Leseempfehlungen

Freitag, 20. August 2010

{Leseeindruck} Ein Paradies für alle von Justus Pfaue

Gebundene Ausgabe: ca. 400 Seiten
Genre: Historischer Roman
ISBN: 9783547711684
Erscheinungsdatum: 08. September 2010
Preis: 19,95 €






Das größte Kaufhaus der Welt

Berlin, Anfang der 1930er Jahre. Hanna Berger und der Kaufhauskönig und Vorstandsvorsitzende der Wertheim AG, Georg Wertheim, sind seit 25 Jahren ein Paar. Georg betreibt zusammen mit seinen Brüdern das größte Kaufhaus der Welt, das Kaufhaus Wertheim. Der aus sehr ärmlichen Verhältnissen stammende Georg hat in letzter Zeit immer mehr Probleme mit seinem Augenlicht, was auch Hanna nicht entgangen ist. Doch ihre Bemühungen, ihn zu einem berühmten Augenarzt zu schicken, bleiben anfangs erfolglos, denn Georg befürchtet, am Grauen Star erkrankt zu sein und die Heilungschancen lagen zur damaligen Zeit gerade mal bei 50 %. Dank seines hervorragenden Gedächtnisses gelingt es ihm jedoch lange Zeit, seine verringerte Sehkraft vor anderen geheim zu halten, bis Hanna jedoch der Geduldsfaden reißt.

Die schöne, kluge und stets freundliche Hanna führt mit ihrem Georg ein sehr zurückgezogenes Leben und kann als „Guter Geist“ des Kaufhauses bezeichnet werden. Denn ihr gelingt es immer, Probleme mit der Belegschaft für alle Beteiligten so gut wie möglich zu lösen und auch hat sie für jeden der „Wertheimer“ immer ein freundliches Wort übrig. Allerdings ist ihre Liebe nicht öffentlich, da Georg bereits verheiratet ist, seine Frau Ursula weilt jedoch zumeist mit ihrem Geliebten auf Gut Saßleben im brandenburgischen Land, sodass er mit Hanna ein zurückgezogenes Leben in der gemeinschaftlichen Berliner Wohnung führen kann.

Liebevoll und mit einem kleinen Schuss Schlitzohrigkeit bringt Hanna ihren Georg schlussendlich doch noch dazu, einen Augenarzt aufzusuchen und auch die am nächsten Tag notwendige Operation über sich ergehen zu lassen. Die anschließende Genesungszeit verbringen die Beiden vollkommen zurückgezogen und hier spürt man deutlich, dass sie Beide ein sehr harmonisches Verhältnis zueinander haben und sich selbst genug sind. Immer wieder gelingt es Hanna problemlos, ihren doch etwas grantigen und zum Pessimismus neigenden Georg aufzuheitern. Denn neben seiner Liebe zu Hanna hat Georg nur den Erfolg seines Kaufhauses im Sinn und das schöne Osterwetter scheint ihm hier umsatztechnisch einen Strich durch die Rechnung zu machen, was seine Laune trübt.

Doch diese anfängliche Harmonie und ihr Leben im Überfluss und Luxus wird bald massiv gestört werden, denn Georg Wertheim ist Jude und die Machtergreifung von Adolf Hitler steht 1931 kurz bevor.

Justus Pfaue erzählt sehr anschaulich, unterhaltsam und ausführlich, ohne dabei zu ausschweifend zu werden. Allerdings ist schon auffallend, dass er sehr detailliert auf das anonyme, aber auch extreme Luxusleben von Hanna und Georg eingeht. Möglich, dass dies nur anfangs dazu dienen soll, einem seine Charaktere näher zu bringen, denn diese zeichnet er liebevoll und detailreich und auch das Flair von Berlin zur damaligen Zeit ist zwischen den Zeilen spürbar.

Einmal abgesehen von seinem Verhältnis zu Hanna, scheint sich Justus Pfaue sehr an die Biografie von Georg Wertheim zu halten, was einen interessanten Roman verspricht, auch in der Hoffnung, dass hier nicht die letzten Jahre seines Lebens, sondern auch die Geschichte von Hanna und Georg  selbst erzählt wird.

So verspricht die Leseprobe eine unterhaltsame und möglicherweise auch recht spannende und emotionale Geschichte.

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