenheit zu wechseln. Die 18-jährige Lily ist eine lebenshungrige, neugierige und noch etwas naive junge Frau, die nach Beendigung der Schule nur noch davon träumt, ins Ausland zu reisen. Allerdings machen ihr die beunruhigenden Nachrichten aus Nazideutschland einen Strich durch ihre Zukunftspläne und anfangs mehr widerwillig beginnt sie eine Weberlehre im Familienbetrieb. Fortan verfolgt man nun das weitere Leben von Lily, welches nicht nur durch die Folgen des 2. Weltkrieges immer wieder neue Wendungen annimmt, mal wunderschöne, mal umso schmerzvollere. Aber Lily ist eine starke, selbstbewusste Frau, der es nach dem Tod des Vaters schnell gelingt, sich in der harten Geschäftswelt gegenüber ihren männlichen Geschäftspartnern durchzusetzen. Hierbei wird sie tatkräftig von der couragierten Gwen unterstützt, mit deren Hilfe sie alles versucht, den Familienbetrieb durch die schweren Kriegszeiten zu führen.

Aber natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz und diese findet Lily in dem jüdischen Flüchtling Stefan, der kurz vor dem Ausbruch des Krieges aus Deutschland fliehen konnte. Aber ihre Liebe muss geheim bleiben, nicht nur, weil Stefan Deutscher ist und diese schon bald in England nicht gern gesehen werden, sondern auch wegen dem weltgewandten, arroganten Geschäftsmann Robbie, der ein großes Interesse an Lily zeigt.

Die Geschichte von Lily, die während der Zeit von 1938 bis 1945 spielt, erzählt die Autorin einnehmend, fesselnd, unterhaltsam und immer wieder auch durchsetzt mit Informationen rund um die Seide. So ist unter anderem jedem Kapitel ein kurzer Text vorangesetzt, in dem man einiges über die Geschichte der Seide erfährt, aber auch bei der Arbeit in der Seidenweberei ist man öfter dabei und erfährt so einiges über die Verarbeitung des Stoffes. Dies lässt die Autorin meist wie nebenbei mit einfließen und vermittelt ihr Fachwissen immer sehr interessant. Und auch die Kriegszeiten, die weder für den Familienbetrieb, geschweige denn für die Familie Verner einfach verlaufen, erzählt die Autorin sehr eindringlich und überzeugend.

Die Entwicklung, welche Lily zwangsläufig während der Kriegsjahre durchläuft ist jederzeit nachvollziehbar und von der Autorin glaubhaft umgesetzt worden. Dies und auch die facettenreiche Zeichnung der Charaktere ist ein Grund, dass man von Lily, wie auch von allen anderen Romanfiguren schnell eine Vorstellung erhält, sich in sie hineinversetzen kann und somit auch gerade mit Lily mitleiden und sich mit ihr freuen kann.

Fazit: Ein gelungener Familienroman im historischen Rahmen



Die Autorin:

Liz Trenow wuchs in der Nähe einer Seidenspinnerei auf, die auch heute noch in Betrieb ist und sie zu ihrem Roman »Das Kastanienhaus« inspirierte. Obwohl ihre Vorfahren seit über dreihundert Jahren im Seidengeschäft tätig sind, entschied Liz Trenow sich für einen anderen Beruf. Sie arbeitete viele Jahre als Journalistin für nationale und internationale Zeitungen sowie für den Hörfunk und das Fernsehen, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. »Das Kastanienhaus« ist ihr erster Roman.


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