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Freitag, 19. April 2013

{Rezension} Die Zufallsmaschine von Sam Leith

Cover & Verlag: Manhattan
Übersetzer: Thomas Mohr
Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Genre: Roman / Großbritannien, USA
ISBN: 978-3-442-54697-8
Erscheinungsdatum: 11. März 2013
Preis: 16,99 €

Was ist ein Meter?

Plötzlich und unerwartet kommt dem jungen Briten Alex Smart die Idee, seiner Freundin einen Heiratsantrag zu machen. Einen Haken hat die Sache nur, die Austauschstudentin ist mittlerweile nach San Francisco zurückgekehrt. Also macht sich Alex kurz entschlossen auf den Weg in die Staaten, doch ein Hurrikan verhindert seinen Weiterflug von Atlanta aus und so reist der junge Brite per Mietauto quer durch die USA, immer Richtung Westen. Während Alex auf Reisen ist, ereignen sich in seinem nahen Umfeld merkwürdige, seltsame Zufälle: plötzliche zwitschern Vögel „Amazing Grace“, ein ganz bestimmtes Fertiggericht ist plötzlich ausverkauft und ein Snooker-Tisch samt Kugeln fällt plötzlich vom Himmel. Alles nur Zufall? Die geheime Behörde „DEI“ und die Firma MIC glauben nicht hieran und schicken ihre Agenten bzw. Mitarbeiter auf die Fährte des jungen Briten, bestückt mit seltsamen Hilfsmitteln. So erhalten die MIC-Mitarbeiter Sherman und Davidoff IPods, um Alex zu finden. Sollten sich Hits wiederholen oder gar Textpassagen könnten sie auf der Spur des Briten sein. Jones und Bree, von „DEI“ ins Rennen geschickt, gehen die Sache dann doch ein wenig rationeller an. Ein Roadmovie der besonderen Art beginnt.



Sam Leith beginnt seinen äußerst unterhaltsamen Roman, der so erfrischend anders ist, mit dem Auffinden eines Piloten in einer alten TWA-Pilotenuniform. Das Problem ist nur, die Airline gibt es seit Jahren nicht mehr, die B737 kam aus dem Nichts, materialisierte sich plötzlich auf einem Feld in Alabama, sie ist nirgends registriert und die einzige Person an Bord, der junge Mann in der Pilotenuniform, weiß nicht, wie er in das Flugzeug geraten ist, geschweige denn, woher die Uniform kommt. Red Queen, die Chefin von DEI, einer Behörde, die sich mit unerklärlichen Phänomenen – ähnlich Akte X – beschäftigt, vermutet dahinter die Zufallsmaschine, eine Erfindung von einem genialen Mathematiker, der seit Jahren spurlos verschwunden ist. Und genau diese Zufallsmaschine, welche die Wahrscheinlichkeit beeinflussen könnte und ähnlich wie ein Magnet funktionieren soll, soll Alex Smart nun bei sich tragen, allerdings ahnt der junge Mann hiervon nichts.

Es ist wirklich eine ziemlich schräge, irrwitzige aber auch äußerst unterhaltsame, voller Ideenreichtum strotzende Geschichte. Anfangs braucht man ein wenig, sich in der Story zurechtzufinden, aber diese Irritationen vergehen sehr schnell und man versteht bald schon die Zusammenhänge der einzelnen Handlungsstränge. Neben der außergewöhnlichen Geschichte, die bei ihrer Ausgefallenheit durchaus einen logischen Schluss präsentiert, überzeugen zumeist auch die individuellen Akteure. Gerade die verschiedenen Charaktere, welche Sam Leith in seinem Roman zusammen agieren lässt, könnten nicht unterschiedlicher sein. Somit birgt der Roman auch durch diese Konstellationen immer wieder überraschende Wendungen.



Im Vordergrund steht natürlich der etwas naive, gutmütige Alex, der felsenfest davon überzeug ist, dass seine Angebetete seinen Heiratsantrag annimmt und so reist er zumeist gutgelaunt quer durch die USA. Immer verfolgt von Bree und Jones. Sie, eine dickliche Ex-Alkoholikerin, die ständig irgendwelche Bonbons und Kaugummis isst und über einen recht scharfsinnigen Verstand verfügt. Er ist eher der stille, kettenrauchende Vertreter, der an einem Defekt leidet und sich dadurch keine Vorstellungen von der Zukunft machen kann. Dicht auf den Fersen sind den Beiden Davidoff und Sherman, die man anfangs nicht so recht einordnen kann und deren Absichten auch eine Zeitlang im Dunkeln bleiben. Dann natürlich der geniale wie paranoide Mathematiker, der verborgen irgendwo in Frankreich lebt und bei dem anscheinend alle Fäden zusammenlaufen. Tja, und dann gibt es noch die Austauschstudentin, die nicht ahnt, dass ihr Freund oder vielleicht doch Ex-Freund auf dem Weg zu ihr ist. Auch sie hat ein kleines Geheimnis, welches sich am Schluss der Geschichte ebenfalls klärt.

Fazit: Ein Roman der besonderen Art mit außergewöhnlichen, liebenswert beschriebenen Charakteren, welche Sam Leith durch ein ziemlich skurriles Roadmovie quer durch die USA schickt.

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