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Montag, 29. November 2010

{Rezension} Schön tot - Ein Wien-Krimi von Edith Kneifl

Verlag: Haymon Verlag
Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
Genre: Krimi deutsche Nachbarländer / Österreich
ISBN: 3852186102
Erscheinungsdatum: 09. November 2009
Preis: 17,90 €




Krimi in 5 Akten

Katharina Kafka ist Kellnerin im Café Cuadro im Margaretenviertel, dem 5. Bezirk von Wien. Frühmorgens ist sie Zeugin einer Gasexplosion, bei der eine junge Serbin ums Leben kommt. Kurz darauf findet sie ihren Freund Orlando blutend auf einer Toilette. Der Transvestit ist scheinbar knapp einem Mordanschlag entkommen. Als Orlando ihr dann noch erzählt, dass er im wahrsten Sinne des Wortes kürzlich über die Leiche einer jungen Frau gestolpert ist, wähnen Orlando und Katharina einen Serienmörder in Magareten. Die Neugier ist geweckt und ab sofort begeben sich die Beiden auf Spurensuche in ihrem Bezirk.

Das vorliegende Buch ist definitiv kein Psychothriller, sondern mehr ein Krimi mit sehr viel Lokalkolorit. Das Hauptaugenmerk liegt weniger bei den Ermittlungen, sondern ganz eindeutig beim Magaretenviertel selbst. Dies schildert Edith Kneifl sehr ausführlich, farbenfroh und äußerst unterhaltsam mit seinen Kneipen, Gasthäusern und auch den Menschen, die in dem Viertel leben. Hier kennt man sich, was Katharina bei ihren Nachforschungen sehr zur Hilfe kommt.

Katharina ist eine Frau kurz vor den 40, sehr sprunghaft und lebensfroh. Bedingt wahrscheinlich durch ihre Roma-Wurzeln hält es sie nie lange an einem Ort und so kehrte sie nach einigen Jahren in den USA und Frankreich wieder zurück in den 5. Wiener Bezirk, in dem sie aufgewachsen ist. Doch auch jetzt ist sie wieder am überlegen, zumindest ihren Arbeitsplatz zu wechseln. Doch diese Überlegungen geraten ins Hintertreffen als sie von den Morden erfährt. Durch ihre Aufgeschlossenheit knüpft sie schnell Kontakte und viele Menschen kennt sie auch noch aus ihrer Kindheit, sodass sie bald einiges über die Mordopfer erfährt. Tatkräftig zur Seite steht ihr Orlando. Der junge Mann erfüllt voll und ganz das Klischee eines Transvestiten: Orlando zelebriert sein Sissi-Image, welches Katharina ihm unbedingt abgewöhnen will; zickt liebend gern herum; ist in einem Moment himmelhochjauchzend und ganz schrecklich und unsterblich verliebt, nur um sich im nächsten Moment umbringen zu wollen und zudem liebt er theatralische Auftritte.

Nach dem Überfall auf ihn nistet sich Orlando bei Katharina in deren Wohnung ein und verursacht das absolute Chaos: Sein Handtuchbedarf ist grenzenlos, seine Besuche auf Pornoseiten setzt Katharinas Laptop außer Betrieb und bringt sie hierdurch - und mit seinem ganzen Verhalten sowieso - an den Rand der Verzweiflung. Aber gerade diese übertriebene Darstellung des Charakters macht ihn für einen sofort liebenswert und auch Katharina gelingt es nicht, Orlando lange böse zu sein. So akzeptiert sie seine Schrulligkeit und macht das Beste daraus.

Edith Kneifl lässt Katharina selbst den Krimi erzählen und dies auf sehr warmherzige, humoristische Weise. Hierdurch lernt man sie sehr schnell kennen und ihre offenherzige, freche Art macht sie einen sofort sympathisch. Da die rothaarige Katharina eine Romni und stolz hierauf ist, erfährt man so auch noch ganz nebenbei einiges über das Leben der Roma kennen. Zusätzlich sind die Beschreibungen des 5. Bezirks so liebenswert und unterhaltsam gehalten, dass in einem schon bald der Wunsch erwacht, dass Viertel mit eigenen Augen kennen zu lernen.

Somit ist der Krimi an sich eigentlich nur Nebensache, allerdings stört dies auch nicht sonderlich, da Edith Kneifl es trotzdem versteht, durchweg eine gewisse Spannung aufzubauen und somit die Neugier auf die Lösung des Falls aufrecht zu erhalten. Allerdings kam für mich das Ende dann doch etwas plötzlich und ließ auch einige Fragen unbeantwortet.

Alles in allem eine unterhaltsame Hommage an das Magaretenviertel in Wien und seine Bewohner, bei dem der Krimi eher nur Nebenschauplatz ist. 

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