Leseempfehlungen

Montag, 11. April 2011

{Rezension} Das Geheimnis von Vennhues von Stefan Holtkötter

Verlag: Piper Verlag
Taschenbuchausgabe: 272 Seiten
Genre: Deutscher Krimi
ISBN: 9783492247856
Erscheinungsdatum: Dezember 2006
Preis: 8,95 €


Im Zweifel für den Angeklagten

Nach rund 20 Jahren kehrt Peter Bodenstein das erste Mal zurück in sein Heimatdorf Vennhues aus dem er damals vertrieben wurde. Vertrieben deswegen, weil jeder Dorfbewohner von seiner Schuld an dem Mord eines Jugendlichen überzeugt war, allerdings konnte seine Schuld vor Gericht nicht bewiesen werden. Nun möchte Peter seinen Landurlaub auf dem Hof seines Vaters verbringen. Doch kaum ist er in Vennhues angekommen, beginnen die Alteingesessenen mit einer Hetzkampagne gegen ihn, einzig sein Vater und sein alter Schulfreund Manfred halten zu ihm. Dann wird die Leiche eines Jugendlichen im Moor gefunden, ermordet auf die gleiche Weise wie vor 20 Jahren. Kommissar Hambrock übernimmt die Ermittlungen, doch große Unterstützung erhält er von den Einwohnern nicht, obwohl auch er in Vennhues aufgewachsen ist und Peter von früher kennt. Alle Spuren weisen wieder auf Peter hin, für die Dorfbewohner ist er der Schuldige, doch Hambrock merkt, dass noch mehr hinter dem Mord stecken muss und immer wieder führen die Spuren ins Moor …

Michael Holtkötter lässt seinen Debütkrimi im Oktober/November spielen und fängt so wunderbar die neblige, düstere Atmosphäre von Vennhues ein, welches in unmittelbarer Nähe zum Moor liegt. Anfangs lässt der Autor sich Zeit, um einem die Dorfbewohner wie auch das ländliche Leben in dem kleinen Dorf Vennhues vorzustellen. Und so lernt man ein Dorf kennen, das zwar in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist, der alte Kern der Einwohner aber immer noch eng zusammenhält und die ihr Dorf gegenüber negativen Einflüssen von außen zu verteidigen wissen. Und so hat auch Hambrock, obwohl der Kommissar aus Vennhues kommt, einen schweren Stand bei seinen Ermittlungen. Immer wieder bekommt er nur eine Aussage, nämlich das Peter den aktuellen Mord begangen haben muss und wenn nicht er, dann ein Fremder, denn ein Vennhueser macht so etwas nicht.

So gestalten sich die Ermittlungen anfangs zögerlich, zumal wirklich alle Spuren auf Peter deuten, doch war er es wirklich? Eigentlich mag man es nicht glauben, da man den Schiffsingenieur im Lauf des Krimis recht gut kennen lernt, allerdings scheint er auch ein Geheimnis zu haben. Also war er es vielleicht doch, zumal eigentlich niemand anderes in Frage käme. Jedoch gibt es schon einige Merkwürdigkeiten im Dorf, die dazu führen könnten, dass der eine oder andere Einwohner vielleicht doch einen Grund für den Mord hätte. Durch diese Fragen, welche man sich ständig stellt, entwickelt der Krimi anfangs erst eine gewisse Grundspannung und Neugier beim Lesen, um dann mit der Zeit richtig anzuziehen. Und die düstere, unheimliche Atmosphäre, welche durch häufigen Erwähnungen des Moors ausgelöst wird, ist eigentlich noch so das I-Tüpfelchen beim dem Krimi.

Seinen Protagonisten Bernhard Hambrock zeichnet der Autor sehr authentisch. Hambrock ist ein Mann um die Vierzig, um die Hüften schon etwas rund, verheiratet, sympathisch, etwas eigensinnig und stellenweise recht unkonventionell in seiner Arbeit. Überzeugend gelungen finde ich zum einen die Darstellung der Dorfbewohner, auch wenn hier vielleicht das eine oder andere Klischee herangezogen wird. Zum anderen ist der Charakter von Peter Bodenstein komplex dargestellt. Er wird einem fast augenblicklich sympathisch, man verfolgt seine Gedanken, seine zwiespältigen Gefühle und doch kann man sich bis zum Schluss nie so ganz sicher sein, ob er nicht vielleicht doch für die zwei Morde verantwortlich ist.

Fazit: Ein gelungenes Krimi-Debüt mit einer komplexen, spannenden und atmosphärisch dicht umgesetzten Story und einem sehr menschlich agierenden Kommissar.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen