Verlag: Blanvalet Verlag
Übersetzer: Thomas Haufschild
Gebundene Ausgabe: 544 Seiten
ISBN: 376450336X
Erscheinungsdatum: 15. Februar 2010
Preis: 21,95 €
"... Von A nach B nach X ..."
Am Highway 1 der Halbinsel Monterey/Kalifornien wird am Straßenrand ein Kreuz mit dem Datum des kommenden Tages gefunden. Am nächsten Tag wird die junge Tammy entführt, in den Kofferraum ihres Wagens gesperrt und diesen an den Strand gestellt, damit sie bei steigender Flut ertrinkt. Kaum ist dieses schreckliche Verbrechen bekannt, wird beim Chilton Report - einer Internetseite, die sich mit aktuellen und ortsansässigen Themen beschäftigt - das Thema in einem Blog veröffentlicht. Rasend schnell "schießen" sich die Teilnehmer auf den jugendlichen Einzelgänger Travis ein und selbst die CBI-Agentin und Kinesik-Expertin Kathryn Dance und ihr Team gelangen zu der Überzeugung, dass Travis für diese Tat verantwortlich sein muss, da er ein Motiv hat. Doch kurz nach einer ersten Befragung verschwindet Travis und das Morden an Menschen, die sich in dem Blog negativ über ihn geäußert haben, geht weiter ...
Auf sehr eindringliche Art beschreibt Jeffrey Deaver, wie rasend schnell in Zeiten des Internets Gerüchte gestreut werden (was es natürlich schon seit Menschengedenken gibt, nur heute halt bedeutend schneller geht) und jemand eines Verbrechens beschuldigt wird, welches er möglicherweise gar nicht begangen hat. Und er zeigt auch den altbewährten "Stille-Post-Effekt" auf. Da wird z. Bsp. aus normalem Haushaltsreiniger plötzlich Giftgas, das bei Neonazis besorgt wurde. Diese Eigendynamik ist sehr nachvollziehbar und glaubwürdig dargestellt. Auch ist wirklich interessant zu verfolgen, wie selbstverständlich die Informationen, welche über Blogs, Chatrooms etc. veröffentlicht werden als wahr hingenommen werden bzw. sich die Nutzer möglicherweise auch gar nicht trauen zu hinterfragen, da sie ansonsten selbst Gefahr laufen könnten, in die "Schusslinie" der Blog-Nutzer zu geraten. Zusätzlich geht er auch auf die Leichtsinnigkeit vieler Internetnutzer ein, die in der vermeintlichen Anonymität des Internets private Informationen über sich bedenkenlos preisgeben und wie diese anschließend gegen sie benutzt werden.
Eigentlich müsste man ja meinen, wenn man so ziemlich am Anfang schon den mutmaßlichen Täter kennt und Kathryn Dance und ihr Team nur noch die Festnahme erfolgreich zum Abschluss bringen müssen, wäre das meiste an Spannung genommen. Aber weit gefehlt! Denn Deaver wäre nicht Deaver, wenn er nicht noch die eine oder andere Überraschung in petto hätte. Zudem erzählt er wieder so anschaulich, abwechslungsreich, informativ und lebendig, dass die Story durchweg auf einem hohen Spannungslevel ist und zum Ende hin noch einmal gewaltig anzieht. Klar sind einige Beschreibungen rund um die Kinesik und das Internet wieder etwas lehrbuchhaft. Allerdings sind diese so gut in die Story eingepackt und informativ, dass man sich hier immer gut unterhalten fühlt und ich als IT-Laie habe hier noch so das ein oder andere Interessante erfahren können.
Seine Charaktere beschreibt er wieder gewohnt detailreich und lebendig. So erfährt man ein wenig mehr über das Privatleben von Kathryn Dance, was in einem wohl dosierten Maß in die Story integriert wurde und er führt auch eine neue Person ein: Jonathan Boling, ein sehr symphatischer Professor Mitte Vierzig, der Kathryn und ihr Team in IT-Fragen tatkräftig unterstützt.
Besonders interessant ist natürlich die Figur von Travis angelegt. Ihn stellt Jeffrey Deaver als einen sehr introvertierten, mürrischen Einzelgänger dar, der von seinen Mitschülern nicht akzeptiert wird und nun auch noch den Beschimpfungen und Bedrohungen durchs Internet ausgesetzt ist. So flüchtet der fanatische PC-Spieler scheinbar lieber in die synthetische Welt von Aetheria des Computerspiels DimensionQuest und bleibt für die Polizei ein Phantom und somit auch für den Leser, da seine Figur undurschaubar dargestellt wird.
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