Gebundene Ausgabe: 317 Seiten
ISBN: 9783492054515
Genre: Historischer Roman
Erscheinungsdatum: 12. März 2012
Preis: 19,99 €
Das Gipfeltreffen der
Minnesänger
Eines Nachts im Jahr 1521 erhält Martin Luther auf der Wartburg Besuch vom
Teufel. Dieser erzählt ihm von dem Sängerkrieg, der sich an den Weihnachtstagen
des Jahres 1206 auf eben jener Burg abgespielt hatte, allerdings nicht ohne
einen Hintergedanken dabei.
Der thüringische Landgraf Hermann I. versammelte in jenen Tagen die besten
Sänger zu einem friedlichen Sängergipfel um sich. Noch bevor es jedoch hierzu
kommen kann, entbrennt ein Streit unter den Dichtern und endet mit einem Wettstreit:
der Gewinner wird als bester Sänger
gekürt, der Verlierer geköpft. Walther von der Vogelweide, Heinrich von
Ofterdingen, Wolfram von Eschenbach, Biterolf von Stillaha und der Kanzler des
Landgrafen Heinrich von Weißensee, wie
auch Reinmar der Alte lassen sich auf den Wettstreit ein. Wobei Letzterer als
Schiedsrichter fungiert. Was keiner ahnt, im Vorfeld sind Absprachen getroffen
worden, Intrigen werden gesponnen und Menschen verschwinden im Verlauf der
Wintertage auf unerklärliche Weise. Angeblich geholt von der „Wilden Jagd“, die
in den Rauhnächten um die verschneite Wartburg herum ihr Unwesen treiben soll.
Der Teufel zu Besuch bei Martin Luther. Dies nutzt Robert Löhr als
Aufhänger für seine Geschichte des Sängerkriegs auf der Wartburg, in den er
bereits nach wenigen Seiten einsteigt. Man merkt sofort, dass der Autor das
Thema hervorragend recherchiert hat und sich in der damaligen Zeit bestens
auskennt. Hierdurch gelingt es ihm problemlos eine atmosphärische Dichte
aufzubauen und so fühlt man sich nach wenigen Seiten regelrecht in der Zeit zurückversetzt.
Bedingt ist dies auch durch seine der Zeit angemessen Sprache, die dennoch
nicht angestaubt, sondern immer frisch und lebendig wirkt.
Geschickt mischt Robert Löhr Fiktion mit historischen Tatsachen und erzählt
den Sängerkrieg aus Sicht des jungen, etwas untalentierten Sängers Biterolf,
der sein Glück kaum fassen kann, zusammen mit so großen Namen wie Walther von
Vogelweide oder auch Wolfram von Eschenbach an einem Sängergipfel teilnehmen zu
dürfen. Umso entsetzter ist er, als dieser zu einem tödlichen Wettstreit
ausartet, dem er sich jedoch nicht zu entziehen traut. Und Biterolf ist es
auch, der später den Mut aufbringt, sich den Intrigen entgegenzustellen.
Sehr anschaulich beschreibt Robert Löhr das Leben auf der Wartburg, stellt
in kleinen Kapiteln die einzelnen Sänger ein wenig vor und erzählt auch die
eine oder andere Geschichte, die zwar nicht unbedingt mit dem Sängerkrieg in
Verbindung steht – wie der Erfurter Latrinensturz von 1184, dennoch aber klasse
in das Gesamtgefüge passt. Hierbei verliert er aber nie die eigentliche Story aus den Augen und die kleinen Zwiegespräche
von Martin Luther und dem Teufel, die gelegentlich eingebaut sind, sind äußerst
unterhaltsam.
Problemlos gelingt es ihm auch, den vielen Mitwirkenden schnell Konturen zu
geben, sodass eine Verwechslung ausgeschlossen ist und sein Protagonist
Biterolf beim Lesen fast sofort Sympathiepunkte sammelt. Der junge Sänger ist
eher schüchtern, besonders in Gegenwart der großen Minnesänger seiner Zeit, bemerkt
aber auch schnell deren Macken und Fehler. Er weiß, wie es um sein Talent
bestellt ist und so steht er natürlich Todesängste aus. Ist er doch davon
überzeugt, dass er derjenige ist, der am Ende des Wettstreits seinen Kopf
verlieren wird. Besonders gut, da ein sehr zwiespältiger Charakter, hat mir
auch die Figur des Heinrich von Ofterdingen gefallen. Dieser ist restlos von
seinem Können überzeugt, äußerst arrogant, immer auf Konfrontationskurs, den
Frauen und dem Alkohol nie abgeneigt, aber irgendwie gelingt es Robert Löhr
dennoch, dass man ihn schon bald recht sympathisch findet.
Fazit: Robert Löhr vermischt perfekt historische Fakten mit Fiktion und hat
so eine faszinierende, spannende, informative und zu jeder Zeit äußerst
unterhaltsame Geschichte rund um den Sängerkrieg auf der Wartburg geschrieben.
Der Autor:
Robert Löhr, geboren 1973, ausgebildeter Journalist und Drehbuchautor,
lebt in seiner Geburtsstadt Berlin. Neben zahlreichen Filmskripten und
Theaterstücken verfasste er die Romane »Der Schachautomat«, »Das
Erlkönig-Manöver« und »Das Hamlet-Komplott«. Seine Bücher sind in 25
Sprachen übersetzt.
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