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Montag, 27. September 2010

{Rezension} Das Mysterium von Titus Müller

Verlag: Aufbau Verlag 
Taschenbuchausgabe: 469 Seiten 
ISBN: 3746625262 
Genre: Historischer Roman
Erscheinungsdatum: 23. Juli 2009
Preis: 9,95 €

Nemos Geheimnis

München im Jahr 1356: Mathildas Vater ist der erfolgreicher Kaufmann Neuhauser und so ist es ihr schier unverständlich, warum er verhaftet und in den Kerker geworfen wird. Mathilda glaubt an seine Unschuld und besucht ihn in seiner Zelle. Doch die Geschichte, welche ihr Vater ihr über sein Leben erzählt, erschüttert sie zutiefst. München, 1336: Der junge Nemo ist ein Meister der Täuschung, musste er sich als Waisenkind doch schon früh in seinem Leben behaupten. Doch Nemo hütet auch ein Geheimnis, von dem er bisher nichts wusste, bis der charismatische Sektenführer Amiel von Ax in München auftaucht. Dieser scheint etwas über Nemos Eltern zu wissen und so schließt Nemo sich dem Perfectus „der Reinen“ an, um mehr über seine Herkunft zu erfahren. Doch auch Amiel von Ax hofft, Nemo für seine Zwecke ausnutzen zu können, scheinen dessen Eltern ihm doch als Kleinkind ein wohlbehütetes Geheimnis anvertraut zu haben, was für die Katharer von entscheidender Bedeutung ist. Hauptsächlich ist Amiel von Ax aber in München, um die Menschen dort von dem Glauben „der Reinen“ zu überzeugen. Hier trifft er auf einen ebenbürtigen Gegner: William von Ockham, Franziskanermönch und Vertrauter von König Ludwig IV. Zusammen mit dem Stadtinquisitor Vinzenz versucht William von Ockham alles, um bei Amiel von Ax einen Grund für eine Verhaftung zu finden, doch der Perfectus ist ihnen immer einen Schritt voraus. Zwischen diese Fronten gerät der junge Nemo, was sein Leben nachhaltig beeinflussen wird.

Auffallend ist von Anfang an die fundierte Recherche zu diesem Buch, somit vermittelt Tituts Müller dem Leser ein hervorragendes Bild des mittelalterlichen Münchens. Zur damaligen Zeit hatten die Kirche und der Glaube zum täglichen Leben dazugehört und somit nimmt das Thema der Glaubensfrage eine zentrale Rolle in dem Roman ein. So ist auch ein Hauptakteur des Romans der Gelehrte und Franziskanermönch William von Ockham, der als Vorbild für William von Baskerville aus Umberto Ecos „Der Name der Rose“ diente. Dieser realen Figur setzt der Autor die erfundene Gestalt des Sektenführers Amiel von Ax gegenüber. Der „geistige Machtkampf“ der Beiden ist glaubhaft dargestellt und überzeugend vermittelt Titus Müller die charismatische Präsenz von Amiel von Ax, wie es ihm so scheinbar mühelos gelingt, das Volk mit seinen Lehren auf seine Seite zu ziehen.

Das Thema an sich verspricht eine interessante, spannende und auch mystische Geschichte aus dem Mittelalter. Dies ist sie stellenweise auch, allerdings oft auch sehr langatmig gehalten, besonders wenn es um kirchliche Auseinandersetzungen geht. Zwar vermittelt der Autor sehr gut seine Begeisterung für diese Epoche wie auch zu diesem Thema, allerdings ist die Liebe zum Detail manchmal recht ermüdend. So bleibt das eigentlich aufregende Leben von Nemo wie auch der Hintergrund der Geschichte stellenweise auf der Strecke und dadurch büßt die Geschichte an Spannung ein. Zudem kam meines Erachtens das Ende dann etwas zu schnell und war auch nicht unbedingt durchgängig nachvollziehbar umgesetzt und ließ somit einige Fragen offen. Allerdings ist es Titus Müller hervorragend gelungen, hier Fiktion und Wahrheit geschickt zu verknüpfen und was nun Wahrheit und was Fiktion ist, lüftet der Autor im Anhang des Buches.

Sehr charismatisch stellt Titus Müller die Figur des Katharers Amiel von Ax dar. Von ihm geht eine fast schon unheimliche Macht aus, die sich beim Lesen sehr gut überträgt. Und auch William von Ockham wird glaubwürdig und detailreich dargestellt. Wer mir allerdings etwas blass vorkam, war der Protagonist Nemo. Obwohl er wirklich sehr sympathisch beschrieben ist und man auch immer wieder Einblick in seine Gefühlswelt erhält, erhielt ich während des gesamten Romans keinen richtigen Bezug zu ihm. Das mag aber auch an mir gelegen haben.

Fazit: Wer sich explizit für Kirche und Glaubensfragen im Mittelalter interessiert und eine sehr komplex recherchierte, geschichtliche Darstellung wünscht, ist hier genau richtig. 

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