Paperback-Ausgabe: 384 Seiten
Genre: Deutscher Krimi / Berlin
ISBN: 978-3-453-43616-9
Erscheinungsdatum: 09. Mai 2012
Preis: 12,99 €
Verdeckter Einsatz
In Berlin-Neukölln wird in einem Lokal ein Mann erschossen,
seine Begleiter flüchten, Zeugen gibt es keine. Dieser Mord ruft das BKA auf
den Plan. Bei dem Ermordeten handelte es sich um einen verdeckten Ermittler,
eine Razzia wird geplant, um einen weiteren verdeckten Ermittler aus dem
Umkreis der Täter abzuziehen. Dabei beobachtet ein junger Polizist einen Mord,
der von den ermittelnden Beamten des BKA als Unfall deklariert wird. Weder das
BKA noch die Berliner Kollegen schenken den Beobachtungen des Zivilpolizisten
Paul Beachtung. So fängt Paul zusammen mit seinem Freund und Kollegen Erkan auf
eigene Faust an zu ermitteln und stößt dabei in einem Wespennest.
Das organisierte Verbrechen, die Drogenmafia, verdeckte
Ermittlungen und mitten drin zwei junge Zivilpolizisten, die meinen, schlauer
als das BKA zu sein. Jonas Hartmann startet seinen Krimi sehr temporeich und
rasant setzt sich die Story auch bis zum actionreichen Ende fort. Es dauert
eine Zeitlang bis man einen Überblick über die Geschehnisse erhält, der Krimi
überrascht immer mal wieder mit unerwarteten Wendungen und gestaltet sich
durchweg recht spannend.
Allerdings gestalten sich die Aktionen von Paul und Erkan
ziemlich überzogen. Mir kamen Beide, aber besonders Paul, wie zwei kleine Jungs
vor, die mal eben ein wenig Räuber und Gendarm spielen möchten und dies alles
mit einer Polizeimarke. Gerade Paul sind Regeln und Respekt absolut fremd,
impulsiv und stellenweise ziemlich unüberlegt macht er sich auf zu beweisen,
dass er einen Mord und keinen Unfall beobachtet hat. Da wird schon mal illegal
ein Auto verwanzt und eine Verfolgungsjagd mit quietschenden Reifen durchgezogen
oder sich über Anweisungen von Vorgesetzten hinweggesetzt.
Die unbedachten, leichtfertigen Aktionen von Paul, die
schlussendlich auch noch zum Erfolg führen, nehmen dem ansonsten gut
durchdachten Krimi jegliche Authensität. Nichtdestotrotz versteht es Jonas
Hartmann gut, seinen Krimi atmosphärisch dicht zu erzählen und wer mehr Wert
auf Action und weniger Wert auf ausgereifte Charaktere legt, wird sicherlich seinen
Spaß mit dem Krimi haben. Der Sprachstil des Autors ist meist sehr direkt,
frech, locker und auch mal deftig und roh, entsprechend der Sprache der Straße angepasst
bzw. wie man es im Drogenmilieu erwarten würde und somit absolut passend für
den Krimi.
Die Charaktere sind allerdings ein Handicap des Krimis.
Weder Paul noch Erkan - sein Freund aus Kindertagen - nehmen Konturen an,
wirken unausgereift, überdreht und sind recht oberflächlich beschrieben. Ähnlich
unauffällig bleiben die weiteren Akteure des Krimis. Gerade die Figur von Murat
Genc hätte einiges an Potential bieten können und bleibt dennoch ziemlich blass.
Der BKA-Beamte hat eine Schlüsselrolle inne, er ist der große Bruder von Erkan
und der Ziehbruder von Paul. Sein unterkühltes Verhalten gegenüber den beiden Freunden
war für mich unverständlich wie auch einige Aktionen der BKA-Beamten während
der laufenden Ermittlungen, die stellenweise etwas testosterongesteuert
wirkten.
Fazit: Trotz durchdachter, komplexer und rasant erzählter Story
konnte mich der Krimi nicht restlos überzeugen. Die Charaktere bleiben durch
die Bank weg recht konturenlos und die Handlungen der jungen Zivilpolizisten
Paul und Erkan wirken oftmals überzogen und unrealistisch.
Der Autor (Quelle: Verlagsseite):
Jonas Hartmann wurde 1975 in Berlin geboren. Nach Abitur und
Zivildienst studierte er ein Semester Musikwissenschaften, bevor er ein
Praktikum bei einer Film-und Fernseh-Produktionsfirma absolvierte. 1998
bewarb er sich staatlichen Schauspielschulen und wurde im selben Jahr an
der HFF "Konrad Wolf" in Potsdam-Babelsberg angenommen. Nach dem
Schauspielstudium hatte er mehrere Jahre ein Festengagement am
Staatstheater Cottbus. Seit Sommer 2006 arbeitet er freiberuflich und
hatte mehrere Gastengagements an verschiedenen Bühnen und war bei
diversen Film- und Fernsehproduktionen beteiligt. Nebenher schrieb er
Drehbücher. Südstern ist sein erster Roman
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