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Montag, 30. November 2015

{Rezension} Milchsblut von Clara Weiß

Cover & Verlag: Goldmann
Taschenbuchausgabe: 480 Seiten
Genre: Deutscher Krimi
ISBN: 978-3-442-48360-0
Erscheinungsdatum: 16. November 2015
Preis: 9,99 €



Die heilige Katharina

Elvira und ihre Familie leben seit Generationen schon in einem abgeschiedenen Bergdorf. In dem Weiler wohnen nur wenige Menschen, jeder kennt jeden. Doch mit dem ruhigen Leben ist es eines Tages Ende November vorbei als Elvira ihre Freundin Resi besuchen will und diese nicht antrifft. Dafür entdeckt sie auf dem Nachbarhof einen Toten, grausam ermordet und auf einem Wagenrad fest gebunden. Und wäre dies nicht genug, findet Elvira kurz darauf die Wenzel-Schwestern ermordet im Kuhstall. Elvira stellt zwischen den Morden eine Verbindung zu einer Heiligenerzählung her. Doch bevor sie dies näher überprüfen kann, wird das kleine Dorf eingeschneit und zu allem Übel fällt auch noch der Strom aus. Das Dorf ist komplett von der Außenwelt abgeschnitten und der Mörder ist noch lange nicht fertig.

 

Es ist ein ruhiges Leben in dem kleinen Bergdorf, das nur noch wenige Einwohner beherbergt. Die Menschen gehen ihren täglichen Aufgaben auf den Höfen nach, die Häuser stehen für jeden offen. Es ist eine friedliche Idylle, vollkommen ohne Hektik, die Menschen leben im Einklang mit der Natur. So auch die Landwirtin Elvira, die mit Vater, Ehemann und dem jüngsten Sohn den Hof betreibt. Neben der Landwirtschaft vermietet Elvira auch noch zwei Ferienwohnungen auf ihrem Bauernhof und so gastiert gerade ein Feriengast bei ihnen.

Clara Weiß lässt sich Zeit, ihren Krimi zu erzählen und bringt einem erst einmal das Landleben näher. Hierdurch baut die Autorin eine atmosphärische Dichte auf und schnell legt sich eine düstere Stimmung über die Geschichte. So hat man den kleinen Weiler regelrecht vor Augen und vor allem, später die riesigen Schneemassen und die trüben, schneereichen Tage, denen die immer weniger werdenden Dorfbewohner ausgesetzt sind. Immer beklemmender wird die Stimmung des Buches, je länger das Dorf eingeschneit und der Mörder offensichtlich ganz in der Nähe ist.

Wer der Mörder ist oder welches Motiv dieser verfolgt, dass verrät Clara Weiß ihren Lesern erst ganz zum Schluss. Und selbst mithilfe des Ausschlussverfahrens hat man Probleme, den Mörder frühzeitig zu identifizieren. Es weisen einfach keine Spuren zu ihm, die wenigen Bewohner des Dorfes scheinen alle kein Motiv zu haben. Und eines ist sehr früh klar: der Mörder tötet seine Opfer nach einer ganz bestimmten Heiligensage, warum dies so ist, bleibt allerdings auch lange im Dunkeln.

So baut sich die Spannung zwar langsam, dafür aber kontinuierlich auf. Dreh- und Angelpunkt der packenden Geschichte ist die Landwirtin Elvira, Mitte Fünfzig, eher introvertiert geht sie Menschen gerne aus dem Weg. Nur im Notfall fährt sie mit Sohn Matthias einmal runter in die Stadt, Menschenansammlungen und sei es nur im Gasthaus sind ihr äußerst unangenehm. Und obwohl sich Elvira am liebsten aus allem heraushält und sich lieber zurückziehen würde, lassen sie die Morde nicht zur Ruhe kommen. Zumal sie immer diejenige ist, welche die Toten als erstes entdeckt.


Fazit: Rätselhafte Morde in einem einsamen Bergdorf, dass komplett von der Außenwelt abgeschnitten ist – atmosphärisch dicht und packend umgesetzt.


Die Autorin:

Clara Weiss, geboren 1976 in Thüringen, hat Literaturwissenschaften in Berlin und Bologna studiert. Sie ist im Verlagswesen tätig und lebt mit ihrer Familie in München.


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