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Donnerstag, 25. Juni 2015

{Rezension} Der Schneegänger von Elisabeth Herrmann

Cover & Verlag: Goldmann
Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
Genre: Deutscher Krimi / Band 2
ISBN: 978-3-442-31386-0
Erscheinungsdatum: 26. Januar 2015
Preis: 19,99 €




Sein und Schein

Eine eisige Kaltfront sucht Berlin heim als im nahen Waldgebiet das Skelett eines Kindes gefunden wird. KHK Lutz Gehring und sein Team übernehmen den Fall und schnell ist klar, dass es sich bei dem toten Jungen um den 9-jährigen Darijo Tudor handelt. Dieser wurde vor vier Jahren entführt, Gehring hatte damals in dem Fall ermittelt, doch zu einer Geldübergabe kam es nie. Die Eltern des Jungen sind Kroaten, Vater Darko ist Wolfsforscher und seine Frau Lida arbeitet als Hausmädchen bei der schwerreichen Familie Reinartz. Bei der Obduktion werden massive Gewaltanwendungen gegen Darijo festgestellt, denen er zu seinen Lebzeiten ausgesetzt war. Gehring ermittelt im Umfeld der Familie des Jungen und bittet Sanela Beara um Mithilfe. Die beiden geraten in einen Strudel aus Hass, Täuschung und Verachtung.



Nach einem verwirrenden Prolog mit dem Wolfsforscher Darko Tudor beginnt Elisabeth Herrmann ihren zweiten Band um Sanela Beara mit dem Fund des kleinen Jungen. Die Identität von Darijo ist schnell ermittelt, verstörend für die Kriminalisten sind die massiven Misshandlungen des Jungen, die definitiv nichts mit dem Entführungsfall und dessen Mord  zu tun haben. Darijo muss schon Monate vor seinem Verschwinden schwer misshandelt worden sein. Da beide Elternteile aus Kroatien stammen, bittet Gehring Sanela um Amtshilfe, die gerade die Polizeihochschule besucht.

Anfangs weigert sich Sanela, doch schnell ist ihr Interesse an dem Fall geweckt und wie man es bereits im ersten Band kennengelernt hat, geht die junge, eigenwillige Frau wieder sehr unkonventionelle Wege, um die wahren Gründe für die Tat aufzudecken. Das Verhältnis zwischen Gehring und Sanela ist nach wie vor angespannt, sie empfindet ihn als äußerst arrogant und überheblich, er die angehende Kommissarin als respektlos und stur. Für Sanela gibt es nur einen Weg, mehr über den Tod des Jungen herauszufinden. Sie muss sich als Hausmädchen bei der Familie Reinartz einschleusen und dies gelingt ihr auch.

Elisabeth Herrmann erzählt ihren Krimi atmosphärisch sehr dicht und geht zudem detailliert auf das Gefühlsleben ihrer Akteure ein. Schnell ist klar, dass der äußere Schein bei der schwerreichen Familie trügt, dass hier einiges im Argen liegt, doch jeder schweigt beharrlich. Die Story entwickelt sich eher ruhig, nachdenklich und bedrückend. In dem äußerst komplex angelegten Krimi ist die Spannung zumeist mehr hintergründig und dennoch stets vorhanden. Die ganze Geschichte lebt durch seine sehr facettenreich und lebendig beschriebenen Charaktere und von den Geheimnissen, welche einige der Mitwirkenden geschickt zu verbergen versuchen, was den Kreis der Verdächtigen nicht gerade einschränkt.


Fazit: Auch wenn die Spannung hier eher eine Nebenrolle spielt, überzeugt die Story durch ihre Vielschichtigkeit und den hervorragend beschriebenen Charakteren.


Die Autorin:

Elisabeth Herrmann wurde 1959 in Marburg/Lahn geboren. Sie machte Abitur auf dem Frankfurter Abendgymnasium und arbeitete nach ihrem Studium als Fernsehjournalistin beim RBB, bevor sie mit ihrem Roman "Das Kindermädchen" ihren Durchbruch erlebte. Fast alle ihre Bücher wurden oder werden derzeit verfilmt: Die Reihe um den Berliner Anwalt Vernau sehr erfolgreich mit Jan Josef Liefers vom ZDF. Elisabeth Herrmann erhielt den Radio-Bremen-Krimipreis und den Deutschen Krimipreis 2012. Sie lebt mit ihrer Tochter in Berlin.


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