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Donnerstag, 27. Dezember 2012

{Rezension} Die Giftmischerin von Bettina Szrama

Verlag: Gmeiner
Taschenbuchausgabe: 324 Seiten
Genre: Historischer Kriminalroman / Bremen
ISBN: 978-3-89977-791-8
Erscheinungsdatum: Februar 2009
Preis: 12,90 €





Das Leben einer Serienmörderin


In Bremen erblickt Gesche Timm im Jahr 1785 das Licht der Welt. Schon als Kind versteht es Gesche hervorragend, Menschen in ihrer Umgebung zu manipulieren, kleine Diebstähle auf andere zu schieben und hierbei immer das sittsame brave Mädchen zu spielen. Früh ist Gesche, die in eher ärmlichen Verhältnissen aufwächst, Geld äußerst wichtig und so kommt ihr mit 21 Jahren auch die Heirat mit dem wohlhabenden Sattlermeister Johann Miltenberg genau richtig. Ihr Leben ist fortan ausschweifend und verschwenderisch, doch auch ihr Mann steht ihr in dieser Hinsicht in Nichts nach, obwohl er bereits schwer krank ist. Er soll auch das erste Mordopfer der wunderschönen Gesche werden, aber bei weitem nicht das Letzte. Kurz darauf folgen ihre Mutter, ihre Kinder, ihr Vater und noch viele mehr. Grund für die Morde ist ihre Liebe zu Michael Christoph Gottfried, der ihr zweiter Ehemann werden soll. Aber  auch für Geld mordet Gesche schon bald, denn ihr ausschweifender Lebensstil führt sie immer wieder an den Rand des Ruins. 



Über Jahre tötet die Giftmischerin von Bremen Menschen mithilfe von Arsenik, bald schon ist ihr Haus verrufen und doch gelingt es ihr mit ihrem guten Aussehen, ihrem Charme und ihrer Intelligenz Gerüchte im Keim zu ersticken und jeden Verdacht von sich zu weisen. Zumal sie ihre Opfer nach der Vergiftung bis zum Tod aufopferungsvoll pflegt, was der Nachbarschaft nicht verborgen bleibt.  Fast schon schizophren ist hier ihr Verhalten zu beschreiben: Erst plant sie kaltblütig ihren Tod, kredenzt ihren Opfern voller Heimtücke das vergiftete Essen und als die ersten Symptome aufkommen, ereilt sie das schlechte Gewissen und sie pflegt ihre Opfer voller Hingabe bis zu deren qualvollen Tod.  

Der Schreibstil von Bettina Szrama ist dem frühen 19. Jahrhundert angepasst und entsprechend gediegen, durchsetzt mit vielen altmodischen Begriffen. Aber gerade dieser Erzählstil sorgt dafür, dass man sich sofort in die damalige Zeit zurückversetzen kann. Zudem schildert die Autorin gut das Leben der besetzten Stadt durch Napoleon I. aus Sicht der wohlhabenden Bürger, aber auch ein wenig Einblick in die ärmlichen Verhältnissen der in der Hansestadt lebenden Menschen erhält man. Zudem merkt man schnell, dass Bettina Szrama das Leben der Gesche Gottfried akribisch recherchiert hat und oft lässt die Autorin auch authentische Wort- oder Briefwechsel mit in ihren historischen Kriminalroman einfließen. So wirkt die ganze Geschichte von Anfang bis Ende absolut rund.

Gesche Timm ist ein sehr undurchsichtiger Charakter. Auf der einen Seite liebreizend, charmant, intelligent, voller Wohltätigkeit und wunderschön. Ihre Vorteile versteht sie geschickt gerade gegenüber der Männerwelt einzusetzen und für sich auszunutzen, nur selten zeigt sie Reue und ihre Gottesfrömmigkeit tritt auch nur gelegentlich zutage. Auf der anderen Seite die böse Gesche: heimtückisch, kaltherzig, ohne jegliches Mitgefühl, voller Selbstmitleid, sich nie einer Schuld an den Morden bewusst. Hier gibt Gesche zumeist den Opfern selbst die Schuld, da sie ihrer Meinung nur ihr Glück verhindern wollen.

Diesen vielschichtigen Charakter beschreibt die Autorin wirklich sehr gut und obwohl einem Gesche im Verlauf der Geschichte eigentlich immer unsympathischer wird und man zudem genau weiß, wie die Geschichte ausgeht, gelingt es Bettina Szrama fast durchgehend problemlos, einen an ihren historischen Roman zu binden. Sehr dicht, flüssig und die aktuellen geschichtlichen Geschehnisse in Bremen immer mit einbindend, erzählt Bettina Szrama so sehr unterhaltsam und interessant das Leben der Giftmischerin von Bremen.

Fazit: Sehr gelungene Umsetzung des Lebens der Serienmörderin Gesche Gottfried, der 15 Morde nachgewiesen werden konnten und die am 18. April 1831 in Bremen hingerichtet wurde.


Die Autorin (lt. Verlagsseite):

Bettina Szrama, geboren 1952 in Meißen, absolvierte ein Literaturstudium in Hamburg. Danach war sie als Journalistin für diverse Regionalzeitungen und Tierzeitschriften tätig, seit 1994 veröffentlicht sie auch im belletristischen Bereich. „Die Hure und der Meisterdieb“ ist ihr dritter historischer Roman im Gmeiner-Verlag.

Weitere Bücher der Autorin:


 

1 Kommentar:

  1. Dann sind wir ja mal wieder einer Meinung...Mir hat der Roman auch gut gefallen,sogar noch besser als der Henker..L.G. Annette

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