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Dienstag, 3. August 2010

{Rezension} Tage der Unschuld von Richard North Patterson

Übersetzer: Kristian Lutze 
Genre: Amerikanischer Krimi / Justiz-Krimi 
ISBN: 3442446937
Taschenbuchausgabe: 575 Seiten
Erscheinungsdatum: 2000
Preis: ---



Die Vergangenheit holt ihn ein

Der Staranwalt Tony Lord kehrt nach fast 30 Jahren in seine alte Heimatstadt Lake City/Ohio zurück mit der er schlechte Erfahrungen verbindet. Im Sommer 1967 wurde seine Freundin Alison ermordet und Tony fand ihre Leiche. Nicht nur Alisons Eltern, sondern fast die ganze Stadt waren der Überzeugung, dass der kurz vorher noch gefeierte Footballstar das junge Mädchen ermordet hat.  Nun erhält er den verzweifelten Anruf von Sue, dass ihr Mann Sam, der ehemals beste Freund von Tony, dem Mord an der 16-jährigen Schülerin Marcie beschuldigt wird. Mit gemischten Gefühlen reist Tony nach Lake City, um die Verteidigung von Sam zu übernehmen. Alle Indizien sprechen gegen ihn und auch Tony ist nicht restlos von Sams Unschuld überzeugt. Hinzu kommt, dass der Fall alte Erinnerungen an Alison bei Tony aufwirft.

Richard North Patterson erzählt seinen Justiz-Krimi in drei Teilen. Zuerst erfährt der Leser die Geschichte von Tony und Alison, wie sie sich kennengelernt haben, ihre Gefühle zueinander und seine Beziehung zu seinem bestem Freund Sam und seiner Freundin Sue. Sam und Tony sind seit 3 Jahren die besten Freunde, unternehmen alles miteinander und konkurrieren freundschaftlich bei den unterschiedlichsten Sportarten. Sie sind die Helden der Schule und führen ein Teenagerleben, wie man es sich Ende der 1960er Jahre vorstellt. Bis dieses Leben für Tony zusammenbricht und er des Mordes beschuldigt wird. Allerdings wird gegen ihn nie das Verfahren eröffnet. Der Autor geht hier sehr auf die Verzweiflung, Trauer und Hilflosigkeit von Tony ein, nachdem die Leiche von Allison entdeckt wird und fast alle ihn für den Mörder halten. Besonders enttäuscht ist Tony von dem Verhalten Sams, der ihm zu verstehen gibt, dass er nicht von seiner Unschuld überzeugt ist. In dieser schweren Zeit stehen ihm nur Sue und der jüdische Anwalt Saul rückhaltlos zur Seite.

Im zweiten Teil geht es hauptsächlich um die Heimkehr von Tony, seinen zwiespältigen Gefühlen, wieder in seiner Heimatstadt zu sein, wodurch er natürlich wieder an Alison erinnert wird und an seine Gespräche mit Sue und Sam, wie auch seinen eigenen Ermittlungen, um Licht in den Fall um Sam zu bringen. Hier wird er auch wieder tatkräftig von dem mittlerweile alkoholkranken, alternden Saul unterstützt.

Das letzte 1/3 des Krimis ist ein klassischer Justizkrimi, der fast ausschließlich im Gerichtssaal spielt und das Verfahren gegen Sam schildert. Wie auch die endgültige Auflösung der beiden Fälle von Marcie und Allison.

Der Autor hat seinen Krimi sehr emotional angelegt. So geht er durchweg ausführlich auf die Gefühle seines Protagonisten ein, sodass man sehr schnell eine Vorstellung dieses feinfühligen, ehrlichen Anwalts erhält, der mit seinem schlechten Gewissen zu kämpfen hat wie auch mit seinen Alpträumen um Alisons Tod, der ihn nach wie vor noch verfolgt. Auch die Charaktere von Sue, Sam und Saul sind sehr facettenreich beschrieben, allerdings bleibt die Figur von Sam ein wenig undurchschaubar, sodass man sich – genauso wie Tony – bis zum Schluss nicht sicher sein kann, ob er nun der Mörder von Marcie ist.

Durch diese Ungewissheit ist die Spannung durchweg auf recht hohem Niveau, allerdings fand ich das letzte Drittel stellenweise etwas ermüdend, da wirklich schon sehr ausführlich auf die Verhandlung eingegangen wird. Allerdings entschädigt das extrem spannende Ende für die stellenweise Langatmigkeit bei der Schilderung des Gerichtsverfahrens.

Alles in allem ein spannender Justizkrimi, der emotional angelegt ist und mit einer komplexen Story überzeugen kann.

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