Broschierte Ausgabe: 432 Seiten
Genre: Historischer Roman
ISBN: 978-3-423-24940-9
Erscheinungsdatum: 01. Januar 2013
Preis: 14,90 €
Rätselhafte Vorkommnisse in einem kleinen Dorf in der
Bretagne
In dem kleinen Dorf Saint Mourelles in der Bretagne
geschehen im Winter des Jahres 1440 / 1441 rätselhafte Dinge. Zuerst verschwindet
der Sohn des Schmieds spurlos, kurz darauf ein kleines Mädchen. Die bisher gut
funktionierende Dorfgemeinschaft droht aus den Fugen zu geraten. Als dann ein
weiterer Dorfbewohner verschwindet und kurz darauf erschlagen aufgefunden wird,
deuten erste Spuren auf das nahegelegene Schloss Troyenne. Zusammen mit dem
jungen Bauer Mathis versucht Catheline, die Haushälterin des Pfarrers, mehr
über die grausamen Geschehnisse des Dorfes in Erfahrung zu bringen.
Mittlerweile interessiert sich aber auch der Bischoff von Nantes für die
Geschehnisse in Saint Mourelles, doch dieser hegt hierbei ganz eigennützige
Interessen. Währenddessen geht das Morden in Saint Mourelles weiter.
Liv Winterberg hat ihren historischen Roman, den man
problemlos als Kriminalroman bezeichnen kann, in drei Handlungsstränge
aufgeteilt. Zum einen ist man bei den aktuellen Geschehnissen rund um den
Bischofspalast in Nantes dabei und erhält hierdurch auch einen sehr guten
Einblick in die politischen Geschehnisse der damaligen Zeit, welche die Autorin
verständlich und kurzweilig vermittelt. Weiterhin verfolgt man das Leben der
Schlossbewohner von Troyenne, hier vor allem von Baron Amédé von Troyenne und
seiner Gattin Bérénice sowie deren Schwester Francine, ist aber auch in das
Alltagsleben der Dienerschaft mit eingebunden.
Der Schwerpunkt der Geschichte liegt jedoch bei dem
Alltagsleben der Bewohnern von Saint Mourelles und wie diese mit dem
Verschwinden mehrerer Dorfbewohner umgehen. Im Vordergrund stehen bei diesem
Handlungsstrang zumeist die Aktivitäten von Catheline und Mathis. Diese drei
Handlungsstränge wechseln in regelmäßigen Abständen und so erhält man nach und
nach einen hervorragenden Überblick über alle Beteiligten, die von Liv
Winterberg lebendig und facettenreich beschrieben werden. So sind
Verwechslungen der Charaktere schnell ausgeschlossen, zudem ist dem Roman ein
Personenverzeichnis angehängt. Durch diese wechselnden Perspektiven wirkt die
Geschichte absolut rund und ist durch den farbenprächtigen, fesselnden und bildhaften
Schreibstil von Liv Winterberg zudem atmosphärisch dicht umgesetzt.
Natürlich heizt sich die Stimmung des Dorfes mit der Zeit
immer mehr auf, je mehr Bewohner spurlos verschwinden. Es werden
Verdächtigungen ausgesprochen, heidnische Rituale zur Hilfe gerufen, das Böse
wird im Dorf vermutet, die Stimmung droht jeden Moment zu kippen und kann
selbst vom umsichtig agierenden Dorfpfarrer kaum noch gezügelt werden. Dann
werden Spuren gefunden, die eindeutig zum Schloss führen und die
Dorfgemeinschaft rückt wieder näher zueinander. Doch Mathis mag hieran nicht
glauben, dass irgendwer vom Schloss mit den Morden und dem Verschwinden der
Dorfbewohner in Verbindung stehen könnte. Eher schon glaubt Mathis an
marodierende Söldner, die seit einiger Zeit durch die Gegend ziehen. Ganz
anders dagegen Catheline, sie ist fest davon überzeugt, dass der Mörder im
Schloss zu finden ist.
Doch wer sollte dies sein? Amédé de Troyenne ist ein
mildtätiger, freundlicher Baron, der für seine Dorfbewohner immer ein offenes
Ohr hat. Der Schlosspfarrer Bertrand ist äußerst freundlich, äußerst
gutaussehend und mit seinem freundlichen Wesen der Liebling der weiblichen
Schlossbewohner. Und abgesehen davon, dass er Alchemie betreibt, was im 15.
Jahrhundert nicht unbedingt verboten war, unverdächtig und immer hilfsbereit.
Einzig der Hauptmann des Schlosses ist ein ungehobelter, brutaler Klotz, aber
dies wäre für die komplexe, äußerst gut durchdachte Geschichte dann doch viel
zu offensichtlich. Und die Dorfbewohner? Sie sind alles brave Bauern,
Tagelöhner und Handwerker, die nur ihrer Arbeit nachgehen, zwar ganz gern mal
ein wenig Klatsch und Tratsch verbreiten, aber ansonsten das Herz auf dem
rechten Fleck tragen.
So bleibt es lange ein Rätsel, wer nun die Morde begangen
haben mag und vor allem, aus welchem Beweggrund. Gerade diesen liefert Liv
Winterberg erst ganz zum Schluss und dies ist dann auch nachvollziehbar
beschrieben. Bis dahin allerdings führt die Autorin ihre Leser mit einer
vielschichtigen und äußerst unterhaltsamen sowie sehr spannenden Geschichte
immer wieder auf falsche Fährten.
Fazit: Ein farbenprächtiger wie auch spannender Historischer
Roman, der mit seiner komplexen und fundiert recherchierten Story sowie mit
seinen lebendig beschriebenen Charakteren absolut überzeugt.
Liv Winterberg, 1971 in Berlin geboren, studierte Germanistik, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Berlin. Ihr Debütroman 'Vom anderen Ende der Welt' wurde auf Anhieb ein Bestseller und ist bereits ins Niederländische übersetzt.
Hört sich gut! Soweit ich mich erinnere habe ich bis jetzt nur sehr gute Rezis dazu gelesen!
AntwortenLöschenLG
Martina
ja, ich auch. Deswegen hatte ich es mir auch gekauft und es war echt klasse.
LöschenLG Isabel