Verlag: Aufbau Verlag
Genre: Historischer Roman / Köln
Taschenbuchausgabe: 400 Seiten
ISBN: 978-3-7466-2879-0
Erscheinungsdatum: 20. August 2012
Preis: 9,99 €
Opfer oder
Täterin?
Köln im Jahre 1534. Der Ehemann von Agnes Imhoff stirbt
unter ungeklärten Umständen. Noch zu Lebzeiten hat Andreas Imhoff sein gesamtes Vermögen seiner
Ehefrau überschrieben. Kurz vor seinem Ableben hatte er jedoch noch
eine ganze Schiffsladung teuersten Tuchs bestellt und anschließend behauptet,
nur minderwertige Ware erhalten zu haben. Nun verklagt der geschädigte Geschäftsmann
Richard Charman die Tuchhändlerwitwe. Der zuständige Richter wie auch die
Schöffen scheinen sich bereits im Vorfeld ihre Meinung gebildet zu haben. Agnes
kämpft verbissen um ihr Vermögen und bald offenbart sich nicht nur ein
Familiendrama, sondern nach und nach kommen Lügen und politische Intrigen ans
Licht, die bis in die europäischen Königshäuser zu reichen scheinen.
Als würde der Kölner Stadtschreiber die Begebenheiten
erzählen, so beginnt Tanja Kinkel mit dem Prolog die Geschichte. Hier, wie auch
im Epilog, der von Peter Prange geschrieben wurde, stellt man sofort die
unterschiedlichen Sprachstile fest. Die Geschichte an sich jedoch, die u.a. von
Oliver Pötzsch, Martina André und Titus Müller erzählt wird, wirkt wie aus
einem Guss. Hier merkt man absolut überhaupt nicht, dass an der Geschichte
mehrere Autoren gearbeitet haben. Und so kann man es durchaus als Meisterwerk
bezeichnen, was den 12 Autoren mit diesem Buch gelungen ist.
Grundlage des mittlerweile vierten Gemeinschaftromans des
Autorenkreises Quo Vadis ist ein Gerichtsfall aus dem 16. Jahrhundert, der eine
ganze Stadt in Atem hielt. Damals war es durchaus üblich, dass der Ehemann
seiner Frau sein Vermögen überschrieb und diese bei jedem Vertragsabschluss mit
unterschrieb, jedoch nach dessen Tod nicht haftbar gemacht werden konnte, da
ihre Unterschrift nach römischen Recht keine Gültigkeit hatte. Dies hatte
weitreichende Folgen, bei denen es nicht selten um sehr viel Geld ging und
somit auch politisch relevant war. An Agnes Imhoff sollte nun ein Präzedenzfall
geschaffen werden, um dieses Geschäftsgebaren zukünftig zu unterbinden. Verständlich
auch, dass die Verhandlung auch Interesse bei den europäischen Königshäusern
hervorgerufen hatte.
Hat also Agnes von Anfang an keine Chance, den Fall zu
gewinnen? Ist sie überhaupt ein Opfer oder wusste sie bestens über die Geschäfte
ihres Mannes Bescheid und ist somit Täterin? Den Autoren gelingt es perfekt,
nicht nur die Stimmung zur Zeit der Reformation einzufangen, sondern sie
spielen zudem geschickt mit der Figur der Agnes Imhoff. Kaum hat man sich eine
Meinung über die Tuchhändlerwitwe gebildet, wird sie bereits im nächsten
Kapitel wieder revidiert. Mit einer flüssigen, einnehmenden und
farbenprächtigen Sprache vermitteln die Autoren dem Leser die wahre Begebenheiten
fesselnd und durchaus auch richtiggehend spannend - hierbei handelt es sich
eindeutig um einen historischen Kriminalfall.
Die Geschichte basiert – wie bereits oben erwähnt – auf ein
wahres Geschehen, allerdings haben die Autoren aus dramaturgischen Gründen den
Gerichtsfall etwas gestrafft und die Gerichtsbarkeit von Speyer nach Köln
verlegt. Und keine Sorge, die Geschichte spielt nicht nur vor Gericht, wirkt
nie trocken erzählt und räumt zudem viel Platz dem Privatleben der mitwirkenden
Figuren ein. Somit wirkt die Geschichte von Anfang bis Ende absolut rund und
schlüssig erzählt.
Neben der interessanten und spannend erzählten Geschichte,
sind auch die Charaktere bis in die kleinste Nebenrolle wunderbar
herausgearbeitet. Allen voran natürlich die Figur der Agnes Imhoff. Die äußerst
attraktive junge Frau wirkt in einer Szene wie ein verschüchtertes, hilfloses
junges Mädchen, welches ihr Leben neben einem herzlosen Ehemann fristen musste,
im nächsten Kapitel dann wieder wie eine selbstbewusste Geschäftsfrau, die sehr
genau weiß, wie sie die Männerwelt um die Finger wickeln kann.
Fazit: Ein von Anfang bis Ende spannend und unterhaltsam
erzählter Roman mit hervorragend herausgearbeiteten Charakteren und einer interessanten
und politisch brisanten Geschichte, die auf einen wahren Gerichtsfall beruht
und damals selbst die europäischen Königshäuser beschäftigt hatte. Wirklich
eine gelungene Umsetzung der 12 Meister-Autoren.
ich bin schon extrem gespannt...ich bekomme das Buch auch...mein erstes Rezi-Exemeplar!!! Die Pots nach Österreich scheint aber etwas länger zu brauchen...hm.....:(
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Martina
Dann drücke ich Dir ganz fest die Daumen, dass es nicht zu lagen dauert und bin schon gespannt, wie es Dir gefallen wird.
AntwortenLöschenLG Isabel
Von diesem Buch habe ich erst durch deinen Blog erfahren und finde es so interessant, das ich es mir wohl bald kaufen werde. Eine sehr gute Rezension die mich wirklich neugierig gemacht hat und weswegen ich das Buch jetzt auch unbedingt lesen möchte.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Petra
Hallo Petra,
Löschenja, das Buch kannte ich vorher auch nicht und war ganz erstaunt, als mir die Herausgeber angeboten haben das Buch zu rezensieren. Und bei den tollen Autoren, die da mitgewirkt haben, konnte ich natürlich nicht nein sagen. Ich wünsche Dir jetzt schon mal ganz viel Lesespaß, der Roman war wirklich spitze.
LG Isabel