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Donnerstag, 10. Oktober 2013

{Rezension} Kinder von Jürgen Seibold


Cover & Verlag: Piper
Taschenbuchausgabe: 416 Seiten
Genre: Deutscher Thriller
Erscheinungsdatum: 01. März 2012
ISBN: 978-3-492-27307-7
Preis: 9,99 €

 


 

Tabula rasa

 

Familie Pietsch lebt in der Nähe von Stuttgart. Die drei Kinder besuchen das Gymnasium und nach den Sommerferien bekommen diese mit dem Lehrerehepaar Moeller neue Klassenlehrer. Eigentlich nichts Besonderes, doch nach einiger Zeit verändert sich das Verhalten der Drei. Anfangs freuen sich Annette und Rainer Pietsch noch darüber, dass ihre Kinder ordentlicher sind, im Haushalt mithelfen, ihre Hausaufgaben ohne Murren erledigen und sich durchweg ihr Notenspiegel äußerst positiv entwickelt. Aber Sarah, Lukas und gerade Michael entwickeln auch noch andere Verhaltensweisen, werden reizbarer und verschlossener. Diese Veränderungen fallen auch noch anderen Eltern an ihren Kindern auf. Schnell kommt der Verdacht auf, dass dies mit den eigenwilligen Unterrichtsmethoden des Lehrerehepaars in Verbindung steht. Als dann noch ein Schüler unter mysteriösen Umständen ums Leben kommt, hegen Rainer und Annette Pietsch einen schwerwiegenden Verdacht.





 

Nach den Sommerferien kehrt der Alltag bei der Familie Pietsch wieder ein. Rainer Pietsch steht beruflich unter Druck, da seine Firma finanzielle Probleme hat, Annette Pietsch's Catering-Service läuft dagegen immer besser. Bei all dem beruflichen Stress fällt ihnen anfangs nicht auf, wie sich ihre Kinder verändern, zumal der Prozess eher schleichend ist. Zwar kommt ihnen das neue Lehrerehepaar auf dem ersten Elternabend etwas merkwürdig vor, doch Probleme ergeben sich bisher keine. Allerdings dauert es nicht lange, bis sich erste Eltern über die merkwürdigen Lernmethoden des Lehrerehepaars beschweren. Doch als fast alle Schüler plötzlich ihre Noten verbessern können, ist es schnell wieder mit Protesten vorbei und fast alle scheinen glücklich. Da werden auch gern ein Selbstmordversuch eines Jungen und der Tod eines weiteren Schülers heruntergespielt. Man ist sich halt immer selbst der Nächste. Einzig Annette und Rainer Pietsch werden stutzig.

 

Doch Rosemarie und Franz Moeller verstehen es hervorragend zu manipulieren. Ihr Auftreten ist zwar immer freundlich und bemüht, gepaart ist dies jedoch mit einer äußerst beherrschten, unterkühlten wie auch autoritären Art. Völlig emotions- und rücksichtslos werden Schüler von ihnen vor der Klasse bloßgestellt und erniedrigt, bewusst falsche Gerüchte gestreut und Schulhofschlägereien geradezu provoziert. Und die Schüler schweigen dazu, sind dem Lehrerehepaar bald regelrecht hörig.

 

Jürgen Seibold gibt einem wenig Einblick in die Unterrichtsmethoden des Lehrerehepaars und so ist es mit der Zeit schwer nachzuvollziehen, warum fast alle Schüler den Moellers so bedingungslos Folge leisten. Was der Autor jedoch sehr gut vermittelt ist die beunruhigende Atmosphäre, welche die Moellers hervorrufen. Während des Thrillers, den ich nicht unbedingt als solchen bezeichnen würde, erfährt man zwar fast nichts über das Ehepaar, aber ihre bedrohliche Präsenz ist immer spürbar. Und dass sie, um ihre Ziele zu erreichen, regelrecht über Leichen gehen, ist auch schnell klar.

 

Es gab noch so ein paar Ungereimtheiten in der Story, die mir nicht recht erklärbar waren und auch das Ende kam mir etwas abrupt und war mir zu simpel umgesetzt, aber zumeist vermittelt Jürgen Seibold die Story schlüssig und in einer äußerst beklemmenden, stellenweise fast gruseligen Atmosphäre.

 

Seinen Psychothriller erzählt der Autor zwar einnehmend, unterhaltsam und flüssig, aber Spannung baut sich sehr lange Zeit überhaupt nicht auf. Dennoch fesselt die Story. Schuld daran ist mit die rätselhafte Darstellung des Lehrerehepaars. Geschickt manipulieren sie Schüler, Eltern und auch das Lehrerkollegium, ihre Drohungen sind meist subtil, ohne Anwesenheit von Zeugen aber auch sehr direkt und als Annette und Rainer Pietsch beginnen, Fragen zu stellen, verstehen es die Moellers geschickt, beide mundtot zu machen und sogar die restlichen Eltern gegen sie aufzubringen. Die Charakterzeichnungen, gerade auch vom Ehepaar Moeller, sind Jürgen Seibold sehr gut gelungen. Auch die Gefühle und Ängste der Kinder und Jugendlichen stellt er glaubhaft und nachvollziehbar dar.

 

Fazit: Auch wenn es einige Ungereimtheiten gibt und die Spannung sehr lange auf sich warten lässt, versteht es die Story dennoch fast von der ersten Seite an zu fesseln.


 

Der Autor:
Jürgen Seibold, 1960 geboren, lebt mit seiner Familie in der Nähe von Stuttgart. Er ist gelernter Journalist und arbeitet als Schriftsteller. Unter anderem ist er der Autor einer erfolgreichen Regionalkrimireihe.

1 Kommentar:

  1. Hallo Isabel,

    diesmal sind wir nicht einer Meinung. ;-) Trotzdem eine informative Rezi.

    LG
    Sabine

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