Genre: Geisterroman / Schweiz
Taschenbuchausgabe: 480 Seiten
ISBN: 978-3-426-50950-0
Erscheinungsdatum: 03. August 2012
Preis: 9,99 €
Die Würfel sind gefallen
Das gefragte Model Anouk ist nach einem Autounfall, bei dem
ihre beste Freundin ums Leben kam und sie selbst schwer verletzt wurde,
seelisch am Boden. Um Abstand und auf andere Gedanken zu kommen, reist sie zu
ihrer Großtante Valerie in das beschauliche Aargauer Örtchen Seengen. Bald
jedoch merkt Anouk, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Ein
kleines Kind im Nachthemd kreuzt ihren Weg, sie hört seltsame Stimmen und immer
wieder sieht sie eine Frau in einem roten Kleid, wie es im 18. Jahrhundert
getragen wurde. Schnell ist Anouk klar, dass die junge Frau ihr etwas Wichtiges
mitteilen möchte.
Für ihren Geisterroman verbindet Margot S. Baumann das Leben
historischer Personen aus dem 18. Jahrhundert mit fiktiven Figuren in der
Gegenwart. So spielt ihre Geschichte parallel auf zwei Zeitebenen, die sich
ständig abwechseln. Zum einen begleitet man Anouk und den Dorfarzt Max bei der
Suche nach dem Geheimnis der Frau in Rot, zum anderen kehrt man immer wieder in
das Jahr 1746 zurück und lernt so nach und nach das Leben der jungen
Bernhardine von Halwyl kennen.
Die Wechsel der verschiedenen Zeitebenen sind Margot S.
Baumann hervorragend gelungen und diese sorgen für eine ständige Neugier beim
Lesen. Die Geschichte der jungen Bernhardine ist die Grundlage für die
Gruselgeschichte, doch die Autorin verrät in diesem Erzählstrang nie zu viel,
ständig rätselt man, was Bernhardine auf Schloss Halwyl, welches in
unmittelbarer Nähe zu Seengen liegt, so schreckliches passiert ist, dass sie im
Jahr 2010 immer noch als Geist umherwandelt und warum sie sich ausgerechnet
Anouk ausgesucht hat, ihr zu helfen.
Die Geschichte baut sich langsam, aber sehr kontinuierlich
und logisch auf und je länger sie dauert, je mehr man vom Leben von Bernhardine
erfährt, umso spannender wird diese. Hinzu kommt, dass Anouk und Max einigen
unerklärlichen und durchaus auch lebensgefährlichen Phänomenen ausgesetzt sind,
für die man anfangs keine Erklärung findet, wie z. Bsp. ein Krähenangriff aus
heiterem Himmel. Im Verlauf wird die Geschichte immer fesselnder, einige Gruseleffekte
sind ebenfalls vorhanden und zum Ende hin nimmt die Story zusätzlich starke
Krimizüge an, welche die Spannung extrem steigern.
Hinzu kommt der flüssige, einnehmende, unterhaltsame und farbenprächtige
Schreibstil der Autorin, der einen schon bald problemlos an ihren Debütroman
bindet. Gerade ihre bildhaften Beschreibungen über das Leben im 18. Jahrhundert
sind absolut überzeugend und lassen das Wasserschloss Halwyl und das Leben in
diesem dunklen, modrigen Gemäuer vor dem inneren Auge entstehen. Gerade diesem
Erzählstrang hängt eine fast durchgehende düstere, bedrückende, morbide und
gruselige Stimmung an, was noch durch den der damaligen Zeit angepassten Schreibstil unterstützt wird. Für Lyrik-Fans bindet Margot S. Baumann zudem immer mal
wieder kleine Gedichtstrophen mit ein, die eine Schlüsselstellung in dem Roman inne
haben.
Gelungen sind aber auch die Charaktere, allen voran Anouk
Morlot. Das Model ist anfangs total frustriert, depressiv und fast schon
alkoholabhängig. Sie kommt einfach nicht über den Tod ihrer Freundin hinweg,
gibt sich die Schuld an dem Unfall und fühlt sich nun als Aufpasserin für ihre
leicht demente Großtante. Doch die Ruhe in Seengen tut ihr gut, bald kommt ihr
wahrer Charakter zum Vorschein und man lernt eine temperamentvolle,
dickköpfige, sympathische junge Frau kennen, die völlig ohne Starallüren ist
und sehr realistisch in die Zukunft schaut.
Ihre Tati Valerie ist ein Original: eine feine alte Dame, leicht
schrullig, sehr direkt, offen und herzlich und Tati Valerie hat die Eigenart
mit Ameisen zu sprechen. Viele halten sie deswegen für verrückt, was sie jedoch
in keiner Weise stört. Der Dritte im Bund ist der Dorfarzt Max, dem Anouk am
ersten Tag in Seengen buchstäblich in die Arme fällt. Was ihn nicht daran
hindert, das Model bald tatkräftig bei der Suche nach der Wahrheit um die Frau
in Rot zu unterstützen.
In der Vergangenheit steht Bernhardine von Halwyl natürlich
im Fokus. Als Adlige ist die 16-jährige Bernhardine das lebhafte, bunte Leben
in Bern gewohnt, die erzwungene Heirat mit dem viel älteren Johannes von Halwyl
führt sie in die Provinz, entsprechend zickig und hochnäsig ist ihr Verhalten
anfangs. Doch auch ihr Charakter entwickelt sich im Verlauf der Geschichte und
wird einem durchaus sympathisch.
Fazit: Eine gefühlvolle, farbenprächtige, rätselhafte und
durchaus auch sehr spannende Geschichte über eine junge Frau aus dem 18.
Jahrhundert, die im Jahr 2010 als Geist versucht, endlich Gerechtigkeit zu
finden.
Die Autorin:
Margot S. Baumann wurde 1964
- unweit des Handlungsschauplatzes dieses Buches - im Kanton Aargau,
Schweiz geboren. Nach zahlreichen Veröffentlichungen im Bereich Lyrik
wechselte sie 2008 zum Romanschreiben. Sie reist gerne, mag raue Küsten
und träumt von einem Cottage am Meer. Sie ist Mitglied des Berner
Schriftstellervereins und lebt heute mit ihrer Tochter zusammen im
Kanton Bern.
schöne Rezi, das Buch ist auf meiner Wunschliste gelandet :) und das Cover sieht wunderschön aus *_*
AntwortenLöschenja, das ist wirklich sehr schön.
LöschenLG Isabel
Oh super, ich freu mich auch schon sehr auf dieses Buch! Toll, dass es bei dir so gut abgeschnitten hat, jetzt bin ich umso gespannter!
AntwortenLöschenLG
Kathi
Ja, war wirklich klasse, wünsche dir viel Spaß beim Lesen.
LöschenLG Isabel
Klingt nach einem sehr schönen, etwas anderem Buch! Tolle Rezi, die Lust aufs Lesen macht!
AntwortenLöschenRichtig, war wirklich mal etwas anderes und echt schön!
LöschenLG Isabel
Liebe Isabel
AntwortenLöschenIch danke Dir ganz herzlich für diese wundervolle Rezension. Es freut mich natürlich sehr, dass Dir meine Geschichte gefallen hat.
Beste Grüsse
Margot
Liebe Margot,
Löschensehr gern geschehen und einen lieben Dank an Dich für die schönen Lesestunden mit Deiner Geschichte.
Herzliche Grüße
Isabel