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Montag, 24. Juni 2013

{Rezension} Der letzte Wille von Denise Mina

Cover & Verlag: Heyne
Übersetzer: Conny Lösch
Taschenbuchausgabe: 480 Seiten
Genre: Englischer Krimi
ISBN: 978-3-453-43442-4
Erscheinungsdatum: 10. Juni 2013
Preis: 9,99 €




Terrys Vermächtnis

Der Auslandskorrespondent Terry Hewitt wird nach einem Casinobesuch verschleppt und hingerichtet. Die Journalistin Patricia „Paddy“ Meehan ist geschockt über den Mord an ihrem Freund aus Jugendtagen. Die Art des Mordes deutet auf die Tat der IRA hin, doch möglicherweise hat auch sein Beruf als Auslandskorrespondent in Krisengebieten etwas mit seinem Tod zu tun. Im Nachlass findet Paddy einen Hinweis, doch während die Journalistin in dieser Richtung Nachforschungen anstellt, hat der Killer sie längst ins Visier genommen.



Eines vorneweg: Vom Verlag wird „Der letzte Wille“ als Thriller bezeichnet, meiner Meinung nach handelt es sich aber eher um einen Krimi in bester englischer Machart. Denise Mina erzählt die Geschichte von Paddy Meehan und ihre Suche nach dem Mörder ihres Jugendfreundes eher ruhig, nachdenklich, stellenweise regelrecht beklemmend, hervorragend recherchiert und mit viel Atmosphäre. Hochspannung baut sich während des gesamten Buches kaum auf, dennoch ist immer eine hintergründige Spannung zu spüren und die einnehmende, fesselnde Erzählweise der Autorin wie auch die komplex aufgebaute Geschichte sorgen durchweg für beste Krimiunterhaltung.

„Der letzte Wille“ spielt im Jahr 1990, die Unruhen in Nordirland sind auch in Schottland immer gegenwärtig und spielen auch im vorliegenden Buch eine entscheidende Rolle. Denise Mina startet ihren Krimi zugleich mit dem Mord an Terry. Sehr eindringlich und bedrückend beschreibt die Autorin diese Szene. Die Verzweiflung und die Todesangst des Korrespondenten ist regelrecht greifbar wie auch seine Ungewissheit darüber, warum er nackt im Kofferraum des fahrenden Autos liegt. Terry stirbt, ohne zu wissen, warum.

Danach lernt man erst einmal Paddy, ihr privates wie auch berufliches Umfeld und ihre äußerst komplizierte Beziehung zu Terry kennen. Die Geschichte wird immer komplexer und rätselhafter, zumal die Polizei in keiner Weise bereit ist, in Richtung IRA zu ermitteln. Und als ein weiterer Mord geschieht und ein mysteriöser Mann ganz offensichtlich Paddy und ihren kleinen Sohn Pete beobachtet, häufen sich die Fragen und Denise Mina versteht es sehr geschickt, die Neugier ihrer Leser immer mehr zu steigern.

Ihre Protagonistin Paddy hat irische Wurzeln, lebt zusammen mit ihrem guten Freund Dub und ihrem Sohn Pete in Glasgow und schreibt eine wöchentliche, äußerst erfolgreiche Kolumne bei einer schottischen Tageszeitung. Aufgewachsen mit drei Geschwistern, darunter zwei Brüdern, hat Paddy das entsprechende Durchsetzungsvermögen und ein gesundes Selbstbewusstsein, ihre paar Pfunde zu viel trägt sie mit Humor, nimmt selten ein Blatt vor den Mund und kämpft wie eine Löwin für die Sicherheit ihres fünfjährigen Sohnes Pete.  Und auch die weiteren Charaktere sind äußerst facettenreich und stellenweise auch sehr undurchsichtig beschrieben, sodass Einige schwer einschätzbar bleiben.

Fazit:  „Der letzte Wille“ ist ein wohldurchdachter, komplexer Krimi aus Schottland, der mit seinen facettenreich und eigenwilligen Charakteren und einer fundiert recherchierten Story überzeugt.


Die Autorin:
Denise Mina, geboren 1966 in Glasgow, studierte Jura und spezialisierte sich auf den Umgang mit psychisch gestörten Straftätern. 1998 erschien ihr erster Roman. Für ihr Werk wurde sie mit dem Dagger Award und dem Barry Award ausgezeichnet und 2012 gewann sie den Theakstons Crime Novel of the Year Award.

1 Kommentar:

  1. Hallo,

    eine tolle Rezension. Ich persönlich habe damals in der Schule "Cal" gelesen. Ein Roman, der sich inhaltlich auch mit der IRA auseinandersetzt. Als Krimi wäre das nach dem Klappentext nicht unbedingt mein Geschmack, aber deine Meinung klingt doch sehr positiv.

    Liebe Grüße,
    Patricia

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