Taschenbuchausgabe: 569 Seiten
Genre: Historischer Kriminalroman
ISBN: 978-3839213506
Erscheinungsdatum: 04. März 2013
Preis: 12,99 €
Die Pestilenz wütet in Staufen
Während Allerortens die Folgen des Dreißigjährigen Krieges
zu spüren sind, blieb Staufen bisher noch vor marodierenden Soldaten verschont.
Allerdings nicht vor der Pest, die Staufen im Jahr 1635 bald fest im Griff hat.
Doch die Dorfbewohner werden nicht nur Opfer des Schwarzen Todes, auch der
Totengräber des Ortes hat mit der Familie des Kastellans Ulrich Dreyling von
Wagrain noch eine Rechnung offen und auch Neid und Missgunst kursieren im Ort
und richten sich bald gegen die jüdische Familie Bomberg.
Für das allgemeine Verständnis und einem schnelleren
Zurechtfinden in der komplexen Geschichte ist es empfehlenswert, zuerst den
ersten Band „Die Pestspur“ zu lesen, da Bernhard Wucherer direkt an das Ende
des ersten Teils anknüpft und einem ansonsten viele Zusammenhänge nicht sofort
verständlich sind.
Am Galgenbihl baumeln noch die letzten Überreste des ehemaligen
Medicus Heinrich Schwarz, der aus lauter Geldgier mehrere Staufener Bürger in
den Tod geschickt hatte. Doch für die Menschen in Staufen verläuft das Leben nun
endlich wieder in geregelten Bahnen, vom Schrecken des vergangenen Jahres hat
man sich weitgehend erholt, erste Händler erscheinen zum Markttag in Staufen
und der Krieg ist noch fern, da schlägt die echte Pestilenz in Staufen zu. Für
den skrupellosen Totengräber Ruland Berging ein lohnendes Geschäft, welches er
weidlich auszunutzen versteht. Dabei vergisst er allerdings nicht, dass die
Söhne des Kastellans sterben müssen. Hatten doch Diederich und Lodewig im
vergangenen Jahr ein verhängnisvolles Gespräch zwischen ihm und dem Medicus
Schwarz belauscht. Ulrich Dreyling von Wagrain wie auch seine Familie ahnen
nichts von der drohenden Gefahr durch den gerissenen Totengräber.
Man sollte meinen, die Staufener hätten aus ihren Fehlern
durch das Wüten der falschen Pest im letzten Winter gelernt, doch als nun der Schwarze
Tod über das Dorf herfällt, sind schnell alle guten Vorsätze vergessen. Sehr
eindringlich und ungeschönt beschreibt Bernhard Wucherer, wie die Dorfbewohner
bald immer mehr verrohen. Der Aberglaube nimmt wieder Oberhand, schnell sind Schuldige
für die Pest ausgemacht, Lebensmittel und Feuerholz werden immer knapper und
bald schon stapeln sich die Pesttoten auf den Gassen. Der Hilfstotengräber
Fabio kommt mit seiner Arbeit kaum noch hinterher, das Spital platzt bald schon
aus allen Nähten und auf Anordnung bleiben der Kastellan und seine Familie
vorwiegend im Schloss. Doch wäre dies nicht alles schon schlimm genug,
geschieht auch noch ein Mord, der für einen Unfall gehalten wird.
Sehr abwechslungsreich erzählt der Autor seine Geschichte,
den Schreibstil immer seinen Figuren angepasst, mal etwas derb und rau, dann
wieder geschliffen und höflich. Und durch seinen bildhaften, farbenprächtigen
Erzählstil gelingt es Bernhard Wucherer zudem problemlos eine atmosphärische
Dichte aufzubauen, sodass man Staufen, das Schloss wie auch die Dorf- und
Schlossbewohner schnell vor Augen hat. Zudem verwendet der Autor immer wieder
Begrifflichkeiten aus der damaligen Zeit und lässt wie nebenbei noch eine Fülle
von Informationen über das Leben von Bauern und Adligen im 17. Jahrhundert im
Allgäu mit einfließen.
Gestaltet sich die Geschichte anfangs abwechslungsreich und
unterhaltsam, so entwickelt sie sich im Verlauf immer mehr zu einem äußerst
rasanten, fesselenden und zum Schluss hin sogar hochspannenden Kriminalroman,
der es einem fast unmöglich macht, das Buch aus der Hand zu legen. Und der
Schluss lässt sogar hoffen, dass es möglicherweise noch einen dritten Band
geben könnte.
Fazit: Ein äußerst unterhaltsamer und zunehmend immer
spannender werdender Roman, der durch fundiertes Hintergrundwissen, einer
packenden Erzählweise und hervorragend beschriebenen Charakteren absolut
überzeugt.
Der Autor:
Bernhard Wucherer, Jahrgang 1954, lebt wechselweise in Belgien
und im Allgäu. Vor seiner Tätigkeit als Leiter einer Werbe-, Marketing-
und Eventagentur war der Grafikdesigner als Schriftsetzer, Lithograf und
Drucker tätig. Er ist Verfasser zahlreicher Werbetexte, Presseartikel
und historischer Aufsätze.
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