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Donnerstag, 17. Juni 2010

{Rezension} Schneewittchen muss sterben von Nele Neuhaus

Verlag: List Verlag
Taschenbuchausgabe: 537 Seiten
ISBN: 3548609821 
Genre: Deutscher Krimi / Taunuskrimi
Erscheinungsdatum: 11. Juni 2010
Preis: 9,95 €


Ein vermeintlicher Mörder kehrt heim

Tobias Sartorius hat 10 Jahre wegen Doppelmordes an zwei jungen Mädchen im Gefängnis gesessen. Nun kehrt er in sein Heimatdorf Altenhain im Taunus zurück. Verständlicherweise reagieren die Einwohner nicht gerade erfreut auf sein Erscheinen, schließlich gehörten die getöteten Teenager zur Dorfgemeinschaft. Und so dauert es auch nicht lange bis sich die Dörfler gegen ihn wenden. Allerdings findet er auch eine Verbündete: Die junge Amelie jobbt in der Dorfgaststätte, in der sie einige Gesprächsfetzen aufschnappt, die sie neugierig machen. Doch ihre Nachforschungen zu dem damaligen Verbrechen bringen sie schon bald darauf in Lebensgefahr, denn irgendjemand will unbedingt verhindern, dass der Fall wieder aufgerollt wird. Als dann auch noch Tobias Mutter von einem Unbekannten von einem Brückengeländer gestoßen wird, beginnen die Kommissare Kirchhoff und von Bodenstein mit den Ermittlungen. Und schon nach kurzer Zeit stoßen auch sie auf einige Ungereimtheiten zu dem damaligen Fall.

Sehr realistisch und lebendig beschreibt Nele Neuhaus in ihrem 4. Band rund um das Ermittlerteam Kirchhoff/Bodenstein das Verhalten der Dorfbewohner, die verständlicherweise der Rückkehr von Tobias sehr zwiespältig gegenüberstehen, zumal fast alle von seiner Schuld überzeugt sind. Und schon bald merkt man, dass damals bei weitem nicht die ganze Wahrheit über die Morde an Stefanie und Laura ans Licht kamen und der eine oder andere Dorfbewohner mehr weiß, als er damals ausgesagt hat.

Allein schon mit dem Prolog gelingt es der Autorin eine beklemmende Stimmung aufzubauen, die sich durch den gesamten Krimi zieht. Ihre Story ist sehr komplex angelegt. Geschickt verbindet sie die unterschiedlichen Handlungsstränge zum Ende hin zu einer schlüssigen Geschichte und allein durch immer wieder überraschend eingebaute Wendungen gelingt es ihr mühelos, die Spannung durchweg auf extrem hohem Niveau zu halten.

Auch gelingt es Nele Neuhaus wieder hervorragend, eine gute Mischung zwischen dem Privatleben der Kommissare und den Ermittlungen herzustellen. So liegt dieses Mal der Focus verstärkt bei Oliver von Bodenstein, der sich mit massiven familiären Problemen befassen muss, die stellenweise sogar die laufenden Ermittlungen gefährden. Zusätzlich kommen noch berufliche Probleme hinzu, die sein Team dezimieren, sich teilweise negativ auf die Ermittlungen auswirken und ihn an seinen Führungsqualitäten zweifeln lassen. Einzige Stütze ist ihm in dieser schweren Zeit seine Kollegin Pia Kirchhoff, die nach wie vor mit ihrem Zoodirektor zusammenlebt und sich gerade mit dem Amtsschimmel des hessischen Bauamtes auseinander setzen muss.

Auch die weiteren Charaktere sind wieder sehr detailreich, lebendig und authentisch beschrieben. Viele Figuren werden so facettenreich und undurchsichtig gezeichnet, dass man seine Einschätzung ihnen gegenüber das eine oder andere Mal revidieren muss, was der Spannung natürlich zusätzlich noch zugute kommt.

Fazit: Ein extrem spannender, sehr komplex und realistisch angelegter Krimi, der für mich der bisher beste von Nele Neuhaus ist.

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