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Donnerstag, 28. Februar 2013

{Rezension} Südstern von Jonas Hartmann

Cover & Verlag: Heyne
Paperback-Ausgabe: 384 Seiten
Genre: Deutscher Krimi / Berlin
ISBN: 978-3-453-43616-9
Erscheinungsdatum: 09. Mai 2012
Preis: 12,99 €




Verdeckter Einsatz

In Berlin-Neukölln wird in einem Lokal ein Mann erschossen, seine Begleiter flüchten, Zeugen gibt es keine. Dieser Mord ruft das BKA auf den Plan. Bei dem Ermordeten handelte es sich um einen verdeckten Ermittler, eine Razzia wird geplant, um einen weiteren verdeckten Ermittler aus dem Umkreis der Täter abzuziehen. Dabei beobachtet ein junger Polizist einen Mord, der von den ermittelnden Beamten des BKA als Unfall deklariert wird. Weder das BKA noch die Berliner Kollegen schenken den Beobachtungen des Zivilpolizisten Paul Beachtung. So fängt Paul zusammen mit seinem Freund und Kollegen Erkan auf eigene Faust an zu ermitteln und stößt dabei in einem Wespennest. 



Das organisierte Verbrechen, die Drogenmafia, verdeckte Ermittlungen und mitten drin zwei junge Zivilpolizisten, die meinen, schlauer als das BKA zu sein. Jonas Hartmann startet seinen Krimi sehr temporeich und rasant setzt sich die Story auch bis zum actionreichen Ende fort. Es dauert eine Zeitlang bis man einen Überblick über die Geschehnisse erhält, der Krimi überrascht immer mal wieder mit unerwarteten Wendungen und gestaltet sich durchweg recht spannend.

Allerdings gestalten sich die Aktionen von Paul und Erkan ziemlich überzogen. Mir kamen Beide, aber besonders Paul, wie zwei kleine Jungs vor, die mal eben ein wenig Räuber und Gendarm spielen möchten und dies alles mit einer Polizeimarke. Gerade Paul sind Regeln und Respekt absolut fremd, impulsiv und stellenweise ziemlich unüberlegt macht er sich auf zu beweisen, dass er einen Mord und keinen Unfall beobachtet hat. Da wird schon mal illegal ein Auto verwanzt und eine Verfolgungsjagd mit quietschenden Reifen durchgezogen oder sich über Anweisungen von Vorgesetzten hinweggesetzt.

Die unbedachten, leichtfertigen Aktionen von Paul, die schlussendlich auch noch zum Erfolg führen, nehmen dem ansonsten gut durchdachten Krimi jegliche Authensität. Nichtdestotrotz versteht es Jonas Hartmann gut, seinen Krimi atmosphärisch dicht zu erzählen und wer mehr Wert auf Action und weniger Wert auf ausgereifte Charaktere legt, wird sicherlich seinen Spaß mit dem Krimi haben. Der Sprachstil des Autors ist meist sehr direkt, frech, locker und auch mal deftig und roh, entsprechend der Sprache der Straße angepasst bzw. wie man es im Drogenmilieu erwarten würde und somit absolut passend für den Krimi.

Die Charaktere sind allerdings ein Handicap des Krimis. Weder Paul noch Erkan - sein Freund aus Kindertagen - nehmen Konturen an, wirken unausgereift, überdreht und sind recht oberflächlich beschrieben. Ähnlich unauffällig bleiben die weiteren Akteure des Krimis. Gerade die Figur von Murat Genc hätte einiges an Potential bieten können und bleibt dennoch ziemlich blass. Der BKA-Beamte hat eine Schlüsselrolle inne, er ist der große Bruder von Erkan und der Ziehbruder von Paul. Sein unterkühltes Verhalten gegenüber den beiden Freunden war für mich unverständlich wie auch einige Aktionen der BKA-Beamten während der laufenden Ermittlungen, die stellenweise etwas testosterongesteuert wirkten.  

Fazit: Trotz durchdachter, komplexer und rasant erzählter Story konnte mich der Krimi nicht restlos überzeugen. Die Charaktere bleiben durch die Bank weg recht konturenlos und die Handlungen der jungen Zivilpolizisten Paul und Erkan wirken oftmals überzogen und unrealistisch.

Der Autor (Quelle: Verlagsseite):

Jonas Hartmann wurde 1975 in Berlin geboren. Nach Abitur und Zivildienst studierte er ein Semester Musikwissenschaften, bevor er ein Praktikum bei einer Film-und Fernseh-Produktionsfirma absolvierte. 1998 bewarb er sich staatlichen Schauspielschulen und wurde im selben Jahr an der HFF "Konrad Wolf" in Potsdam-Babelsberg angenommen. Nach dem Schauspielstudium hatte er mehrere Jahre ein Festengagement am Staatstheater Cottbus. Seit Sommer 2006 arbeitet er freiberuflich und hatte mehrere Gastengagements an verschiedenen Bühnen und war bei diversen Film- und Fernsehproduktionen beteiligt. Nebenher schrieb er Drehbücher. Südstern ist sein erster Roman


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