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Dienstag, 26. Juli 2011

{Rezension} Wintergruft von Alida Leimbach

Verlag: Gmeiner Verlag
Taschenbuchausgabe: 470 Seiten
Genre: Deutscher Krimi
ISBN: 978-3839212011
Erscheinungsdatum: 11. Juli 2011
Preis: 11,90 €



Das rätselhafte Verschwinden einer Pastorin

Als Pastorin Heike Meierbrink hinter das Verhältnis ihres Mannes kommt, fährt sie wutentbrannt mit dem Auto fort. Am nächsten Morgen findet Udo Meierbrink, ebenfalls Pastor in Sandfelde nahe Osnabrück, einen Abschiedsbrief seiner Frau. Anfangs macht er sich hierüber kaum Gedanken und erzählt in der Gemeinde, dass seine Frau eine Freundin besucht. Doch als er sie auch nach einigen Tagen telefonisch nicht erreicht, geht Udo zur Polizei und meldet die Pastorin als vermisst. Die beiden Beamten Daniel Brunner und Birthe Schöndorf nehmen ihn nicht sonderlich ernst. Dies ändert sich jedoch, als einige Wochen später der Wagen von Heike gefunden wird. Im Innenraum findet sich ein blutverschmierter Drehmomentschlüssel.

Jetzt, nach Beendigung des Buches bin ich etwas hin- und hergerissen. Denn so ein richtig spannender Krimi ist der Debütroman von Alida Leimbach nicht unbedingt. Vielmehr beleuchtet sie sehr eindringlich und bildhaft das Leben in einer kleinen Gemeinde. Das Verschwinden der Pastorin ist zwar ständig Thema, aber eher mehr im Hintergrund angesiedelt. Das Umfeld rund um die burschikose, dominante Pastorin steht hier mehr im Vordergrund. So erfährt man sehr viel über das Gemeindeleben und dies schildert die Autorin äußerst unterhaltsam. Es gibt Intrigen, Bestechungen, Neid und Rachsucht innerhalb der Pfarrgemeinde, von Nächstenliebe ist hier wirklich nichts zu spüren.

Dadurch wirkt der Krimi allerdings sehr realistisch und Alida Leimbach gelingt es wirklich absolut mühelos auch wirklich noch die kleinsten Nebenfiguren überzeugend zu beschreiben.  Man hat schon nach wenigen Seiten das Gefühl, jeden schon lange zu kennen, alle Figuren menscheln sehr, haben Ecken und Kanten. Und selbst die unsympathischsten Charaktere kommen noch absolut überzeugend rüber.  

Natürlich steht Pastor Udo Meierbrink im Fokus des Krimis. Dieser ist ein Mann ohne jegliches Rückgrat, ein richtiges Weichei, der sich in seiner Wirkung auf andere gerne mal verschätzt. Wenn er sich Problemen gegenübersieht, dann kann es durchaus passieren, dass er sich lieber krankschreiben lässt als sich diesen zu stellen. Seine Beziehung zur Musikerin Nadine, die auch eine Freundin von Heike ist, versucht er um jeden Preis geheim zu halten. Was soll denn nur die Gemeinde denken! Dabei wissen die Meisten bereits von seinem Verhältnis.

Eine weitere Hauptperson des Krimis ist die alleinerziehende Pfarrsekretärin Greta. Die sympathische junge Mutter zweier kleiner Kinder hat eine Beziehung mit Heinz-Martin, einem etwas konservativen, durchaus sympathischen Muttersöhnchen. Gleichzeitig fühlt sie sich aber auch zum Musiker Sebastian hingezogen, der ihr Sangestalent entdeckt und ein wenig wie David Garrett aussieht.  Somit auf der einen Seite die Sicherheit bei Heinz-Martin gegenüber einem aufregendem Leben mit dem Organisten Sebastian. So habe ich mich im Lauf des Buches immer wieder dabei ertappt, dass mich das Leben von Greta wie auch die Beziehung von Udo zu Nadine bald mehr interessiert haben, als die Auflösung des Falls.

Und das ist jetzt wirklich nicht negativ gemeint, ganz im Gegenteil. Der Schreibstil von Alida Leimbach ist einfach nur wunderbar warmherzig, fesselnd und äußerst unterhaltsam. Und zudem immer mal wieder gespickt mit einem kleinen Seitenhieb auf die scheinbar heile Kirchenwelt und zeigt so, dass es hier durchaus auch bei Mitarbeitern der Kirche zugehen kann wie in jeder x-beliebigen kleineren Firma.

Neben der perfekten Unterhaltung beim Lesen, ist aber auch die Neugier früh geweckt. Im Prolog erfährt man, dass eine Frau in einem Keller gefangen gehalten wird. Somit ist eigentlich schon klar, dass das Verschwinden der Pastorin nicht freiwillig sein kann, hinzu kommt ja auch das blutbehaftete Werkzeug in ihrem Wagen und schlussendlich erhalten im Lauf der Story verschiedene Frauen ominöse Telefonanrufe. Wer von dem kleinen Kreis der Mitwirkenden jedoch irgendetwas hiermit zu tun hat, bleibt bis zum Schluss ein Geheimnis. Und die Auflösung ob des Verschwindens der Pastorin ist absolut logisch und dann auch wirklich spannend umgesetzt.

Fazit: Wer mehr Wert auf die zwischenmenschlichen Töne legt, nicht unbedingt einen sehr spannenden Krimi erwartet, wunderbar herausgearbeitete Charaktere schätzt und durch eine interessante Story gut unterhalten werden möchte, ist bei dem Debüt von Alida Leimbach bestens aufgehoben.
 

2 Kommentare:

  1. Hallo Isabel!

    Nachdem ich ja mehr für spannende Krimis bin, ist dieses Buch für mich eher ungeeignet. Trotzdem DANKE für deine tolle Rezi.

    LG, Sabine

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  2. gerne geschehen, meine Liebe. Ja, spannend ist es nicht unbedingt, aber sehr unterhaltsam.
    Ich wünsche Dir noch einen schönen Tag und schicke liebe Grüße, Isabel

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