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Mittwoch, 12. Dezember 2012

{Rezension} Ungeheuer von Claudia Puhlfürst

Verlag: Blanvalet
Taschenbuchausgabe: 352 Seiten
Genre: Deutscher Thriller
ISBN: 978-3-442-37354-3
Erscheinungsdatum: 08. März 2010
Preis: 8,95 €


Dr. Nex auf den Spuren von Ed Gein

Immer wieder plagen die Journalistin Lara Birkenfeld grausame Alpträume, bei denen sie von einem Killer wie Wild durch einen dunklen Wald gejagt wird. Während Lara als Gerichtsreporterin über den Todesfall eines kleinen Jungen berichtet, wird sie auf einen Mordfall aufmerksam, der erschreckende Ähnlichkeit mit ihren Alpträumen hat. Doch es soll nicht der einzige Mord an jungen, blonden Frauen bleiben und zusammen mit dem Psychologen Mark Grünthal setzt Lara sich auf die Fährte des Serienmörders, ohne zu wissen, dass sie schon ihn dessen Fokus geraten ist.




Der Thriller von Claudia Puhlfürst ist wahrlich nichts für schwache Nerven und erinnert in Teilen an „ Das Schweigen der Lämmer“ oder „Hannibal“. Allerdings benötigt die Geschichte etwas Zeit bis sich thrillermäßige Spannung entwickelt.

Anfangs stellt die Autorin ihren Lesern erst einmal ein wenig das Leben und Umfeld ihrer Protagonistin Lara vor. So begleitet man sie zu Gerichtsterminen, lernt ihre Arbeit und ihre Kollegen in der Redaktion der „Tagespresse“ kennen. Aber auch den Mörder, der sich selbst Dr. Nex nennt, präsentiert Claudia Puhlfürst einen fast sofort. Und dieser Handlungsstrang ist wirklich heftig, denn Dr. Nex betrachtet sich als Künstler, der junge Frauen tötet, um ihnen deren Innereien wie auch Hautteile zu entfernen, um so ein Kunstwerk zu schaffen. Diese Szenen beschreibt die Autorin sehr ausführlich und plastisch, was einen zwangsläufig an Szenen aus „Das Schweigen der Lämmer“ erinnert, auf den die Autorin in ihrem Buch auch Bezug nimmt. Der Serienmörder selbst sieht sich als ein Bruder im Geiste von Ed Gein (1906 – 1984) an, welcher in den USA lebte und ein Serienmörder und Leichenschänder war. Dr. Nex hat sich eingehend mit dessen Leben beschäftigt und einige Parallelen festgestellt, gerade was ihre Kindheit betrifft.

Als man bei knapp der Hälfte des Buches langsam das Gefühl hat, nun könnte der Thriller ja wirklich mal ein wenig spannender werden und von den grausamen, blutigen Szenen hat man nun genug gelesen, zieht die Autorin das Tempo dann rasant an. Fast atemlos gebannt verfolgt man, wie der Serienmörder Dr. Nex weitere Opfer ausspäht und ermordet, wie Lara immer mehr Zusammenhänge zwischen den Morden, die sich über das ganze Bundesgebiet erstrecken, feststellt und mit welcher Ignoranz die Polizei mit ihren Hinweisen umgeht. Hinzu kommt, dass Dr. Nex sich schon recht bald unbemerkt auf die Fersen von Lara heftet, nicht nur, weil die junge Journalistin genau in sein Beuteschema fällt.

Neben der temporeichen, fesselnden Story, die durchaus komplex angelegt und auch nicht sonderlich vorhersehbar ist, überzeugen auch die Charaktere des Thrillers. Lara Birkenfeld ist frisch getrennt von ihrem Freund und ein wenig in den Psychologen Marc verliebt, dieser ist jedoch verheiratet und Vater zweier Kinder. Die Journalistin arbeitet als Gerichtsreporterin, gerade der vorliegenden Fall um den Tod des kleinen Jungen nimmt sie emotional sehr mit, von sensationslüsternen Presseberichten hält sie überhaupt nichts und legt viel mehr Wert auf solide Journalistenarbeit. Ihr Intimfeind ist KK Stiller, der es immer wieder versteht, Lara bei ihren Recherchen Knüppel in den Weg zu legen, was die Zusammenarbeit mit der Polizei ziemlich schwierig gestaltet. Zudem plagen Lara ihre ständigen Visionen. Diese Gabe hatte bereits ihre Großmutter, doch Lara verdrängt dies, glaubt sogar an einen Gehirntumor der Schuld an ihren Alpträumen sein soll.

Der Gegenpart ist Dr. Nex, der geltungssüchtige, von sich absolut überzeugte Serienkiller. Für ihn sind seine Opfer nur Wild, dass gejagt und erlegt werden muss und ihm so zu weiteren Teilen für sein Kunstwerk verhelfen. Etwas klischeelastig wird Claudia Puhlfürst bei den Gründen für das Verhalten von Dr. Nex, die in der Kindheit zu finden sind. Hier darf die dominante, herrschsüchtige Mutter dann halt doch nicht fehlen, die ihren kleinen Jungen ständig grausam misshandelt hat.

Fazit: Ein Thriller, der etwas Zeit benötigt. Doch hier wird Geduld ganz eindeutig belohnt mit einer temporeichen, äußerst fesselnden und voller Hochspannung erzählten Geschichte, die absolut nichts für schwache Mägen wie auch Nerven ist.

Die Autorin (Quelle: Verlagsseite):
Claudia Puhlfürst, Jahrgang 1963, stammt aus Zwickau, wo sie nach wie vor lebt. Ihr Spezialgebiet ist die Humanethologie (menschliches Verhalten), insbesondere die nonverbale Kommunikation. Wenn sie nicht gerade schreibt, arbeitet sie als Schulberaterin für den Duden Schulbuchverlag. Zudem ist sie Organisatorin der Ostdeutschen Krimitage, Mitglied im Syndikat und bei den Mörderischen Schwestern, dem deutschen Ableger der amerikanischen Sisters in Crime.




Weitere Bücher der Autorin:

5 Kommentare:

  1. gefällt mir sehr gut deine Rezension !!!

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  2. Liebe Isabel,
    vielen Dank. Ich freue mich, dass Dir das Buch so gut gefallen hat!
    Claudia (Puhlfürst)
    :)

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    1. Hallo Claudia,
      ja, es war wirklich klasse, der nächste Fall von Lara liegt schon auf meinem Wunschzettel.
      LG Isabel

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  3. Schöne Rezension, liebe Isabel.
    Den 1. Band hab ich leider ausgelassen, weil ich erst beim Lesen von Band 2 gemerkt habe, dass es sich hier um eine Reihe handelt und nachdem ich nun auch schon den 3. Teil gelesen habe, werde ich mir "Ungeheuer" sparen.

    Wie du sicher weißt, finde ich diese Reihe klasse und hoffe auf einen baldigen Band 4.

    Alles Liebe
    Sabine

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