Leseempfehlungen

Dienstag, 27. August 2013

{Rezension} Ein ganzes halbes Jahr von Jojo Moyes

Cover & Verlag: Rowohlt Polaris
Übersetzer: Karolina Fell
Genre: Liebesroman
Broschierte Ausgabe: 512 Seiten
ISBN: 978-3-499-26703-1
Erscheinungsdatum: 21. März 2013
Preis: 14,99 €




Zwei Gefangene und eine ungewöhnliche Liebesgeschichte

Nachdem Louisa Clark ihre Stelle als Bedienung im Café ihrer kleinen Heimatstadt nahe London verloren hat, muss ein neuer Job her, da die Familie von ihrer Unterstützung abhängig ist. Das örtliche Jobcenter hat jedoch für die junge Arbeitslose ohne Ausbildung kaum eine Auswahl zu bieten. Da bleibt nur die Stelle bei einem Tetraplegiker übrig für den eine Gesellschafterin gesucht wird. Hierbei handelt es sich um den 35-jährigen Will Traynor, der nach einem Verkehrsunfall von der Brust ab gelähmt ist und 24-Stunden auf die Unterstützung anderer Menschen angewiesen ist. Der ehemals erfolgreiche Geschäftsmann führt ein Leben, welches er so nicht weiterführen will. 



Es ist die Geschichte zweier Menschen, die auf unterschiedliche Art gefangen sind. Will in seinem Körper, was für ihn eine ständige Pein darstellt. Vor dem unverschuldeten Unfall war Will ein sportlich sehr aktiver Mensch, der dank seines gutbezahlten Jobs schon die halbe Welt gesehen hatte. Nun verbringt er Tag für Tag im Anbau seines elterlichen Hauses, muss mit Schmerzen, Infektionen und Muskelkrämpfen zurechtkommen und mit der selbst auferlegten Einsamkeit. Seine Gefühle versteckt er hinter seinem beißenden Sarkasmus.

Und auch Lou ist eine Gefangene. Noch nie kam sie aus ihrer Heimatstadt heraus. Die für ihren eigenwilligen Modegeschmack bekannte 26-jährige lebt in den Tag hinein, hat keine Ziele für ihre Zukunft, die Beziehung zu ihrem Freund Patrick kann auch nicht gerade als glücklich bezeichnet werden und ihre Eltern, bei denen Lou mit ihrer jüngeren Schwester und deren Sohn Thomas wohnt, sind auf ihre finanzielle Unterstützung angewiesen. Ein Ausbrechen kaum vorstellbar, zumindest für Lou.

Während Lou jedoch recht zufrieden mit ihrem Leben ist, kann Will seines nicht mehr ertragen, einen Selbstmordversuch hat er bereits hinter sich. Ihr anfängliches Zusammentreffen ist geprägt durch Wills Zynismus und Lous Verlegenheit ob dem Umgang mit dem Schwerbehinderten. Doch so nach und nach holt die eigensinnige Lou mit ihrer direkten, spontanen Art Will aus seinem Schneckenhaus. Und Will versucht mit der Zeit, Lous Horizont zu erweitern. Er bringt ihr die Klassik näher und den Spaß am Lesen, versucht sie zu überreden, eine Ausbildung zu beginnen. Endlich ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und nicht mehr Andere über ihr Leben bestimmen zu lassen. Und dies in seiner bewährten bissigen, sarkastischen Art.

Voller Wärme, ohne je kitschig oder rührselig zu werden, erzählt Jojo Moyes die ungewöhnliche Liebesgeschichte von Lou & Will. Die Veränderungen bei Lou und Will in ihrer Denkweise und ihrem Verhalten stellen sich schleichend ein und werden von der Autorin überzeugend wiedergegeben. Jojo Moyes geht im Verlauf ihrer Geschichte auch auf die Schwierigkeiten bei der Pflege von Will ein, ohne hierbei jetzt zu medizinisch zu werden und auch das Thema Selbsttötung spricht die Autorin an. Hierbei gibt es einige Fürsprecher im Umkreis von Lou und Will, wie auch massive Gegner.

Fazit: Eine ungewöhnliche, schöne wie auch traurige, nachdenkliche Geschichte, welche von der Autorin gekonnt umgesetzt wird.


Die Autorin:
Jojo Moyes, geboren 1969, hat Journalistik studiert und für die «Sunday Morning Post» in Hongkong und den «Independent» in London gearbeitet. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern auf einer Farm in Essex. 

1 Kommentar:

  1. Eine schöne Rezension, ich fand das Buch auch so toll & gleichzeitig so traurig.

    Glg
    Micha

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