Übersetzerin: Brigitte Walitzek
Taschenbuchausgabe: 320 Seiten
Genre: Historischer Roman / England / 20. Jhr.
ISBN: 978-3-442-74772-6
Erscheinungsdatum: 12. Mai 2014
Preis: 9,99 €
Ein Geburtstag mit ungeahnten Folgen
Es ist der 30. April 1912 und Emerald Torrington plant ein Dinner mit
Freunden und der Familie anläßlich ihres Geburtstages. Während die Vorbereitung
auf dem Sterne-Anwesen auf Hochtouren laufen, kommt die Schreckensmeldung an,
dass ganz in der Nähe auf einer Nebenlinie ein Zug verunglückt ist und die
Familie einige Reisende aufnehmen soll. Und schon stehen neben den geladenen
Gästen auch die unter Schock stehenden Passagiere vor der Tür. Während Mutter
Charlotte und Bruder Clovis die Reisenden geflissentlich ignorieren, versucht
Emerald sich um die Reisenden zu kümmern und Kontakt mit der
Eisenbahngesellschaft aufzunehmen. Doch dies endet mehr oder wenig im Chaos und
plötzlich steht noch ein weiterer Passagier vor der Tür, der so gar nicht zu
den anderen Reisenden passen mag. Während ein Sturm aufzieht braut sich auch
mit der Ankunft des ungeladenen Gastes ein Sturm unter der Feiernden auf.
Der Roman beginnt mit dem Morgen des 30. April, dem Geburtstag von Emerald.
Und schon beim gemeinsamen Frühstück von Mutter, Stiefvater und den beiden
älteren Kindern verläuft nicht alles friedlich. Die Familie plagen massive
Geldsorgen, es droht der Verkauf des geliebten Anwesens Sterne, wenn nicht der
von den Kindern verhasste Stiefvater Edward übers Wochenende einen Geldgeber
findet. Entsprechend angespannt gestaltet sich der Vormittag, zumal die
geladenen Gäste von Mutter Charlotte auch nicht gerade gern gesehen sind. Doch
als dann nachmittags völlig unerwartet bald zwanzig unter Schock stehende
Fahrgäste vor der Tür stehen, droht das Chaos endgültig auszubrechen. Da
scheint der ungeladene Gast fast wie eine Himmelsfügung, nimmt der gutsituierte
feine Herr doch sofort das Zepter in die Hand.
Es sind schon recht eigenwillige und interessante Charaktere, welche Sadie
Jones in ihrem vorliegenden Roman geschaffen hat. Angefangen mit der
selbstsüchtigen, aber von ihren Kindern heißgeliebte Mutter Charlotte, der
recht praktisch veranlagten Emerald, dem verwöhnten, egozentrischen Clovis und dem
Nesthäkchen Imogen. Von allen nur Smudge genannt, lebt die Kleine mehr oder
weniger in ihrer eigenen Welt, ist unscheinbar und wird von ihrer Mutter wie
von ihren Geschwistern deshalb öfter einmal einfach vergessen.
Die Geschichte entwickelt sich anfangs langsam und ruhig, man verfolgt die
Vorbereitungen zum Fest, lernt die Familie Torrington und die Bediensteten immer
besser kennen und muss dabei feststellen, dass einige von ihnen ein paar dunkle
Geheimnisse hüten, die drohen, in der Walpurgnisnacht ans Licht zu kommen.
Schuld hieran ist der ungeladene Gast, der scheinbar zufällig auf Sterne
gestrandet, doch mehr über einige Familienmitglieder weis, als diese ahnen. Und
mit der Ankunft des letzten Gastes zieht auch die Spannung massiv an und die
Stimmung des Romans wird immer unheimlicher.
Stellenweise ist die Story ziemlich skurril und Sadie Jones fängt sehr gut
die leicht heruntergekommene wie geheimnisvolle Atmosphäre von Sterne wie auch
das Leben einer scheinbar gutsituierten Familie und deren Tagesablauf Anfang
des 20. Jahrhunderts ein. Warmherzig, charmant, äußerst unterhaltsam, absolut
unvorhersehbar und je länger der Roman dauert auch umso fesselnder, vermittelt
die Autorin ihre Geschichte über ein Familienfest, das sich vollkommen anders
entwickelt als anfangs gedacht.
Fazit: Eine Geburtstagsfeier voller skurriler, überraschender Ereignisse,
die ein dunkles Familiengeheimnis ans Tageslicht fördert.
Die Autorin:
Sadie Jones, 1967 in London geboren, arbeitete als Drehbuchautorin,
unter anderem für die BBC. 2005 verfilmte John Irvin ihr Drehbuch „The
Fine Art of Love“ mit Jacqueline Bisset in der Hauptrolle. Ihr
preisgekröntes Romandebüt „Der Außenseiter“ (2008) wurde in
Großbritannien auf Anhieb ein Nr.-1-Bestseller und war auch in
Deutschland ein großer Presse- und Publikumserfolg. „Der ungeladene
Gast“ ist ihr dritter Roman.
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