Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
Genre: Familienroman
ISBN: 978-3-86612-324-3
Erscheinungsdatum: 26. Februar 2013
Preis: 19,99 €
Winterreise
Während ihrer Arbeit als Barpianistin auf einem
Kreuzfahrtschiff erfährt Rixa Hinrichs auf Mahé vom tödlichen Autounfall ihrer
Mutter. Dorothea starb fast an der gleichen Stelle, wie Rixas Bruder Ivo 12
Jahre zuvor. Zufall oder war der Unfall von ihrer Mutter gar mit Absicht
herbeigeführt, da sie den Tod ihres jüngsten Sohnes nie überwunden hatte? Rixa
reist zurück nach Deutschland und begibt sich in die Vergangenheit ihrer
Familie. Schon bald kommt sie einem gut gehüteten Geheimnis auf die Spur, die
sie in das alte Pfarrhaus ihrer Großeltern nach Mecklenburg führt. Hier
verlebte Rixa mit ihren Brüdern Alex und Ivo unbeschwerte Sommerferien, doch
ihre Erinnerungen trügen.
Gisa Klönne erzählt die deutsch-deutsche Geschichte der Pfarrersfamilie
Retzlaff. Durch den Mauerbau wird die Familie getrennt. Rixas Mutter konnte
noch rechtzeitig nach Westdeutschland flüchten und so wachsen Rixa und ihre
Brüder in Köln auf. Doch die Sommerferien verbringen sie immer bei ihren
Großeltern in Poserin. Eine unbeschwerte, glückliche Kindheit und Jugend,
welche die Geschwister dort erleben, von einem Familiengeheimnis ahnen sie
nichts.
Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. In die
Vergangenheit steigt die Autorin im Jahr 1915 ein und so verfolgt man die
letzten Jahre des 1. Weltkriegs aus der Perspektive von Rixas Großeltern Elise
und Theodor. Theodor erlebt als Soldat die Schrecken des Krieges, den Tod
seines geliebten Bruders Richards wie auch die bitteren Jahre während der
Inflation, als selbst ein Laib Brot kaum noch bezahlbar ist. Theodor wird
Pastor und heiratet Elise, das erste
Kind wird geboren und sie leben sich in Poserin ein. Mit Adolf Hitler
hoffen sie auf Besserung, doch der Schrecken des 2. Weltkriegs macht auch vor
Mecklenburg nicht halt und Theodor muss seinen Irrtum erkennen. Der angesehene
Pastor tritt aus der Partei aus, was für die damalige Zeit brandgefährlich,
wenn nicht sogar tödlich war.
Auf der anderen Seite verfolgt man Rixa bei der Suche nach
ihren Wurzeln. Die Musikerin träumte immer von einer großen Karriere als
Pianistin, doch dieser Traum wurde zerstört durch den Tod ihres Bruders. Bis
heute ist Rixa über seinen Tod nicht hinweggekommen, gibt sich die Schuld
daran. Für die Geschichte von Rixa hat Gisa Klönne die Ich-Form gewählt und
hierdurch verfolgt man sehr eindringlich die Trauerbewältigung von Rixa. Der
Tod ihrer Mutter belastet sie sehr, er ist für sie unerklärlich, was sie
letztendlich auch zur Suche nach dem Grund ihres Todes verleitet und sie so auf
das Familiengeheimnis stoßen lässt. Doch hier trifft sie bei ihren Tanten und
Onkeln auf eine Mauer des Schweigens, keiner will hierüber reden, viel zu
schmerzlich sind die Erinnerungen daran.
Warmherzig und gefühlvoll setzt Gisa Klönne dies um, doch
stellenweise hätte ich mir auch gewünscht, dass die Geschichte ein wenig
zügiger erzählt wird. Ihre Charakterzeichnungen sind hervorragend. Problemlos
nehmen Rixa, Theodor und Elise Gestalt an, man taucht problemlos in die verschiedenen
Zeitepochen ein, durchlebt mit Rixas Großeltern die Schrecken der beiden Kriege
und spürt die Verzweiflung und Trauer von Rixa. Und stellt sich dabei immer
wieder die Frage, welches Geheimnis die Pastorenfamilie über Jahrzehnte
versuchte zu verbergen und ob die beiden Unfälle von Ivo und Dorothea wirklich
nur Unfälle waren.
Fazit: Ein gefühlvoller, atmosphärisch dicht erzählter
Familienroman mit hervorragend gezeichneten Charakteren.
Die Autorin (Quelle: Verlagsseite):
Gisa Klönne, geboren 1964, studierte
unter anderem Anglistik und Germanistik, arbeitete als
Zeitschriftenredakteurin und freie Journalistin. 2005 erschien ihr
erster, hoch gelobter Kriminalroman, »Der Wald ist schweigen«, der
sofort ein großer Erfolg wurde. Vier weitere Romane um die Kommissarin
Judith Krieger folgten. Alle wurden in mehrere Sprachen übersetzt. 2009
erhielt Gisa Klönne den Friedrich-Glauser-Krimipreis. Mit »Das Lied der
Stare nach dem Frost« legt sie erstmals einen Familienroman vor.
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