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Freitag, 29. November 2013

{Rezension} Und dann kam das Wasser von Dagmar Isabell Schmidbauer


Cover & Verlag: Edition Renumero
Taschenbuchausgabe: 395 Seiten
Genre: Deutscher Krimi / Band 3
ISBN: 978-3943395020
Erscheinungsdatum: 04. November 2013
Preis: 12,80 €

 

Passau im Ausnahmezustand

 

Passau erlebt im Frühjahr 2013 ein Jahrhunderthochwasser. Die auf einer Insel gelegene Altstadt wird überflutet. Und genau dort wird eine Leiche gefunden. Die herbeigerufenen Kommissare Franziska Steinbacher und Hannes Hollermann haben gerade noch Zeit, um sich einen kurzen Eindruck vom Tatort zu machen und einige Bilder zu schießen, schon wird das alte Haus überflutet. Somit gestaltet sich die Aufklärung schwierig, da die Identität des Toten nicht ermittelt werden kann. Während die Flüsse weiter steigen, gibt es eine weitere Leiche. Eine Frau springt von dem höchsten Gebäude Passaus in den Tod. Oder wurde hier etwa nachgeholfen? Franzi und Hannes ermitteln in beiden Fällen. Dabei kommen sie einer Szene auf die Spur, die kein Mitleid kennt und bald schon stellen die beiden Kommissare fest, dass die Fälle in enger Verbindung zueinander stehen.




 

Zwei Frauen werden gefangen gehalten. An Heizungsrohren gekettet und von ihren Peinigern anscheinend vergessen, ringen sie mit dem Tod. Nach diesem eindringlichen Dialog, dessen Zusammenhang mit dem Fall man erst nach einiger Zeit versteht, steigt Dagmar I. Schmidbauer in ihrem Krimi ein und man erlebt mal wieder eine Kommissarin in Bestform. Franziska ist leicht gefrustet. Hatte sie sich doch erhofft, mit ihrem Bühnenkünstler Walter einige schöne wie sonnige Tage in Sizilien zu verbringen, nun muss sie in gleich zwei neuen Fällen ermitteln. Und diese entwickeln sich äußerst kompliziert. Da die Identität des Toten nicht feststellbar ist und der Tatort überflutet wurde, ergeben sich kaum ermittlungsrelevante Spuren. Hinzu kommt dann noch der rätselhafte Sturz der unbekannten Frau aus dem Hochhaus. Doch von all diesen Widrigkeiten lässt sich die couragierte Kommissarin nicht abschrecken und stürzt sich wieder voller Ermittlungseifer in die beiden Fälle.

 

Anfangs benötigt man ein wenig Geduld, um die unterschiedlichen Handlungsstränge, welche die Autorin gleich zu Beginn des Krimis in ihre Geschichte einfügt, zu einem Gesamtbild zusammenzufügen. Doch so nach und nach erhält man einen Überblick, weiß stellenweise ein wenig mehr als die Kommissare, was einem jedoch bei der Auflösung des Falls nicht wirklich weiterhilft. Hierdurch erhält man aber zumindest nach und nach eine Vorstellung davon, welches Thema Dagmar I. Schmidbauer dieses Mal in ihrem Krimi behandelt. Und dieses ist immer noch leider so brisant wie menschenverachtend.

 

Aber auch das Hochwasser in Passau ist immer präsent. Sehr anschaulich und bildhaft beschreibt die Autorin die Probleme, welche sich die Bürger von Passau durch das Hochwasser ausgesetzt sehen. Und spätestens als dann auch noch die Wasserversorgung eingestellt werden muss, wird jedem Leser klar, wie machtlos wir Menschen den Naturgewalten ausgesetzt sind. Mit ihrem einnehmenden, fesselnden Schreibstil erzählt Dagmar I. Schmidbauer fortan die äußerst schwierigen, oftmals auch ziemlich frustrierenden Ermittlungen von Franziska und Hannes. Die Spannung ist zumeist mehr hintergründig vorhanden und die vielen Fragen, welche sich im Verlauf der Ermittlungen auftun, reizen die Neugier beim Lesen ununterbrochen an. Zumal sich die Story völlig unvorhersehbar entwickelt und im Verlauf einige neue Richtungen annimmt. So wirkt die komplette Geschichte sehr gut durchdacht und ist zudem vielschichtig angelegt.

 

Ein Plus der Autorin ist auch die Ausarbeitung ihrer Charaktere. Diese sind bis in die kleinste Nebenrolle facettenreich angelegt, nicht immer gleich durchschaubar und agieren absolut authentisch. Und gerade weil Dagmar I. Schmidbauer ihre Mitwirkenden auch bereits in den letzten beiden Bänden so detailreich zu beschreiben versteht, hat mich das Privatleben von Franzi dieses Mal ein wenig enttäuscht. Die junge Kommissarin ist schwer verliebt in ihren Bühnenkünstler und agiert manchmal wie ein verliebter Teenager. Es sei ihr gegönnt. Aber die Szenen, welche sich auf ihr Privatleben beziehen, werden fast ausschließlich nur auf das Liebesspiel mit Walter bzw. auf Franziskas erotische Fantasien reduziert. Das fand ich etwas zu einseitig dargestellt, da gerade Sandra mit ihrem aufbrausenden, selbstischeren Charakter viel Potential bietet.

 


Fazit: Ein spannender, vielschichtiger Krimi, der ein nach wie vor leider sehr brisantes Thema gut recherchiert behandelt und vor dem Hintergrund des Jahrhunderthochwassers in Passau spielt.


 


 

Die Autorin:
Dagmar Isabell Schmidbauer, geboren 1962 in Stuttgart, lebt und arbeitet als Journalistin, Verlegerin und Krimiautorin mit ihrem Mann und sechs Kindern im Bayerischen Wald, wohin sie vor rund 30 Jahren aus dem Rhein-Main-Gebiet zog. Sie engagiert sich in zahlreichen Projekten, unter anderem für Mädchen in Afghanistan oder für Kinder und Jugendliche in Deutschland. Durch ihre Arbeit als Journalistin kommt sie mit vielen Menschen zusammen und hat so Einblick in die unterschiedlichsten Milieus und Lebensentwürfe. Manches überträgt sie auf die Figuren, die später ihre Krimis bevölkern und die dadurch so lebendig werden. 

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