Leseempfehlungen

Samstag, 8. Juni 2013

{Rezension} Die heimliche Päpstin von Frederik Berger

Verlag: Rütten & Löhning
Gebundene Ausgabe: 440 Seiten
Genre: Historische Roman / 10. Jahrhundert
ISBN: 978-3352007408
Erscheinungsdatum: 2006
Preis: --,--




Ataraxia …

… Seelenruhe, dies ritzt die Sklavin Aglaia in die Steinwand eines Verlieses der Engelsburg. Rund 40 Jahre zuvor: Aglaia ist eine Sklavin, die im Hause des Adeligen Teopylactus  im 10. Jahrhundert in Rom lebt. Dort wird die junge Frau  Amme der kleinen Marozia. Deren Mutter Theodora hat mit ihrer ältesten Tochter Großes vor: Marozia soll maßgeblich politischen Einfluss auf Rom nehmen. Und die ehrgeizige Frau wird dies in ihrem aufregenden Leben auch umsetzen. Marozias Sohn besteigt den Heiligen Stuhl und sie selbst will Kaiserin von Rom werden. Doch ihren Ehrgeiz muss Marozia teuer bezahlen.



Frederik Berger erzählt das aufregende Leben der historischen Person Marozia oder auch Marocia, welche Anfang des 10. Jahrhunderts in Rom lebte. Sie war angeblich die Geliebte von Papst Sergius III., mit König Hugo von Italien verheiratet,  ihr eigener Sohn wie auch ihr Enkel sollen Päpste gewesen sein und  Marozia selbst soll die weltliche wie die kirchliche Politik Roms maßgeblich beeinflusst haben.

Der Autor erzählt dieses ereignisreiche Leben von Marozia nicht aus deren Sicht, sondern aus der Erinnerung ihrer Amme und Vertrauten, der Sklavin Aglaia. Aglaia ist eine hochgebildete junge Frau als sie mit rund 18 Jahren von den Sarazenen entführt und durch Zufall im Hause von Teopylactus und Theodora landet, den Eltern von Marozia. Selbst schwanger wird Aglaia die Amme von Marozia, welche sie zusammen mit ihrem eigenen Sohn großzieht. Aglaia liebt Marozia wie eine eigene Tochter, was auch der Grund dafür ist, dass sie sich Jahrzehnte später zusammen mit Marozia in eines der Verliese der Engelsburg einsperren lässt und nicht von deren Seite weicht. Um die qualvollen Stunden sinnvoll zu nutzen, schreibt Aglaia ihre Geschichte auf und so lernt man erst einmal das Leben der jungen Sklavin kennen und wie sie letztendlich in die Villa von Teopylactus kam.

Während ihrer Erinnerungen geht Aglaia auch sehr ausführlich auf die politische Situation in Rom ein. Die Päpste in Rom wechseln praktisch monatlich, das Machtgerangel um den Heiligen Stuhl ist groß und tödlich, Rom ist verkommen, Bettler säumen die Straßen, Diebstähle sind an der Tagesordnung und die Felder vor der Stadt liegen wegen den Sarazenenangriffen brach. Rom verkommt immer mehr. Mithilfe von Aglaia gelingt es Teopylactus hier Änderungen herbeizuführen, was seine Macht in Rom verstärkt und bald ist es dann auch soweit und sein Wunschkandidat Sergius wird zum Papst ernannt.

Frederik Berger erzählt die Geschichte von Aglaia und Marozia verhalten, nachdenklich und ruhig. Intensiv geht er auf die politische Situation Roms im 10. Jahrhundert ein und gibt hierdurch einen sehr guten Überblick über die damalige Lage und wie es Marozia mit ihrer Intelligenz und ihrem Ehrgeiz gelang, an die Macht zu gelangen. Dies ist zumeist anschaulich, tiefsinnig, sprachlich auf hohem Niveau und unterhaltsam erzählt, ab und an war es mir aber etwas zu ausschweifend, zu düster, zu nachdenklich. Man merkt in jeder Zeile, dass Frederik Berger das Leben von Marozia exzellent recherchiert hat, doch diese Liebe zum Detail nimmt öfters die Spannung aus dem Roman.

Von der liebenswerten, selbstlosen, genügsamen und hochintelligenten Aglaia erhält man fast sofort eine Vorstellung, deren Charakter ist sehr facettenreich beschrieben, aber die Hauptperson Marozia wurde für mich nicht recht greifbar, während des gesamten Buches fühlte ich eine gewisse Distanz zu ihrer Person. Ihre nicht minder machthungrige Mutter Theodora wie auch ihr etwas zögerlicher Vater Teopylactus dagegen sind sehr gut herausgearbeitet. Und auch alle anderen fiktiven wie auch historischen Figuren des Romans wurden vom Autor detailreich beschrieben.

Fazit: Das bewegende Leben einer außergewöhnlichen Frau erzählt Frederik Berger anschaulich und unterhaltsam, allerdings manchmal auch etwas zu detailreich, was öfter die Spannung aus dem ansonsten sehr guten Roman nahm.


Der Autor:
Frederik Berger lebt mit seiner Frau am Ammersee. Er hat bisher sieben sehr erfolgreiche historische Romane veröffentlicht. Als Aufbau Taschenbuch sind seine Roman „Canossa“, „La Tigressa“, „Die Tochter des Papstes“, „Die heimliche Päpstin“, „Die Geliebte des Papstes“, „Die Schwestern der Venus“ und „Die Provençalin“ lieferbar. 

1 Kommentar:

  1. Hm, 3 Punkte? Dieses Buch habe ich heute aus einer Mängelexemplar-Kiste gezogen und habe mich wahrscheinlich von der "Päpstin" leiden lassen, dessen Buchcover ähnlich und von dem ich total begeistert war.
    Jetzt wird es bestimmt noch warten müssen, bis es gelesen wird.
    L.G.
    Sabine

    AntwortenLöschen