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Sonntag, 30. Dezember 2012

{Rezension} So bitterkalt von Johan Theorin

Verlag: Piper
Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
Genre: Skandinavischer Psycho-Krimi / Schweden
ISBN: 9783492055512
Erscheinungsdatum: 10. September 2012
Preis: 19,99 €






Besessen

Der junge Erzieher Jan Hauger tritt eine Vertretungsstelle in der „Lichtung“ an, einer Vorschule im westschwedischen Valla. In diese Vorschule gehen Kinder, deren Eltern in der nahegelegenen psychiatrischen Klinik inhaftiert sind. Durch einen unterirdischen Gang werden die Kleinen für Besuche in die Klinik gebracht. Jan findet sich schnell mit den Routinen in dem Kinderhort zurecht, doch die psychiatrische Klinik übt auf ihn eine eigentümliche Faszination aus. Aber auch Jan hat ein Geheimnis. Vor Jahren verlor der Erzieher einen kleinen Jungen im Wald, der wenige Tage später wieder auftauchte, aber das ist nicht das einzig Merkwürdige, was Jan partout verbergen möchte.



Sankt Patricia kommt Jan vor, wie ein Berg, der bestiegen werden soll. Der unterirdische Gang könnte eine Möglichkeit bieten, in die Klinik zu gelangen, doch was zieht den Erzieher dorthin? Johan Theorin baut geschickt seine Geschichte um diese psychiatrische Klinik auf, die fast drohend auf dem Hügel liegt und ein Geheimnis verbirgt. Hat es etwas mit dem Serienmörder Ivan Rössl zu tun, der dort einsitzt? Wer ist die Frau, die Liebesbriefe an den psychopathischen Mörder schickt? Und vor allem, warum übt diese Klinik eine solche Anziehungskraft auf Jan aus?

Anfangs ist man hauptsächlich bei den Erlebnissen von Jan rund um den Kinderhort dabei. Erlebt, wie der introvertierte, ruhige Erzieher sich in Valla einlebt, wie er während der Arbeit mit den Kindern umgeht und wie Jan immer mehr Kontakt zu seinen Arbeitskolleginnen aufnimmt. Bald aber schon wechselt der Autor die Handlungsstränge und man erfährt nach und nach etwas über Jans Vergangenheit, seine Erlebnisse damals im Kinderhort Luchs, als er den kleinen Jungen im Wald verlor. Doch diese Erzählstränge geben anfangs eigentlich nur mehr Rätsel auf, als das sie Klarheit in die Geschichte bringen, welche Johan Theorin zumeist sehr beklemmend erzählt.

Sein Schreibstil ist durchweg sehr ruhig, dennoch jederzeit fesselnd und einnehmend. Gebannt verfolgt man das Leben seines Protagonisten, wobei die Spannung eigentlich immer nur zu erahnen ist. So, als wenn sie ständig im Hintergrund lauert, nur um jeden Moment in den Vordergrund zu drängen. Die Geschichte lebt von den mysteriösen Andeutungen, denn man weiß ganz genau, irgendetwas Entscheidendes ist in Jans Vergangenheit geschehen, was ihn letztendlich nach Valla geführt hat, um hier seinen Abschluss zu finden. Die Story geht immer wieder überraschende Wege, neue Perspektiven tun sich auf und das logisch aufgebaute Ende ist hochspannend und lässt schlussendlich keine Fragen mehr offen.

Gelungen sind neben der vielschichtigen Story auch die Charakterzeichnungen der einzelnen Personen. Nicht nur der unscheinbare Jan überrascht einen immer wieder, auch die weiteren Mitwirkenden sind facettenreich angelegt und agieren mitnichten so, wie man sie anfangs eingeschätzt hatte.

Fazit: Ein sehr ruhiger, dennoch nicht minder spannender Psycho-Krimi, der mit einer äußerst komplexen Story und hervorragend beschriebenen Charakteren überzeugt.

Der Autor:
Johan Theorin, geboren 1963 in Göteborg, gelang schon mit seinem ersten Kriminalroman »Öland«, ausgezeichnet als bestes Krimidebüt des Jahres, ein großer internationaler Erfolg. Als Herbst-Teil seines geplanten Jahreszeiten-Quartetts wurde es in vierzehn Sprachen übersetzt. »Nebelsturm«, dessen Filmoption bereits verkauft ist, spielt im rauen öländischen Winter. Das Buch erhielt in Schweden den Preis für den Besten Kriminalroman des Jahres und wurde mit dem Dagger Award für den besten internationalen Kriminalroman prämiert. Zuletzt erschien von ihm auf Deutsch »Blutstein«. 

Weitere Bücher des Autors:

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