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Montag, 25. Februar 2013

{Rezension} Das Glücksbüro von Andreas Izquierdo

Cover & Verlag: Dumont
Taschenbuchausgabe: 272 Seiten
Genre: Roman
ISBN: 978-3-8321-6225-2
Erscheinungsdatum: 25. Februar 2013
Preis: 9,99 €

Ein kleines bisschen Glück

Sein Leben ist das Amt für Verwaltungsangelegenheiten. Albert Glück ist ein Vorzeigebeamter, über den jeder Vorgesetzter glücklich wäre, denn Albert ist ein äußerst gewissenhafter Beamter, der jedes Formular und jede Dienstvorschrift kennt, die es auf der Welt gibt. Sein ganzer Fokus konzentriert sich ausschließlich auf seine Arbeit und dabei ist Albert zufrieden. Jeden Tag verfolgt er das Kommen und Gehen seiner Kollegen, nach Feierabend zieht er sich ins Archiv im Keller zurück, wo er in einem kleinen Raum lebt, sein Abendessen nimmt er in der menschenleeren Kantine ein. Doch eines Tages ändert sich sein gewohntes Leben. Auf seinem Schreibtisch landet ein Formular, die Antragstellerin Anna Sugus beantragt darin nichts, absolut nichts und Albert hat das Formular noch nie gesehen. Da es jedoch nicht sein kann, dass ein Formular unbearbeitet bleibt, muss sich Albert nun schweren Herzens auf den Weg zu Anna Sugus machen. Die unkonventionelle Künstlerin wird sein Leben von Grund auf verändern.



Es ist schon ein schrulliger Kauz, dieser Albert Glück, aber man schließt diesen seltsamen Sonderling fast sofort in sein Herz. Albert genügt sich selbst, seit gut 30 Jahren arbeitet und lebt er im Amt für Verwaltungsangelegenheiten, jeden Morgen beginnt er mit einem Geburtstag mit Mayonnaise und Sekt, denn Albert weiß immer genau, welcher seiner Kollegen gerade Geburtstag hat. Danach beginnt sein gewohnter Tagesablauf, der ihn voll und ganz ausfüllt. Bis das besagte Formular auf seinem Schreibtisch landet.

Andreas Izquierdo erzählt sehr warmherzig und einnehmend die Geschichte von Albert Glück. Da die Handlung zum großen Teil im Amt spielt, werden natürlich auch einige Klischees bedient, das bleibt einfach nicht aus, aber der Autor beschreibt dies auf eine sehr originelle Art und Weise und ein wenig überspitzt. Anfangs lässt sich Andreas Izquierdo etwas Zeit, um seinen Lesern seinen Protagonisten und die Abläufe im Amt vorzustellen und dies gestaltet sich äußerst amüsant und unterhaltsam. Ja, und dann kommt der große Tag, an dem Albert nach 30 Jahren das erste Mal das Amt verlassen muss, um Ana Sugus aufzusuchen. Er, der die Welt in der Vergangenheit nur durch die Fenster des Amtes verfolgt hatte, muss nun in den Trubel der Großstadt und das gestaltet sich anfangs natürlich auch nicht gerade einfach.

Tja, und dann tritt Anna Sugus in sein Leben und mit ihrer chaotischen, sympathischen Art stellt sie den ordnungsliebenden Albert auf eine harte Geduldsprobe. Sie erzählt ihren Bekannten, dass Albert einem bei Anträgen weiterhelfen könnte und ehe es sich der Beamte versieht, stehen plötzlich Antragsteller vor seinem Büro, was bisher noch nie vorkam. Doch pflichtbewusst und hilfsbereit bearbeitet Albert alle Anträge weiterhin und stellt bald fest, dass hinter den Formularen Menschen stehen, das Schicksale davon abhängen, ob ein Antrag bearbeitet wird. Der sonst immer so ernste, introvertierte Albert lernt plötzlich das Lächeln wieder. Natürlich spricht es sich mit der Zeit herum, dass es im Amt für Verwaltungsangelegenheiten ein Büro gibt, bei dem man ein klein wenig Glück finden kann und die Schlange mit hilfesuchenden Menschen vor Alberts Büro wird immer länger. Aber nicht nur anderen Menschen schenkt Albert Glück, auch er selbst findet sein Glück bei Anna.

Gebannt verfolgt man die Geschichte von Albert Glück. Man ist von Anfang gefesselt, ob der Originalität der Story, über die Eigenarten von Albert, schmunzelt über die Abläufe im Amt für Verwaltungsangelegenheiten, ärgert sich über die Engstirnigkeit von Alberts Vorgesetzten, die nur ihre eigene Machtposition gesichert sehen wollen und Menschen für sie nicht zählen, einzig die Statistik muss stimmen, man lacht und man weint mit Albert.

Fazit: Ein sehr warmherzig erzählter Roman über einen liebenswerten Kauz, dessen Leben aufgrund eines kleinen, unscheinbaren Formulars komplett auf den Kopf gestellt wird und er feststellen wird, wie schön es sein kann, anderen Menschen ein kleines bisschen Glück zu schenken und dabei sein eigenes Glück findet.

Der Autor (Quelle: Verlagsseite):
Andreas Izquierdo, geboren 1968, ist Schrift-steller und Drehbuchautor. Er veröffentlichte u. a. den Roman ›König von Albanien‹ (2007), der mit dem Sir- Walter-Scott-Preis für den besten historischen Roman des Jahres ausgezeichnet wurde, sowie den Roman ›Apocalypsia‹ (2010), der den Lovelybooks-Leserpreis in Silber für das beste Buch 2010 erhielt und zum Buch des Jahres bei Vorab-lesen.de gewählt wurde.
www.izquierdo.de


Weitere Bücher des Autors:

1 Kommentar:

  1. Ich kenne bisher nur "Apocalypsia" von Andreas, und da war ich besonders gespannt, was er als nächstes schreiben würde. Mit einer Büro-Geschichte hatte ich nicht gerechnet, aber schön, dass auch dieses Buch scheinbar echt gut ist :-)

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